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3. Decbr. 1838. Ur. 95. Dienstag. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Redaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Inserate aller Art werden mlt 8 Pfeu» berechnet und In alle» Trpedltionen dieser Zeitung angenommen. Dieses Blatt erscheint DMWeißcriH-Zeitimg gen zu beziehen ist. » " Aus dem Vaterlande. Dresden. Der König hat folgenden Tagesbefehl erlassen: Soldaten! Der Kriegsminister hat mir über die beendigte Mo bilmachung der Armee Meldung erstattet. In einer ernsten Zeit habe ich euch zu den Waffen gerufen! Ohne Zöger» seid ihr diesem Rufe gefolgt und in den Gefühlen eurer Pflicht und Liebe für König und Vaterland, treu den Geboten der Soldatenehre, geeilt auf die Sam melplätze eurer Abtheilungen! So hat es das Vaterland, so habe ich, euer König, es von der Treue und dem Diensteifer meiner braven Soldaten erwartet! Groß find die Opfer, die lhr, namentlich die älter» unter euch, die braven KriegSreservistcn, hierdurch gebracht. Euren bürgerlichen Beruf, euren heimathlichen Herd, eure Familien habt ihr, wenn auch mit schwerem Herzen, doch freudigen MutheS verlassen, um der Pflicht zu genügen und eintretend in die Reihen eurer jünger» Kameraden, diesen vorzuleuchten als ein Muster braver Soldaten. Ich, euer König und Kriegsherr, danke euch in meinem und des Vaterlandes Namen! Soldaten! Mit Stolz blicke ich auf eure Reihen, auf die Reihen meiner Armee, die wohi an Zahl man cher andern, an Muth und Treue keiner nachsteht! Dresden, den 28. Nov. 1859. (Gez) Friedrich August. Dresden. Zu den kriegerischen Vorbereitungen, die jetzt getroffen werden, gekört auch, daß eine sehr bedeutende Quantität Militär-Zwieback (dünne ungesäuerte Brot kuchen, die sich bekanntlich Jahre lang aufbcwahren lassen) gebacken wird. — DaS Dresdner Journal berichtet, daß daS fernere Erscheinen des in Rochlitz herausgekommenen Muldenthaler Bolen, der in Oederan erschienenen Freichristlichen Zeitung und der in Plauen hcrausgegebenen Voigtländischen VereinS- blätter von den betreffenden Kreiödireclionen verboten worden sei, nachdem die genannten Blätter sämmtlich be reits dreimal zur Verhängung von Beschlagnahmen Veran lassung gegeben hatten; eine vierte, gleichfalls radikale, aber gemäßigtere Zeitschrift, der Werdauer Anzeiger und KrciS- blait, ist eingegangen. Geithain, 26. Nov. Dieser Tage ist bei uns ein Fall unerhörter Frechheit vorgckommen. Vor einigen Wochen wurde nämlich dem Gutsbesitzer Steindorf, dessen Besitzung etwa 10 Minuten von der Stadt entfernt liegt, von unbe kannter Hand ein Brief auf daS Fensterbret gelegt, worin man ihn aufforderte, bis zum 18. Novbr. die Summe von 500 Thlrn. in ein Gesträuch in der Nähe seines GuieS nieberzulegen, von dieser Angelegenheit aber gegen Niemand zu sprechen, widrigenfalls er, sowohl im Weigerungsfälle als auch im Falle eines VcrralhS, auf eine grausame Weise ermordet werden würde. Herr Steindorf leistete der For derung natürlich keine Folge, war jedoch auf seiner Huth; worauf man denn am Morgen des 20. Novbr., am Thor- wege befestigt, einen zweiten Brief fand, in welchem die Forderung auf 400 Thlr. herabging, welche biss zum 25. Novbr. geschafft sein müßten. Herr Stcindorf machte von diesen Vorfällen bei der hiesigen Behörde Anzeige; man rieth ihm, zum Schein ein Packet Geld an die bezeichnete Stelle zu legen, waS auch geschah. In der Nacht vom 24. auf den L5. Novbr. wurden nun zwei bewaffnete Posten aus gestellt, wovon der äußere auS Hrn. Stetndorf und Gendarm Schäfer bestand. Die Nacht verging, der Morgen brach an und Niemand erschien, um daS Geld abzuholen. Der in nere Posten zog sich wieder zurück und nur der äußere blicb noch auf der Lauer. Endlich früh gegen 7 Uhr erscheint ein Mann an der bezeichneten Stelle, blickt scheu um sich und untersucht das Gesträuch; er findet das Packet und entfernt sich damit. Jetzt springt Gendarm Schäfer hervor; der Mann wirft das Packet weg und will entfliehen, wird jedoch eingeholt, und man erkennt in ihm den Zimmerge sellen Förster auS Kolka, welcher täglich hierher zur Arbeit kam. Er ist bereits nach Rochlitz abgeführt. (G.F.) Politische Weltfchau. Frankfurt a. M., 29. Nov. Nicht in Oderberg, wie früher bestimmt war, sondern in Ollmütz wird eine Zusammenkunft des Hrn. v. Manteuffel mit dem Für. sten Schwarzenberg staltfinden, und man ist voller Zu versicht, daß der Plan des Ersteren, die deutsche Frage zu ordnen, bei dem österreichischen Kabinete Eingang finden werbe. Derselbe scheint zunächst die Räumung Hes sens, sowohl von Preußen, als Baiern und Oesterreichern zu bezwecken, in der Hauptsache aber auf eine Arronbirung der größern Mächte hinauszulaufen. — — Die Spenersche Zeitung schreibt über die Konfe renz in Ollmütz: Eine augenblickliche Entscheidung über Krieg oder Frieden ist von dieser Sendung nicht (?) zu er warten, sondern man will nur die Grundlagen verabreden, auf welche hin eine Verständigung herbeigeführt werden könne, um darnach definiliv anorbnende Conferenzen zu be ginnen. Deshalb ist auch keineswegs von einer sofortigen Entwaffnung die Rede. Berlin, I. Decbr. Herr SlaatSminister von Man teuffel ist gestern Mittag 2 Uhr hierher zurückgekehrt. So viel man im Allgemeinen als zuverlässig vernimmt, ist, we sentlich mii unter dem Einflüsse der neuesten Wendung der hessischen Angelegenheit, die günstigste Aussicht auf Erhal tung deS Friedens gewonnen und eine Verständigung für die demnächst in Dresden zu eröffnenden M i niste reo ufe re nz en erlangt worden. Diese Verhandlungen scheinen demnach bestimmt, den Pfad zur glücklichen Lösung der Wirren zu firiren. — Nach der Spener'schen Zeitung erfordert die Mo bilmachung deS preußischen HeereS außer den ersten, circa 20 Millionen Thlr. betragenden Kosten monatlich 7 Mil lionen Thaler baare Auslagen. ' — In der Nacht zum 30. fand in der Kürassierstraße zwischen Militärs und Civilisten eine bedeutende Schlägerei statt, veranlaßt durch einige demokratische Bummler, die das