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11. Octdr 1850 Nr. 80 Redaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Freitag. Dieses Blatt erscheint Inserate aller Ar» Dienstags it. Freitags O werden mit « Pfen- DM « ten und Buchhandlun- M SrpSditleaen dieser gen zu beziehen ist. » Zeitung angtllemmeu Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger Md Sandmann. Aus dem Vaterlunde. Dippoldiswalde, den 10. Oct. Wie wir hören, hat das Königl. Justizministerium den ferneren Urlaub des Herrn Actuar Berndt Behufs der Führung des hiesigen Bür germeisteramtes genehmigt. Dresden. Bläner, von denen man sagt, daß sie in besonderer Begünstigung bei leitenden Personen stehen, bringen die Nachricht von einer beschlossenen Vermählung des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich mit der dritten Tochter deö Prinzen Johann von Sachsen, Sidonie (geb. 16. Aug. 1834); sie fügen hinzu, die betreffenden gegensei tigen Uebereinkommen seien schon unterzeichnet. Wir zwei feln noch an der Richtigkeit Vieser Nachricht; wenigstens nähme eö uns Wunder, wenn von einer als abgemacht bezeichneten Sache unsere offiziellen Blätter noch keine Kunde gebracht hätten, eine Kunde, die daS Land in jeder Bezie. hung im höchsten Grave mleressiren müßte. (D.A.Z.) Politische Weltschau. Frankfurt a. M., 6. Oct. Der Prinz vonPreu- ßen, welcher gestern Abend von Karlsruhe hier eintraf, wird dem Vernehmen nach nur bis morgen in unserer Stadt verweilen. Seine Herkunft soll durch die neue, sehr uner wartete Gestaltung, welche die interimistische Blindes te ntr al commissi on erhalten hat, veranlaßt sein. — Neuerdings verbreiten sich Gerüchte, daß der Kurfürst von Hessen zu Gunsten des Landgrafen von Hessen zu abdiciren beabsichtige; auf dieses Project soll die Reise des Prinzen Friedrich, welcher vorgestern vom Schloß Rumpen- heim nach Berlin abgereist ist, Bezug haben. Altona, 6. Oct. Friedrichstadl ist vorgestern Abend und gestern Vormittag gestürmt, aber der Sturm ist ab- geschlagen. Die Stadt ist größtentheilS abgebrannt. Un sere Truppen haben viele Todte und Verwundete, darunter beinahe das ganze Osfiziercorps des 6. Bataillons. ES ist deshalb der Sturm vorläufig aufgegebcn und der Rückzug auf Süderstapel erfolgt. Die Beschießung soll jedoch von neuem beginnen. Die obige Nachricht vernichtet leider die Hoffnungen, die wir «US früheren Nachrichten schöpften. Die dänischen Verschanzungen baden sich als zu fest erwiesen, und der Sturm auf die Stad«, am Freitag Abend und Sonnabend Morgen, ist abgeschlagen worden. Vermuthlich ist während deS Sturmes die dänische Besatzung noch durch die übrigen Truppen des dänischen rechten Flügels verstärkt worden, so daß die SchleSwig-Holsteiner den Kampf gegen die Ver. schanzungen und gegen eine bedeutende feindliche Macht trotz des größten Muihes haben aufgebcn müssen. Vor läufig ist die Beschießung der Stadt unterbrochen, frische Truppen werden die bisherigen ablösen müssen und daö blutige Werk von neuem beginnen. Aus Schleswig, 5. Oct. (Abends). Leiber haben wir dte traurige Nachricht zu melden, daß der gestern Abend 7 Uhr auf Friedrichstadt unternommene Sturm von den Dänen mit ihren zahlreichen Schanzen, Gräben, Kanälen und Blockhäusern abgeschlagen worben ist und daß unser Verlust ein ziemlich bedeutender gewesen. Während deS ganzen gestrigen TageS wurde das Bombardement auf dte feindlichen Werke unterhalten und viele Schanzen und auch ein Blockhaus sichtbar gänzlich zerstört, so daß die Ver- theidigungswerke bis dicht vor die Stadt nicht mehr bedeu tend erschienen. ES wurde gleich Nachmittags die sämml- liche Infanterie zusammengezogen, und gegen 6 Uhr Abends, nachdem die Sturmcolonnen sormirt waren, der Sturm er öffnet. Anfangs ging eS ganz vortrefflich, die ersten Schan zen wurden nach kurzem Widerstand von den Unserigen ge nommen und nun ging eS weiter in unmittelbare Nähe der Stadt, die sehr niedrig liegt. Hier traf man auf ganz utt- vorhergesehene Hindernisse, die Wege und Chaussee waren durchstochen, man Halle Gräben und Sümpfe zu paffiren und die betgegebenen Pontonniere mußten erst diese Wege einigermaßen passirbar machen. Während Dies aber ge schehen konnte, hatte der Feind auS einer Anzahl maSkirtcr Schanzen, die erst in nächster Nähe sichtbar wurden, ein mörderisches Feuer eröffnet, welches förmlich kreuzweise dte Straßen beherrschte und deshalb unsere Glieder und Reihen bedeutend lichtete. Einem Zug des 6. Bataillons gelang eS, bis vor die Stadt vorzudringen, dort wurde derselbe je doch von einem starken Feind empfangen und zurückgewor- sen; ein Zug deS 3. Bataillons ging zu schnell über eine aus PonionS geschlagene Brücke, dieselbe brach und der größte Thcil deS ZugeS fand seinen Tod in den Wellen. Um 10 Uhr mußten unsere stürmenden Truppen den Rück zug antrcten und wurden von der feindlichen Infanterie, welche auS der Stadt hcrvorbrach, verfolgt; das II. Ba taillon mit der Batterie Christiansen deckten jedoch den Rück zug und verhinderten'jede weitere Verfolgung deS FeindkA biS außerhalb seinem Schanzenbereich. Um II Uhr wurde die Armee nach Süderstapel beordert, wo sie Vie Nacht ritt Bivouac bezogen. Der Verlust wird auf 30C—400 Mann an Lobten und Verwunderen angegeben,'worunter sich 20 bis 30 Offiziere befinden. Die Proklamation des Generals v. Wtllisen, welche derselbe sogleich an die Armee erlassen, hat die Stimmung wieder belebt. Ein eigentlicher Verlust für die ganze Armee und die fernem Operationen ist eS nicht. Vom Altonaer Bahnhofe, 6. Oct. (Abends). Die Belagerung wird fortgesetzt. Die Unserigen sollen dort dieselbe Position haben, die vor dem Sturm von ihnen eingenommen war. ' < Kassel, 5. Oct. Der Oberbürgermeister hat in einem Schreiben an General Haynau die Auflösung der Bürger garde als verfassungS« und gesetzwidrig erklärt und gegen Vie Maßregel Protest erhoben. Er ist hiernach von dem Oberbefehlshaber von seiner Stelle suöpendirt worden. — Die „Neue Hessische Zeitung" ist gestern Morgen nicht mehr