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Dresdner Ion rnal. Verantwortlicher Nedaeteur: I. G. Hartmann. V 2«1. Diese« Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Abends »ad ist durch alle Postaustalten zu beziehen. Freitag, den 3. October. Preis für das Vierteljahr 1(4 Thaler. Insertion- - Gtbühren für den Raum einer gespaltenen Zelle 1 Rengroschen. 1851 Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die in Paris getroffenen fremdenpolizeilichen Maßregeln betreffend. Nach einer, im diplomatischen Wege anher gelangten Mittheilung, sind vom Polizeipräfecten zu Paris, im Inter esse der öffentlichen Sicherheit und zu besserer Handhabung der Fremdenpolizei tm Departement der Seine, unterm 8. d. M. folgende Anordnungen getroffen worden. 1. Jeder Fremde, welcher in das Departement der Seine kommt, um daselbst seinen Wohnsitz zu nehmen oder ein Gewerbe zu treiben, muß sich binnen drei Tagen nach seiner Ankunft bei der Poltzeipräfectur melden und um die er forderliche Aufenthaltsbewilligung nachsuchen. Diese Vorschrift soll jedoch auf solche Fremde, die bloS zum Vergnügen oder in Geschäften reisen, ohne die Absicht eines bleibenden Aufenthalts zu haben, und die mit einem gehörig visirten Passe ihrer Regierung versehen sind, keine Anwendung leiden. 2. Diejenigen Ausländer, welche dieser Vorschrift nicht ge hörig Nachkommen, werden aus Frankreich auSgewiesen. DaS Ministerium d,S Innern unterläßt nicht, solches hiermit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Dresden, am 27. September 1851. Ministerium des Innern. v. Friesen. Eppendorf. Dresden, 2. October. Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg von Preußen ist heute früh nach Ber lin abgereist. Dresden, 20. September. Mit allerhöchster Geneh migung ist dem Privatpostschreiber Gustav Magnus Schmidt zu Budissin für die mit Muth und eigener Le bensgefahr bewerkstelligte Rettung des Müllergesellcn Reis vom Tode deS Ertrinkens in dem Mühlteiche bei Dahlen die silberne Lebensrettungsmedaille mit dem Befugnisse, die selbe am weißen Bande zu tragen, verliehen wordsu. Tage-geschichte. 0 Dresden, 1. Oktober. In einem Artikel von Dres den im gestrigen Blatte der „Sächs. Constit. Ztg." wird einer zwischen den Ministerien des Krieges und der Finan zen in Betreff der beabsichtigt gewesenen Herbstmanö ver angeblich bestandenen Differenz erwähnt. Schon an sich aber würde keinem Minister ein Widerspruch gegen die Verwendung des mit den Ständen verabschiedeten Etats quantums eines andern zustehen; wir können jedoch aüch überdies verbürgen, daß von der Nothwendigkeit, das Mili tär, wenn es brauchbar sein soll, auch einzuüben, das Finanzministerium eben so lebhaft durchdrungen ist als das Kriegsminiflerium, und mithin von dem Vorstande des erster» eine Einsprache gegen jene Manöver weder erhoben worden ist noch werden konnte, wie sie denn auch den Bundesgesetzen gemäß sind. Dresden, 2. October. Heute Mittag nach 12 Uhr rückten, unter dem persönlichen Kommando des Bri gadiers Obersten Prinz Albert Königliche Hoheit, aus dem Eantonnement bei BrandiS, die der hiesigen Gar nison angehörigen Truppen, bestehend aus dem 9., 10. und 11. Jnfanteriebataillone, (Brigade Prinz Georg)-und dem 3. Schützcnbataillone, mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen hier ein. Eingeholt von I. K. H., den Prinzen Johann und Georg, dem Gouverneur der Residenz, der Generalität und einer glänzenden Suite, wurden die Truppen auf dem Platze vor dem Leipziger Bahnhofe von Sr. K. H. Prinz Johann im Vorüberziehen in ihren einzelnen Abtheilungen in huldvollster Weise be grüßt, »vorauf dieselben, von der Bautzner Straße durch die Königsstraße marschirend, am AuSgange der letztem vor I. K. H. in offenen PeletonScolonnen desilirten. Nach beendigtem Defiliren nahmen sämmtliche 4 Bataillone aus dem PalaiSplah vor dem Gouverneur der Residenz, Gene ralmajor v. Rockhausen, in concentrirter Eolonne Parade stellung zur Abgabe der Fahnen und rückten sodann in ihre Kasernen ein. Die Truppcn kamen heute von Meißen. Aussehen und Haltung derselben ließen nichts zu wünschen übrig. Eine in Wien eingegangene telegraphische Nachricht au- Mailand vom 27. September meldet: Se. Majestät besichtigten am 26. die auf der Haide Malpensa Somma auSgerücklen drei Eavalerieregimenter. Se. königl. Hoheit der Prinz von Baiern und der kaiserl. russische General- leutnairt v. Grotenhilm sind heute im allerhöchsten Hof lager eingetroffen. Wegen deS fortwährend äußerst ungün stigen Wetters haben Se. Majestät das UebungSlagcr auf gehoben und gedenken Montag den 29. die Rückreise an- zutretrn und sich einen Tag in Venedig aufzuhalten. Heute sand »in großes taktisches Manöver deS zweiten Armeecorps auf der Haide bei Somma statt, bei dem Se. Majestät in höchsteigener Person das Commando führten. Leider störte das schlechte Wetter daS großartige Schauspiel. Berlin, 29. September. (Schics. Z.) Wie wir erfah ren, hat eS die Anhäufung großer Baarvorräthe in den Lassen der Bank nothwendig gemacht, die großen schon seit längerer Zeit eingelegten Depositencapitalien von Pri vatleuten zu kündigen, eS hält dieses jedoch nicht ab, nach "wie vor Eapitalien anzunehmen. Welchen Einfluß diese Kündigung auf den Geldmarkt hervorbringen wird, läßt sich noch nicht ermessen. — 1. Octoder. (Pr. Z.) Heute Abend kurz vor 11 Uhr trafen der Prinz und die Prinzessin von Preußen nebst Prinz Friedrich Wilhelm hierselbst rin. — (Pr. A.) Der am 15. Juli d. I. zu Gotha zwischen 10 deutschen Staaten (Preußen, Baiern, Sachsin, Sachsen- Weimar, Oldenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Koburg- Gotha, Sachsen-Altenburg, Anhalt-Dessau nebst Körben, Anhalt-Bernburg, Schwarzburg-Rudolstadt und Sonders hausen, Reuß älterer und jüngerer Linie, Walbeck, Lippe) abgeschlossene Vertrag wegen der gegenseitigen Verpflich tung zur Uebernahme von Auszuweisenden ist bi- jetzt von 12 Regierungen ratificirt worden und wird publi- cirt werden, sobald die noch erwarteten 4 Ratificationen ein gehen. — Gleichzeitig mit dem Beitritt der beiden Hessen zu dem deutschen Postvereine erfolgt auch der Anschluß deS Herzogthums Nassau an denselben, und zwar mit dem 1. October d. I. — (N. Pr. A.) Der Geheime Ober-RegierungSrath v. d. Reck ist nach Hannover abgegangen, um mit der dortigen Regierung über den Anschluß der in den westlichen Provinzen Hannovers projectirten Eisenbahnen an das diesseitige Eisenbahnnetz zu verhandeln. Münchcn, 28. September. (N. M. Z.) Ritter Joseph v. Maffei Hal gestern seinen sämmtlichen Arbeitern ein Fest gegeben, um, wie er cs selbst aussprach, die von ihrer Seite zur Feier des Sieges der „Bavaria", den ihre Mit wirkung errungen, dargebrachte Huldigung zu erwiedern. Er überreichte bei dieser Gelegenheit die allerhöchst bewilligte Hoftheater. Mittwoch, 1. October. Zum ersten Male: Die Erzählungen der Königin von Navarra. Lustspiel in fünf Akten nach Ccribe und Legouvch übersetzt von Theodor Hell. Das Stangenklettern ist eine sehr beliebte Volksbelustigung. Man befestigt auf einem hohen glatten Pfahl vielerlei lockende Habseligkeiten; der Schaft desselben wird aus Antheil für die Kleidung und das gute Fortkommen der Wettkämpfer mit einer empörenden Flüssigkeit, mit grüner Seife, bestriche». ES er regt den Jubel der Menge, die Buben stundenlang immer wie der fern und nah vom Ziele herabrutschen zu sehe«, ohne daß sie zu neuen Versuchen müde werden. Gebildet« Menschen aber fühlen sich dabei nur auf kurze Zeit amüstrt, auf die Dauer gelangweilt, und eS wird ihnen endlich leicht umS Herz, wenn einer oben angelangt ist und ihnen die unwillkürliche Neugier erlaubt, nach Hause zu gehen. Und sehr ähnlich geht ,S mit diesem für ander« Bühnen alten, für Dresden neuen Stück. ES ist ein fortwährendes Stangenklettern. Die Schlauheit und ränkevolle Wachsamkeit der Diplomatie stellen die geschätzte grüne Seife am hölzernen Stamm der Handlung dar, und Kaiser Karl V. und ß«tn HauS- minister Guattinara fühlen sich veranlaßt, diesen (Überzug von Zeit zu Zeit auSzubeffern. Die Jntriguen und Pläne Mar garetha- aber, eine- schönen, geistvollen und au- Klugheit ko ketten Weibe-, bilden die hundert Kämpfer, welch, hlWufstre« ben und zwar zu keinem geringeren Ziele al- zur Befreiung deS gefangenen König« Franz I., Bruder- der Margaretha. Doch eS wird endlich ermüdend und langweilig, diese kleinen verwegenen Spion-Gamin- und Jntriguen-HidalstNS, die sich Feuilleton, zuweilen Nägel in die Schuh schlagen und dabei von Kaiser und Minister belauscht und entlarvt werden, immer wieder mittelst der diplomatischen grünen Seife hinabgleiten zu sehen, bi- eS dem Dichter nach viertehalbstündigem kleinlichen Ne- tardirungen und äußerlich herbeigezogenen Impromptu- beliebt, ein- dieser Erperimente gelingen zu machen. Die- geschieht schließlich in einer so kecken, theatralisch frechen Weise, daß sich die gute Tante Wahrscheinlichkeit dagegen auflehnen will und leise zu flüstern beginnt. Da aber erhebt sich der Applaus deS französischen Publikums und giebt mit seinen tausend Harle- quinpeitschen der Pedantin die Bafionade, worauf der Autor erscheint und sich für den gütigen Beistand bedankt. Von jenen Harlequinpeitschen aber hat Jeder zwei und sind solche angewachsen, damit er sie beileibe nicht beim Gang in da- Tiiestre (ran^sis vergißt. In Dresden war dies ander-, denn der Beifall galt er sichtlich nur der genialen Darstellung der Hauptrolle, — da- Stück gewährte allein diejenige Unterhaltung, welche die Span nung der Aufmerksamkeit bei einem ersten Jnscenegehen be dingt. Die organische Gliederung der Geschichte und der poeti sch«» Wahrheit wird natürlich in diesem Lustspiele zu einem »unten Ragout zerhackt und mit einer dramatischen Sauce ü la Mode servirt, die ein schwacher, ungesunder Magen rei zend finden könnte. Der Gliederung deS Ganzen fehlt eS an aller Rundung. Zeder Act zeigt die Modifikationen desselben Bestrebens. Die Gestalt deö Stück«- gleicht den altäghptischen Götzenbildern im Tempel zu Karnak, die mit Köpfen, Busen, goldene Civilverdienstmedaille dem tüchtigen Leiter deS Eisen werkes Hirschau, Joseph Hall. Hannover, 30. September. Die Nieders. Zeit, schreibt: Die M i ni sterkrisis besteht noch, jedoch tritt die Wahr scheinlichkeit näher, daß das Programm deS Herrn v. Münch hausen und daS gegenwärtige Ministerium vorläufig für Hannover maßgebend bleiben wird. Bretten, 25. September. (Bad. LdSz.) Die Vorarbei ten zur Errichtung der Verbindungsbahn zwischen der würt- tembergischen und der badischen Eisenbahn sind so weit vorgeschritten, daß noch in dieser Woche die Commission, welche die Bahnlinie zu bestimmen hat, und aus drei würt- tembergischen und vier badischerl höher» Beamten besteht, hier eintreffcn und ihre Arbeiten beginnen wird. Nach dem Schluß dieses Geschäfts wird dann mit dem Güterankauf begonnen werden, dem dann der Anfang der Erdarbeiten unmittelbar folgt. Kassel, 29. September. (O.P.A.Z.) Nachdem in der letzten Zeit fast täglich größere oder kleinere Truppenübun gen auf dem großen Forste stattgefunden hatten, hielten Se. königl. Hoheit der Kurfürst heute in der Stadt Heer schau über sämmtliche Truppen der Garnison und der Umgegend ab. — (Fr. I.) Gestern wurde die Anklage gegen den Po- lizeivorstand Henkel und den Polizeicommissar Hornstein vor dem permanenten Kriegsgericht verhandelt und Henkel zu einer iVslährigen Festungsstrafe, Hornstein zu einer vier wöchentlichen Gefängnißstrafe verurtheilt. Beide waren schon früher wegen derselben Anschuldigungen processirt worden, durch Urtheil deS GeneralauditoriatS waren sie wegen dec Hauptpunkte freigesprochen worden, wegen der übrigen wurde verfügt, daß die Untersuchung zu beruhen habe; In letzterer Beziehung war dieselbe infolge eines Beschlusses deS Justiz ministeriums wieder ausgenommen worden und hatte das eben erwähnte Urtheil zur Folge, gegen welche- von den Betheiliglen der Rekurs ergriffen wurde. Vom Rhein, 29. September. (Fr. I.) Aus wohlunter richteter Quelle geht uns soeben die Nachricht zu, daß die Negierung dem Bischof von Mainz den Beschluß habe no- tificiren lassen, daß die katholische Facultät in Gießen wieder vollständig hergestellt werden müsse. WteSbad»«, 29. Seotember. Das neueste „Verorb- nlrngSblTtt" vringr eine vom 27. d. M. dntirte Verord nung, welche den Bundesbeschluß vom 23. August in Be treff der Grundrechte im Herzogthum Nassau in Wirk samkeit setzt. Kvbnrg, 27. September. (N. C.) Nach zweitägiger Debatte ist in der heutigen Sitzung daS Preßgesetz von den Landständen angenommen worden. Die im Entwürfe vor geschriebenen Caulionen auswärtiger Drucker sind abgelehnt. Hamburg, 29. September. (W A ) Ur. Ad. Soet- beer, erster Bibliothekar unserer Commerzbibliothek und Seeretär unseres Commerciums, ist gestern nach Magdeburg zur Theilnahme an den wieder aufzunehmenden Verhand lungen der Elbschifffahrtscommission abgereist. Später wird er sich, dem Vernehmen nach, auch nach Frank furt begeben. Frankfurt, 29. September. (O.P.A.Z.) Aeußerm Ver nehmen nach ist der königl. preußische Generalmajor und Divisionär zu Trier, Herr v. Boni«, zum Oberbefehlshaber deS in der Umgegend hiesiger Stadt zu bildenden B un de«- cocpS ernannt worden. Bekanntlich wird das 12,000 Mann starke Corps auS königl. preußischen, königl. bairi schen, großherzogl. badischen, großherzoql. hessischen und herzogl. nassauischen Truppen aller Waffengattungen zu sammengesetzt sein. Die CantonnementSorte dieser Trup pen sollen noch nicht definitiv bestimmt sein. Armen und Beinen übersäet waren. So war eS ihnen leicht, sich unendlich zu vermehren und mit einem Schwertstreich tau send Feinde zu schlagen. In die Fortpflanzung dieser Komö diegattung kann kein Zweifel gesetzt werden, den einzigen Feind aber, den sie hat, wird sie nicht besiegen: er reicht gerade hi», denn eS ist die menschliche Vernunft, die ewige Gegnerin von den abenteuerlichen Ausgeburten und Extravaganzen der Kunst. Der Dialog ist oft breit und viel weniger agil, pikant und geistreich, alö in den besten Werken Scribe'S, leider aber noch gut genug, um eS mit den meisten deuischen Stücken aufnehmen zu köiu»«n. Daß flch in diesem Lustspiele eine viel bessere Zeichnung der galanten Frivolität nett ihren heimlichen Thüren, verbrecherischen LiäsonS und hoffmännischen Kuppeleien al- eine gute Malerei der Charaktere findet, darf nicht in Erstaunen setzen, seitdem sich Srribe darüber selbst gegen einen Freund aussprach, der ihn einer mangelhaften Charakteristik beschuldigte: „WaS wollen Sie mit diesem Vorwurf?" antwortete er. „Ich fand, daß er veraltet war, als ich zu dichten begann; wir haben seitdem in der neuern Richtung Fortschritt, gemacht und ich sehr jetzt, daß er ein Greis ist. Denn meine Personen so gründliche Charaktere wären als Sie wünschen, so würden sie nicht mehr thun wa- ich wünsche. Ich kenne in einem Stücke nicht» GönantereS und Wider spenstigere- als sogenannte Charaktere. Sie sind wie ab geschossen» Kugeln, über dir der Dichter kein« Gewalt mehr hat »»„vollen ihren,igenenWeg gehen. MeineGestalten aber muß ich commandiren können; sie haben alle wie gute Soldaten auf di« Fahne geschworen und wir befinden un» b«ide wohl dabei. Wer