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1374 Doch da- Alle« ist e- nicht, weshalb wir mit ihr recht,n. Wir erkennen in jenen Monstrositäten nur die letzten Ausläufer ihre» Sy- stems und nehmen sie desto leichter in den Kauf, je sicherer mH zu« verlässiger da« Gegengewicht d,S gefunden psaktischen Ss»«e« der Emtre». Ader wir nehm,» htrrM» Gole-pnhpk, unftrn ,menen Sßand- punft der Linken gegenüber genauer zu bezeichnen. Der Linken ist die Durchführung ihre« Slaat«idea!« Selbstzweck, un« ist die fort« schreitende Pervollrommnupg de« staatlichen Leben« gur Mittel und zwar, wenn auch ei» hochwichtige«, dpch nicht da« einstge Mittel zu», Hähern Zwecke der Verbreitung allgemeinen wahren Menschenglücke«. Un« ist und bleibt der Staat eine menschliche Schöpfung, die mit dem Menschen, ihrem Schöpfer, dessen Fehler und Schwächen, unter an dern auch da« Bedürfniß einer zwar unausgesetzten, aber allmäligen, naturgemäßen, gewaltsame Sprünge gern vermeidenden, Entwickelung theilt. Wir depreciren, die widerstrebenden VolkSmassen beim Stirn haar zu fassen und sie einem, von un« selbst praktisch noch nicht er« probten, Utopien zuzuschleudern auf die Gefahr hin, sie an Klippen zerschellen zu sehen. Wir glaube« daher, di« Bedürfnisse und Nei gung,« der deutschen BolkSstämme in« Auge fassend, deren Wohl am wirksamsten und nachhaltigsten dadurch gefördert, daß sie innerhalb der Monarchie sich mit demokratischen Institutionen umgeben, welche die Möglichkeit jeden Fortschritte«, di, Realisirung jeder von der Mehr heit getragnen Forderung — folgerecht also auch de« letzten Ziele« der Linke» — auf ftiedlichem, legislativem Weg« für alle Folgezeit ge währleist«». Ader wir nehmen in den Krei« dieser Grundbedingun gen wahrer Freiheit nicht die Verewigung der Revolution und nicht di« Agitation «ls Hebelkraft hierzu auf; denn wir wollen keine Treib- hau-pstanz», wir weisen namentlich die Republik al« Produkt der Jn- ßammation entschieden und für immer von un«; sondern wir wollen «men von Unkraut reinen Beden, wollen Licht und Sonne für unserer Freihcht jimgm Baum, damit er naturgemäß die dreiten Wurzeln schlag« uuv al« eine deutsche Eiche jedem Sturme stehe, damit in ihrem erquickenden Schatten behaglicher, wie e« un« vergönnt ist, die nach kommend«« Geschlecht« de« Dasein«freundliche Gewohnheit genießen und unsere Pflanzung liebend segnen. Tastet »»an fle uns an, die großen Errungenschaften deutscher Freiheit, Ehre und Einheit, dann sei un« willkommen, Linke, dann gehen wir zusammen in den Kampf. Wir haben da« Schwert stets zur Hand, aber wir erheben e« nicht zu Windmühlenkämpfe». Wir stehen dem Gegner nicht nur, sondern wir suchen ihn auf, gleichviel, ob er den Purpur trägt oder di« Blousa; aber wir finden keinen Beruf, durch übermüthige HerauSftrderungen und unprovocirte Be leidigungen un« Gegner au« Freunden zu schaffen; denn der Kampf ist un« nicht Zweck, sondern Mittel zum Zweck. Doch leider ist e« dahin gekommen, daß ein vermittelnde« ruhige« Wort im erhitzten Parteiöampfe spurlos verhallt und der al« «in vormärzlicher Fremdling verlacht wird, der es wagt, die innere Stimme der Natur dabei mir in Rechnung zu bringen. Jndeß Die» soll uns nicht abhalten, den rein menschlichen Standpunkt im öffentlichen Leben und seinen wildeste« Wogen ftstzuhalten. Wir erkennen im Volke der Familie erweiterte« Bild und in dem geord neten Perhättniß ihrer Glieder den Staat. Und wie die innerste Natur des Menschen der gewaltsamen Aufregung und ununter brochenen äußersten Anspannung ihrer Kräfte durchaus abhold ist, wie sie vielnfthr einer gewissen Stetigkeit in der Bewegung und besonnener Ruhe im Kampfe mit sich selbst auf ihrem Bildungsgang« bedarf, so gedeiht auch da« Familien - und Volksleben nicht bei der Zügellosigkeit entfesselter L^drnschaften und nicht unter dem Ein drücke feindseliger Gefühle der einzelnen Glieder gegen einander. Augestanden, daß es zu Vermeidung von Stagnation im Volksleben einer fortwährenden Uebung und Reibung der Kräfte bedarf; aber dies« Reibung macht den Körper ungesund, mattet ihn ab, wenn sie individuell und leidenschaftlich wird. Wer mit un« di« Schwer« der häuslichen Sorgen kennt, wer au« eigner Erfahrung e« weiß, wa- e« heißt, durch mühsamen redlichen Erwerb sich und den Seinigen da« Leben lebenSwerth zu machen, wer, um e« mit einem Worte zu sagen, in Kollisionsfällen, und e« giebt deren sehr ernste, zwischen den Pflichten de« Familienvater« und Staatsbürger« die schwere Wahl treffen muß, der wird wohl zugestehen müssen, daß das unruhige wühlerische Element, welches die Linke dem Volke einzuhauchen strebt, wahrlich eine unschöne Zugabe zu den Freuden des Lebens ist. „Behaglich," wie der Minister Goorgi stuft so treffend sagte, behaglich will dex Mensch seines DasetwS gemeßen und mit ruhiger ypsonnentzeit alWäG-y, was ihm u»d hör GeMchaft frommt. Gilt «s die Grringung u»d VarthsttziguW der höchsten staatsbürgerlichen Güter der Ehre und Freiheit, und reichen friedliche Mittel hierzu nicht aus, wohlan, dann erhebe sich das Volk wie ein Mann und siege oder sterbe. Aber die Volk-massen durch Rednerkünste in die Strudel der Parteien u»d ihre oft so unfruchtbare» Prinripi,»streite kineinlocken, heißt die reinen Säfte des Volkes verderben und seine beste Kraft verwüsten. Wahrlich, wir sind weit entfernt davon, die Zeiten wieder heraufzuschwören, wo man nichts Besseres wußte an Sonn» und Feiertagen Als ein Gespräch von Krieg und Knegsgrschrri, wo der Bürger zum Bürger sagte: Mag Alle« durch einander gehn, Doch nur zu Hause bleibt's beim Alten! im Gegentheile, wir ringen mit allen Kräften danach, daß täglich mehr geistesmündige Staatsbürger am öffentlichen Leben sich be theiligen. Aber diese Betheiligung muß eine naturwüchsige, auf eigene Ueberzeugung basirte und selbstständige sein. Wir begrüßen daher freudig jede neue Manifestation der öffentlichen Meinung, aber wir wollen nicht, daß man des freien Bürger« würdigstes Recht, das Recht der Vergesellschaftung und des freien Gedankenausdrucks gebrauche, um auf das leicht verführbare Ohr der Menge durch Schmeicheleien und bestechliche Worte zu Parteizwecken zu wirken. Wie sehr ist nicht durch dieses Treiben der Werth der Volksversamm lungen und ihrer (oft nur angeblichen) Beschlüsse schon jetzt gesunken, und welches ungeheure Gewicht würden dies« Versammlungen uub ihre Beschlüsse in die Wagschaale des öffentlichen Loben« legen^ wie klar und rein würde der VolkSwill« darin sich adspiegeln, wenn, von Parteiführern nicht präoccupirt, die Bürger selbst ihre Ansichten und Wünsch« in ruhig besonnener Rede und Gegenrede miteiaanbev austauschen und über die praktischen Fragen de« Volkslebens berathea wollten! Und Das ist'S eben, was wir am Principe der Linken tadeln. Stan die Wünsche und Meinungen d«S Volke« zu erforsche», fich ihnen anzuschtießen und auf richtige Entwickelung der vorhandene» Keime zu wirken, sucht die Linke nur ihr« Ueberzeugunge» und Strebungen den Massen einzuimpfen, um durch diese zu imponire». Sie, die schon so oft bewiesen, wie wenig sie sich selbst zu beherrsche« vermag, ringt mit allen Kräften nach der Alleinherrschaft im Rath« der Völker und bedient sich hierzu besonders der Agitation, der Artft reizung der Massen und leider auch mehr wie irgend ein« anders Partei der unedlen Waffen der Verdächtigung, der Herabwürdigung, der frivolen Ironie gegen ihre Feinde. Siege, mit solchen Waffe« erfochten, sind Niederlagen. Fast sollte »»an glauben, daß das Ver bissene, da« Gereizte und Hämische, wa- die Männer der Linken in» Parteikampft so häufig zeigen, die Folge unbefriedigten personelle« Ehrgeizes ist, und wohl möchte man fragen, «aS wie uns »o» d« Gerechtigkeit dieser Partei zu versprechen haben, falls sie zu» Herr schaft gelangt. Ist es nicht geradezu kläglich, sehe» zu müssen, da- selbst Männer wie Rodert Blum kein Bedanken tragen, mit ihren Gegom» fich selbst herabzuwürdigen, wozu der zufällig eben vor uns liegmds „offene Brief" in Nr. 14st der VatarlandSblätter einen wahrhaft traurigen Beleg giebt. Wozu dar absichtlich verletzenda Schule meisterton würdigen und gebildeten Männern gegenüber, di« ch» mehr provocirten, Männern gegenüber, unter denen mehre«, deren Namen da« ganz« Vaterland kennt und mit Achtung nennt? Was soll das auffällig oft wiederholte: „Geährte Herren" ? Sold dar Leser vielleicht an da«: „Und ehrenwerth« Männer find sie Alle" da durch erinnert werden? Glaubt Robert Blum durch da« Fechter« kunststückchen am Schluffe : „Erhalten Sie mir ferner Ihr gütigB Mißtrauen ; ich geb« Ihnen di« Versicherung, baß ich redlich streb«» werde, dasselbe zu rechtfertigen," die Kraft seiner Beweisführung«» M verstärken und bedürfen diese solcher Aetzmittai? Im Gegentheile würden seine Argumentationen, deren Richtigkeit wmlgsteas thaih