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der ein neu,- Vertrauensvotum al- Beruhigung-pflaster mit auf den Weg. Wahrlich, bei solcher Inkonsequenz eine- politischen Verein-, der sich seiner hohen politischen Bildung rühmt, möchte einem schwarz und blau vor den Augen werden und man wlrd hierbei fast versucht au-zurufen: „Herr, vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, ma- sie thun!" Nach allen diesen Vorgängen blieb dem Au-schusse d,S Dresdener Vaterlandsverein- in der Thal weiter Nicht- übrig, al-, wie er gethan, zurückzutreten, denn wie wäre es ihm, da er in dem Vereine seine par lamentarische Stütze verloren hatte, möglich gewesen, etwas Ersprieß-. liche- zu wirken? Da« war ehrenhaft und konsequent. Die Neu wahlen sind ungeordnet und da- Resultat derselben wird bestimmen, ob der Dresdener Vaterlandsverein in Zukunft noch eine politische Bedeutung Haden, oder dazu verurtheilt werden soll, ein willenlose« Werkzeug einiger überschwenglicher Freiheit-ideologen zu werden, welche die Well mit ihren politischen Seiltänzersprüngen in ein unfruchtbare- Erstaunen zu setzen sich vorgenommen zu Haden scheinen und es ver schmähen, in festem und geschlossenem GeschwindschrittSmarsch die Principien de- Radikalismus nach den Höhen de- Staate- zu tragen. ES möge daher die besonnene Partei in dem hiesigen Va- terland-vereine den letzten, aber energischen Versuch machen und bei den Au-schußwahlen Alle- aufbieten, daß die Intelligenz und die politische Befähigung in den Ausschuß gelange; wo Da- nicht geschieht, nun was wird da vermuthlicher Weise die Folge sein? Die Antwort ist nicht schwer; die unkundigen und leidenschaftlichen Steuerleute werden das Fahrzeug, den Dresdener Vaterlandsverein, gar bald durch den anstürmenden Wogenschlag der nächsten Zukunft an den Klippen zerschellen lassen, welche sein politische- Fahrwasser gefahrvoll machen, oder um eine gemeinverständlich,S Bilde- mich zu bedienen, der Karren wird bald so tief in den Koch hineingefahren werden, daß man ihn nicht wieder herau-holen kann. Zch rühme mich zwar keiner großen AhnungS- gabe, aber da- glaube ich doch Voraussagen zu dürfen, daß mehrere Mitglieder d,S bisherigen Ausschuss,- kaum die Wahl zum neuen Ausschuß, wenn diese auch auf sie fallen sollte, annehmen werden, denn nicht Jedermann ist e- gegeben, eine solche harte Behandlung um Nicht- und wieder Nicht- zu ertragen, und ich mag ihnen Dies auch nicht verdenken. Andere werden vielleicht die Annahme oder Ablehnung der Wahl davon abhängig machen, au- welchen Elementen der Aus schuß sonst noch zusammengesetzt sein wird; noch Andere werden endlich wohl auch auf die ihnen zugefallene Stimmenzahl ein Gewicht legen, da sie nach dem Vorgefallenen einen überzeugenden Beweis de- Ver trauen- für ihre Wirksamkeit nicht entbehren können Fällt die Zu sammensetzung de- Ausschusses zu Gunsten der Intelligenz und de- moralischen Einfluss,- au-, so kann der gänzlichen Auflösung de- hie sigen Verein- noch vvrgebeugt werden; sollte da- unglücklicherweise nicht der Tall sein, so werden, wie e- den Anschein gewinnen will, sehr viele Mitglieder au-treten. Damit nur diese politischen Kräfte nicht verloren gehen, so sollte entweder eine Veranlassung zur Bildung eine- Minorität-vaterland-verein- gegeben werden oder ein Ueberlritt in Masse zu dem deutschen Vereine erfolgen, der dadurch natürlich einen ganz anderen Charakter und — wa- ihm sehr zu wünschen wäre — mehr Regsamkeit erhalten würde. x Dresden, 18. September. (Kirchlicher Verein.) Mag man auch den gründlichen Verhandlungen der Frankfurter Nationalversammlung über da- zukünftige Verhältniß de- Staate« und der Kirche zu einander noch so stetig gefolgt sein, so hält r- doch ziemlich schwer, sich dieselben übersichtlich nach den leitenden Gesichts punkte« und den Hauptrednern zu gruppiren. E- war daher recht danken-werth, da- Herr Köhler (Lehrer an der höhern Bürgerschule in Neustadt) in der letzten Versammlung d,S kirchlichen Verein- am 12. Gitternder einen derartigen Bericht über jene Verhandlungen erstattete. Er that Die- aber, indem «r nach einer kurzen Charakteristik de- wesentlichen Fortschritte- auf kirchlichem Gebiete, welchen die be treffenden Paragraphen der Grundrechte de- deutschen Volk,- ent halte«, zunächst die allgemeine Debatte besprach und in derselben zwei Richtungen mit ihren verschiedenen Modifikationen, Motiven und Vertretern namhaft machte, und zwar der Art: von der einen Seite wolle man 1) keine vollständige Trennung de- Staates von der Kirche, «) au- Besorgniß vor hierarchischen Uebergriffen (Weicker und Jordan au- Berlin) und d) au- Besorgniß wegen Verfalls de- kirch lichen Leben- (Beiseler au- München); 2) von der andern Seite wird verlangt vollständige Trennung der Kirche vom Staat/, >) aur hierar chischen und aristokratischen Rücksichten (Döllinger, Raöowitz, d) au- antikirchlichen Gründen (Voigt au- Gießen, theilweife auch Biedermann und Nauwerk); o) au- Rücksichten auf eine freie geistige Entwickelung (der protestantische Dekan Zittel und der katholische Dekan Kuenzer) Die Besprechung, welche sich hieran knüpfte, u«d an welcher außer d«n Referenten die Herren Berthelt, Gaßert, Münch, Pfeilschmidt, Jäkel, Neumann und Albani sich betheiligten, bewegte sich vorzugsweise um die Schwierigkeiten, welche beide Stand punkte mit sich führen, und ward namentlich von einer Seite her darauf aufmerksam gemacht, wie man im Interesse der Freiheit sich für eine völlige Trennung beider, in demselben Interesse aber auch für dir Beaufsichtigung der Kirch, durch den Staat erklären möchte. Und — wenn wir unser individuell,- Urtheil beifügen dürfen — ist da- Letztere vom praktischen Standpunkte au- da- allein richtige, sofern die Beaufsichtigung über die innern Angelegenheiten sich darauf be schränkt, zuzusehen, daß eine ReligionSgesellschaft nicht etwa staatll- und sittengefährliche Lehren aufstellt und verbreitet. Ohne diese Be aufsichtigung genösse die Kirche eine Exemtion, vermittelst welch«: alle staatliche Ordnung der Dinge über den Haufen geworfen werden könnte. Doch Die- nur beiläufig mit der Bemerkung, daß Herr Köhler in der nächsten Versammlung diese Berichterstattung fortsehen wird. Außerdem hat der Verein eine Zuschrift an den Pastor und Professor vr. Harle- in Leipzig und dessen kirchliche Gesinnungs genossen gerichtet und darin sein Bedauern über den exklusiven und unprotestantischen Charakter au-gesprochen, welchen die sogenannte „evangelisch lutherische Konferenz" in Leipzig am 30. und 31. v. M. eingenommen und wofür da- Verhalten der „Konferenz" gegen den der rationalen Richtung angehörenden Professor vr. Theile hinläng lich Zeugniß abgelegt hat. Um so erklärlicher und motivirter »ar e-, daß der Verein beschloß, da- fünfundzwanzigjährige akademische Lehrerjubiläum de- Letztem am 24. d. M. nicht vorübergehen zu lasse«, ohne Demselben in einer BeglückwünschungSadresse die Sympathien de- Verein- für seine theologische Richtung und gesamatte Wirksam keit zu erkennen zu geben, und werden beide Aktenstücke i» d« Zille'schen „allgemeinen Zeitung für Christenthum und Kirche" vew öffentlich! werden. — e—Leipzig, 20. September, Deutscher Vater luub-- verein im Odeon. Obmann vr. Bertling zeigte eröffnend die Zusendung de- bei Gärtner in Schneeberg erscheinenden Blattes: „Der sächsische Au-wanderer" für sämmtliche Mitglieder a». Der Verein im Wiener Saale fordert durch Schreiben zur Bethel- ligung an einer den 24. d. M. in VolkmarSdorf dicht bei Leipzig ab- zuhaltenden Volksversammlung auf, welche in Jedermann- Belieben gestellt wird. Dann erstattete vr. Kaiser Bericht über dm Erfolg der von der außerordentlichen Versammlung am 14. d. M. in derAoG- erhöhung-angelegenheit nach Dresden entsendeten Deputation, für deren möglichst befriedigende- Resultat der Verein seinen Dorck au-- drückt. Cramer legt Bericht über da- Verbrüderung-fest in HMe ab und Einig« sprechen bei dieser Gelegenheit ihr Mißfallen darüber au-, daß die hiesigen Stadtverordneten auf ergangene Einladung sich mit Erwähnung desselben in ihrer Sitzung begnügd, der Rath aber auch mit keiner Sylbe auf die Einladung geantwortet hab-,' erke-M dagegen mit großem Beifall die Erwiderung de- Garnison-vmaum- danken an. Auch die Nichtbetheiligung der Hallenser Bchiibm Mlb de- größten Theile- der dortigen Bürger wird scharf gerügt und Flathe streicht emphatisch diejenige der, von ihm zahNo- (ß) befltw- denen Hallenser Schönen an den Fenstern heran-. ManchSM, be merkte Bertling, sich einen Skandal erwartet und ward dmch den größ ten Anstand enttäuscht, so daß man nur eine baldige Wiederholung ge wünscht habe. Im Betreff de- von Rüge in Hatte gestellt« An trag«- bemerkt der Berichterstatter, daß derselbe durchaus nicht von Allen habe verstanden werden können und «- kann derselbe auch nm al- illegal gestellt angesehen werden, insofern die Versammlung dadurch, daß sie darauf drang, Krackrügqe solle in der, von der B^lnnmunq d,S Programm- abweichenden Richtung in seiner Rede fortfahren, mit sich selbst in Widerspruch gerathen war; al- illegal ferner de-hatb, weil Rüge da-, dem Präsidenten nach parlamentarischem Gesetz gebührende Recht der Fragstellung usurpirte. Schreck meinte, Rüg, habe wohl