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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G Hartmann. .V Ä<; 1 Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Abends und ist durch alle Postaustalten zu beziehen. jI." Dienstag, Nrn Oktober. Preis sür das Vierteljahr 1^ Thaler. Insertion- - Goöühren für den Raum einer gespaNeuen Zeile 1 Reugroschen. 18S1 Amtlicher Theil. Dresden, 5. Oktober. Se. Königl. Hoheit der Groß- herzog von Sachsen-Weimar, ingleichen Se. Königl. Hoheit der Herzog von Cambridge sind gestern Abend hier eingetroffen und im Hotel de Taxe abgetreten. Dresden, 6. Oktober. Wegen erfolgten Ablebens Sr. Königlichen Hoheit deö Prinzen Friedrich Wilhelm Karl von Preußen wird am Königlichen Hofe morgen, den 7. dieses Monats auf Eine Woche Trauer angelegt. Tagesgeschichte. 0 Dresden, 5. Oktober. Heute Vormittag kamen Ihre Majestäten der König und die Königin nach der Stadt, um den zur Zeit hier anwesenden hohen fürstlichen Perso nen Ihren Besuch abzustatten. Gegen 1 Uhr nahm Se. Majestät der König der zur hiesigen Garnison gehörigen Infanterie auf dem Theaterplatze die Parade ab. Die zum Theil erst vor einigen Lagen aus den Cantonnements hier her zurückgekchcten Truppen, unter dem Commando des Brigadiers Obersten v. Friederici eine combinirte Brigade bildend, empfingen ihren Kriegsherrn mit einem dreimaligen freudigen Hoch, in das auch die anwesenden Zuschauer mit cinstimmten. Se. Majestät, begleitet von Ihren Königl. Hoheiten den Prinzen Albert und Georg, dem Kriegsminister Generalleutnant Rabenhorst, dem Gouverneur der Residenz, der Generalität und einem zahlreichen Stabe, schritten die Front der in Divisionecolonnen aufgestellten Bataillone ab, worauf sodann die Truppen in offenen Peletonscolonnen dcfilirten. Nach Beendigung der Parade fuhr .Se. Maj. der König wieder nach Pillnitz, wohin Ihre Maj. die Kö nigin schon früher zurückgekehrt war. * Dresden, 5. Oktober. Am heutigen Morgen ver schied unerwartet einer der ältesten, treuesten und bewähr testen Diener des Königlichen Hauses, der wirkliche Ge heime Rach und Kämmerer, auch Oberhofmeiftcr Ihrer Majestät der Königin, Gottlob Heinrich v. Minckwitz, Großtreuz des Verdienstordens rc., im 77sten Lebensjahre. Sein Biedersinn, seine Humanität,, sei»»« <re«-^nig« Hin gebung gegen seine Königlichen Gebieter, deren Huld und Vertrauen ihn in hohem Grade beglückte, diese Eigenschaf ten seines edlen Herzens, welche ihn im Leben auszeichncten, werden ihm auch nach dem Tode ein ehrendes, freundliches Andenken sichern. -j- Dresden, 6. Oktober. Heute Vormittag ist im Sitzungssaale der Stadtverordneten die Wahl zweier Ab geordneten unserer Stadt und deren Stellvertreter für die zweite Kammer der nächsten Ständeversammlung vollzogen worden. Von 280 Wahlmännern waren 203 anwesend. Als Abgeordnete wurden gleich im ersten Scrutinium ge wählt Herr Stadtralh Dr. Hertel (mit l07 Stimmen), sowie Herr Kaufmann Stadtv. Schramm (mit 103 Stimmen) und als deren Stellvertreter Herr Gerichtsdirer- lor Wagner (dermaliger Vorstand des Stadtverordneten kollegiums) mit 179 und Herr Banquier Stadtv Bassenge mit 129 Stimmen. Die nur genannten Herren haben die auf sie gefallene Wahl sämmtlich angenommen. Nicht un erwähnt mag bleiben, daß auch Sc. Königl. Hoheit Prinz Johann als Wahlmann sich ringefunden hatte. LLien, 4. Oktober. (Ll.) Zur Feier des Namens festes Sr. Maj. des Kaisers rückte heute früh 9 Uhr die Garnison in den Casernen zur Kirchenparade aus. Der Herr Armeecommandant, General Graf v. Wratislaw, wohnte mit übrigen Herren Generalen der Kirchenparade in der Alsercaserne bei. Um 11 Uhr ward im St. Stephansdome ein Hochamt von Sr. Exrellenz dem Herrn Fürst-Erzbischose celebrirt, bei dem sich die Herren Minister, eine große Zahl Beamten, -der Gemeinderath, das MagistratSpersonal und zahlreiche Andächtige aus allen Ständen eingefunden halten. Die hier anwesenden Mitglieder der allerhöchsten kaiserlichen Familie versammelten sich zum Gottesdienste, dem auch Se. Maj. der Kaiser selbst beiwohnte, in der Schloßkapelle zu Schönbrunn. — Die durchlauchtigsten Eltern Sr. Maj. des Kaisers II. k. k. HH. Erzherzog Franz Karl und' Erzherzogin Sophie sind gestern im besten Wohlsein aus Ischl zurückgekehrt. — (Ll.) Se. k. k. Hoheit Erzherzog Albrecht wird den Diensteid in seiner neuen Eigenschaft als Militär- und Civilgouverneur in die Hände Sr. Majestät ablegen und begiebt sich im Laufe der nächsten Woche nach seinem neuen Bestimmungsorte. — (Ll.) Der königl. sächsische Ministerpräsident, Herr 1>r. Zschinsky, befindet sich bereits auf der Rückreise nach Sachsen und hat vor drei Tagen Innsbruck passirt. — (Ll.) Se- Maj. der Kaiser haben an den Fcldmar- schallGrafen Radetzky folgendes allerhöchstes Handschreiben erlassen: „Lieber Feldmarschall Graf Radetzky! Ich fühle Mich bewogen, den beiden Statthaltern, Grafen Strassoldo und Ritter v. Toggenbrtrg, Meine Zufriedenheit über die in ihren amtlichen Eigenschaften erzielten Resultate ihrer Thätigkeit, welche Ich während dec Dauer Meiner Reise durch das lombardisch-venetianische Königreich erkannt habe, auszusprechen. Sie werden denselben die dieSfälliqen Erklä rungen machen. Somma, den 29. September 1851. Franz Joseph m. i»." — (Ll.) Die schon seit längerer Zeit zwischen Oester reich und Baiern obschwebendcn Verhandlungen wegen Ab schluß eines Donauschifffahrtsvcrtragcs sind, wie man vernimmt, nun zum Abschlüsse gediehen. Der Ver trag hat keineswegs den Zweck einer Aufhebung der Schiffs zölle, sondern nur den einer Gleichstellung derselben; sowie die Beseitigung aller Schifffahrtshindernisse und eine ge meinsame Regelung des Stromes und seiner User selbst Vertragspunkte bilden. — Wir entnehmen „Wrtttzeimebs^ Geschäftsbericht" mrchfivhende Bemerkung über S^aS neu« Anlehen, die nicht ohne Begründung ist. Dieses Blatt schreibt: „Ob wohl noch nachträgliche Berichte über Einzel- und Ge- meindesubscriptionen einlaufen, so läßt sich doch das Re sultat diesfalls als ein abgeschlossenes annehmen. Ueber die unverhältnißmäßig geringe Betheiligung des Auslandes hat die fremdländische Presse vielfache Betrachtungen ange stellt, die jedoch so ziemlich von einem und demselben ge hässigen Geiste auszugehen scheinen. In wiefern dieser selbst auf da- Ergebniß eingewirkl hat, wollen wir dahin gestellt sein lassen; sicher aber hat er die nölhige Unbe fangenheit geraubt, um auf rein praktische Gesichtspunkte eingehen zu lassen. Auf allen Börsen Europa's, und auf der tonangebenden Pariser zumeist, ist nämlich die Spe kulation auf das Weichen der Fonds und Aktien entschieden vorwaltend. Es ist aber um so begreiflicher, daß dieselbe bei Eröffnung neuer Anlehen von vorhinein Platz greift, als allerdings seither die aus AnlehenSvperationen hervor gegangenen Papiere aus zweiter Hand billiger zu erstehen waren als aus erster. Auch solcher zweiter und dritter Hand hat z. B. auch Frankfurt die starken Posten 4^pro- centiger Met. und lomb. Anlehcn mit dem angestrebten Procentennachlaß ausgenommen, während eS als Subskribent nur sehr mäßig auftrat. Diese Erfahrungen beschränken sich aber keineswegs auf österreichische Papiere allein. Man hat sie ganz kürzlich in England beim neuen sardinischen Anlehcn gemacht. Wir hörten hier freilich von einem schnellen Vergreifen der ausgeschriebenen Summe, nichts dcstoweniger steht dasselbe gegenwärtig mit 2i^—3H> Diskont an der Londoner Börse." — (OO) Gleich der TheißregulirungSgesellschaft Ist auch rücksichtlich der W aagregulirun g die Bildung einer Ge sellschaft in Anregung gebracht und da- Programm dem Ministerium zur Genehmigung vorgelegt worden. Das Ministerium hat infolge dessen beschlossen, eine Commission an Ort und Stelle abzusenden, um einverstänblich mit den Besitzern der an den Ufern der Waag gelegenen und der ^eberschwcmmung ausgesetzten Grundstücke ein Ucberein- kommen zu Stande zu bringen und hiernach die Statuten zu entwerfen. Die Commission habe zu untersuchen, in welchem Maße für den, den Grundbesitzern von der Gesell schaft gewährten Schutz eine Entschädigung von denselben zu leisten sei und ob ferner von der Landes« oder Reichs rasse eine Unterstützung und in welcher Weise in Anspruch zu nehmen wäre. — (O. D. P.) Durch das Gouvernement In Agram wurden vor kurzem nicht unwichtige Aktenstücke an das Ministerium des Aeußcrn geleitet und cs dürfte nicht un wahrscheinlich sein, daß sie auf die Politik der Gegenwart von entscheidendem Einflüsse sein werden. Die Sache be zieht sich auf den Aufstand in Bosnien und handelt von den Entschädigungsansprüchen mehrer kaiserlicher Untcr- thanen, die bei dieser Gelegenheit einen sehr bedeutenden Theil ihres Vermögens eingebüßt haben. Es ist bereits außer allen Zweifel gesetzt, daß die kaiserliche Regierung diese Ansprüche mit Energie gellend machen wird. Nach einer neuesten Kundmachung aus Prag, 1. Okto ber, hat das k. k. Landesmilitärcommandopräsidium die in Leipzig erscheinende „Deutsche Allgemeine Zeitung" für den Bclagerungsrapon Prags, dann der Landesfestungen Joseph- stadt, Königgrätz und Theresienstadt verboten. Lemberg, 29. September. Auf amtlichem Wege — meldet daS „C. Bl." — ist gestern die Nachricht hier an- gclangr, daß Se. Maj. der Kaiser am 10. Oktober Wien verlassen werden, um Galizien mit seinem allerhöchsten Besuche zu beglücken. D><» Rekseprogramm lautet dahin, daß die Reise über Krakau, Tarnow, Rzeszow, Lemberg, Stanislowow, Kolvmea, Czernowitz und Radautz gehen werde. Krakau, 1. Oktober. (Schles. A.) In der gestrigen Sitzung des Gemeinderaths verlas der VicepräseS ein Re- script der RegierungScommission, welches anzeigt, daß nach einer vom Ministerium des Innern einqegangenen telegra phischen Depesche die Abreise des Kaisers von Wien nach Krakau am 10. Oktober erfolgen werde. Gleichzeitig wurde von dem Vorsitzenden auch das Programm über die Empfangsfeierlichkeiten verlesen, aus welchem wir die Mit theilung entnehmen, daß der Aufenthalt deS Kaisers in Krakau auf zwei Tage festgesetzt ist. In Prestburg ist der bisherige Gemcinderath auf gelöst und der neue vom Herrn Distcictsobergespan ernannt worden. Mailand, 30. September. (W. A.) Se. Maj. der Kaiser geruhten mittelst allerhöchster Entschließung <iri. 28. aus seiner Privatreisecasse 20,000 Lire zu Gunsten der Mailändischen Armen anzuweisen und huldreichst zu bestimmen, daß diese Summe zur Auslösung von Pfän dern aus dem Leihamte verwendet werde. Se. Maj. der Kaiser geruhten überdies noch 6000 Lire zu Gunsten des hiesigen Privatblindeninstituts und weitere 6000 Lire zu Gunsten der durch Ecdeinstürze in ihrer Habe beschädigten Bewohner von Villa (Bezirk Tirano im Valtellin) anzu weisen. Berlin, 4. Oktober. (Pr. A.) Heute Vormittag 11 Uhr fand eine Sitzung des Staatsministeriums statt — Der Hoftheater. Sonnabend, 4. Oktober. Pit Hagestolzen. Lust spiel von Jffland. Hierauf zum ersten Male: Gnkcl Lluä'ckrr. Posse in einem Akte von P. F. Trautman». Die „Hagestolzen" gewinnen durch Frau Heese'S treffliche virtuose Darstellung sehr und sind fähig, den, Publikum »-ne Hälfte deS Theaterabend- anziehendend und behaglich zu machen. Auch „Onkel Ouäcker" wird mit der andern Hälfte sehr gut fertig, aber leider nur dadurch, daß rr sich mit seiner ganzen ordinären Länge und Breite darin au-dehnt. Diese erquiflte neue Posse, die den beachten-werlhen Versuch macht, Witz durch Abgeschmacktheit zu ersetzen, bekundet einen gediegenen trivialen FondS. Selbst die kräftige Stütze einer gewöhnlichen plumpen Darstellung vermochte eS nicht, ihr bei der Galerie daS nölhige Interesse zu sichern. ES war somit schade um alle verlorenen Mühen einer recht von Herzen schlechten Aufführung, den Stiefelwichserhumor deS Herrn Räder mitgerechnet. Die Direktion wird wohlthun, den Onkel Qnäckcr, der sich ihrem Repertoir nicht als hilfreicher Mensch bewiesen hat, im Lincke'schen Bade zu überwintern, weil sich daran die Hoffnung knüpft, dann diesen edlen Siebenschläfer auS dem Geschlechte dramatischer Murmelthiere im Frühjahre mit Gottes Hilfe nicht wieder erwachen zu sehen. Fräulein Bertha Dunke hat sich als junge Anfängerin bei ähnlichen Fällen vor der zu großen Schwungkraft deS Herrn Liebe zu hüten, waS allerdings beim Tanze nicht leicht wird, da die Tänzerin immer auf dir Diskretion deS länzerS angewiesen ist. A l e r. B a n ck. Feuilleton. Literatur. Robert Griepenkerl hat ein neues Trauer- I spiel: „Die Girondisten", vollendet lind dessen Bekanntmachung j mit einer effcctuirrnden und mit großem Beifall aufgenommenen Vorlesung in Braunschweig begonnen. Wir hoffen nicht, daß sich mit diesem Stücke, wie bei seinem „RobcSpierre", daS colporteurartige und Beifall eintreibende Schauspiel wandernder Vorlesungen und kunstvoll phrastrten CotterieruhmS wiederholt, welches durch die endlichen Aufführungen dieses DramaS einen so kläglichen fünften Act erhielt. Die neue Tragödie soll auf dem Braunschweiger Theater gegeben werden. — Unter dem Titel: „Bilder auS Norden", hat der Naturforschers. O.Schmidt (Jena, Mauke) die Schilderung einer Reise nach dem Nordcap im Jahre 185V herauSgegeben, welche gebildeten Lesern eine angenehme und höchst unter richtende Lecture gewähren wird. Denn der Verfasser ergeht sich keineswegs in den Specialitäien seiner gelehrten natur historischen Forschungen, sondern giebt allgemein WissenS- weriheS und jversäumt nicht, uns von Volk und Land eine sehr anschauliche Beschreibung und mit unbefangenem Blicke gemachte sehr charakterifirende Bemerkungen und Erfahrungen mitzu- ihcilen. Von großem Interesse find die eingeschalteten besondern sehr gehaltvollen Aufsätze über die „nordische Thierwelt" — „über die Ureinwohner von Skandinavien" — „zur Ge schichte der Ost- und Nordsee". Herr Schmivt reiste von Christiania über Bergen nach dem Nordcap, von Bostcap, Torneo und Hagaranda nach Stockholm und besuchte außerdem Farö. Beiläufig bemerkt, find die Beschwerden, welche eine solche nordische Reise aufrrlegt, nicht unbedeutend, und die an- schöner Vorzeit überlieferten Vorstellungen von der Gast, sreiheit der Norweger und der Billigkeit ver Reisen in Norwegen und Schweden empfangen durch Herrn Schmivt eine endliche Berichtigung. — Die in diesem Jahre erschienenen Gedichte von Eugen Freiherrn v. KinSky-Tet tau haben sich als das naivste nnd rückhaltloseste Plagiat erwiesen; beinahe die Hälfte dieser an geblichen „poetischen Versuche" find nur „Versuche im Ab schreiben" der Gedichte von Karl Cou teile und Fr. Röhr ( 1827 edirt). Sogar die Ueberschrift der Gerichte ist mit Genauigkeit copirt, endlich auch daS Vorwort, nur daß statt der Widmung an Freiherrn v. Buygenhagen bei KinSky Professor vr. Arndt als Dedicationsbechrter eingetreten ist: daher bat sich auch ein Gedicht der Coutelle'schen Sammlung: „An Schiller", die Titrländerung: „An E. M. Arndt" gefallen lassen müssen, eine Aenderung, für die, als von den Umständen geboten, der fleißige Abschreiber bei den Lesern Entschuldigung finden wird. — In Wien sind v. Feuchterleben'S Werke in einer Gesammlauögabe, von Hebbel redigirt, soeben erschienen. — Unter dem Titel: „Die serbische Bewegung in Süd Ungarn", ist von einem Ungenannten (Berlin, Duncker) ein Beitrag zur Geschichte der ungarischen Revolution erschienen. Der Verfasser bezweckt durch seine Darstellung der Entwickelung und deS Verlaufs der serbischen Bewegung im Zusammenhänge ihrer historischen Begründung eine bisher noch sehr dunkle Seite jener Ereignisse auszuhellen, indem die bisherigen flüchtigen Mit theilungen darüber, größtentheilS ungarischen Federn entflossen, an einer Ueberreiztheit und Animosität der Auffassung leiden, di«