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Sonntag, ^S163 1Ü. September 1848. rn, 'S- ha. sie- sen- . de St. g- zau, mn- eit. :or- agen zum anal- g deS F-st, i deS e. — Wor- eunde Kgr.; elten, wehr- : jener ckver- edingt ja er- welche le und Herr ß gern »en die dieser Kühen er das üder- Dresdner Journal Herold für sächsische und deutsche Interessen Redigirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für daS Abends erscheinende Blatt werden bis 12 Uhr Mittag- angenommen. Diese- Blatt erscheint täglich Abend« und ist durch alle Post« airllalten de« 3«. »ud Au-lande« j» beziehen. Preis fä, da« PierieNrhr I'ä Tblr. Zusertion-gebäh. reu für den Rauw einer grsraltene» Zeile » Pf. Inhalt. Der Dresdner BaterlandSverein uod sein Ausschuß. — Tagesgeschichte: Dresden: Sitzung der zweiten Kammer; Vater landsverein. Berlin. Köln. Altona. Schleswig Holstein. Braunschweig. Frankfurt. Wien. Agram. Paris. — Wissenschaft und Kunst: Hofthrater: „Der Freischütz"; kritische Gänge durch unsere Kunstausstellung (Fortsetzung).—Ort Skale «der. — Angekomm ene Reisende. Der Dresdner Baterlandsverein und sein Ausschuß. Die letzte außerordentliche Versammlung deS Dresdener Vater landsvereines hat den traurigen Beweis geliefert, daß wie im Ganzen und Großen, so im Einzelnen die Vatrrlandsvereine in ihren Grund vesten erschüttert, wir wollen nicht sagen gebrochen sind. Man wird Dies nicht zugeben, man wird den Riß durch Redensarten verdecken und bemänteln wollen, aber damit wird dem Uebel nicht abgeholfen und der Bruch für die Läng« der Zeit immer nicht verborgen. Wahr heit, nackte Wahrheit ist das Einzige, was hier vielleicht noch helfen kann, und dieser zu huldigen soll — ohne Rücksicht darauf, ob wir uns damit Freunde erwerben oder nicht — bei nachstehenden Zeilen unsere Aufgabe sein. Die Frage, um die eS sich handelte, war allerdings zunächst eine BereinSfrage; aber sie hat eine weit größere und in das politische Leben tief einschneidende Bedeutung ; es handelt sich hierbei um Nichts mehr und Nichts weniger als darum, sollen in Zukunft die Vaterlandsvereine wie bisher den Radikalismus im konstitutionell monarchischen oder im republikanischen Sinne vertreten; es ist also die alte Streitfrage: ob Monarchie, ob Republik? —^Der Dresdener Ausschuß hat sich mit Ausschluß dreier seiner Mitglieder auf der letz ten Generalversammlung durch seine Abstimmung und noch mehr durch seinen Austritt aus derselben zu Gunsten des konstitutionell monarchischen PrincipS entschieden, aber — wie er selbst sagt — aus bloßen Nützlichkeitsgründen. Wir wollen deshalb nicht mit ihm rechten, jedoch können wir hierbei uns nicht entbrechen die Be merkung zu machen, daß er damit nicht nur der republikanischen Par tei überhaupt, sondem auch insbesondere den ultraradikalen Demo kraten in dem eigenen Verein eine äußerst verwundbare Seite Preis giebt, die er durch keine Sophismen zu decken vermag. Eben diese NützlkchkeitSgründe waren in der Generalversammlung die Ursache der Niederlage der Minorität. Jedoch sehen wir hiervon ab und stellen wir unS aufdiesen Standpunkt der Nützlichkeitsgründe, um zu fragen, wie soll der Dresdener Vaterlandsverein in der Minoritätsangelegenheit stimmen ? Soll erden Austritt seines Ausschusses, sowie den der Mino rität billigen oder nicht? Soll er nachträglich den Wegfall de-Passus „in Sachsen wollen wir mit dem Volke zeitgemäße Fortbildung der konstitutionellen Monarchie" nicht genehmigen und somit der Majo rität sich ««schließen, oder aber an dem unveränderten Programme festhalten? Mit andern Worten: Soll der Dresdner Vaterlands verein für Monarchie oder Republik stimmen? Diese Fragen wer den und müssen in der nächsten Versammlung zur Entscheidung kommen, und «S lohnt sich daher wohl der Mühe, sie einer kritischen Beleuchtung zu unterworfen, wobei wir uns, wie schon erwähnt, lediglich auf dem Standpunkte der Nützlichkeitsgründe halten wollen, da nun einmal andere Motive hier nicht gelten sollen. Nun wohlan, so meinen wir, daß der Verein unbedingt die Schritt, sein,- Ausschusses genehmigen und im Verbände der Mino- rität-vaterland-vereine bleiben muß, da er, statt dem Anträge Frenzes- auf ein Mißtrauensvotum gegen den Ausschuß Folge zu leisten, dem selben mit vollem Rechte ein glänzendes Vertrauensvotum gegeben hat. Wenn nun aber der Verein den Schritten sein,- Ausschusses nicht beiträte, so würde er doch wieder ein Mißtrauen aussprech,n und er käme demnach mit sich selbst in Widerspruch, was ihn lächerlich machte. Bekanntlich aber ist in einem politischen Verein, Nicht- nachtheiliger, al- sich lächerlich machen. E- muß ferner Demjenigen, welcher dem Gauge der Sache gefolgt ist und die allererst, Veranlas sung de- jetzt zum Au-bruche gekommenen Zwiespalte- ckennr, ausge fallen sein, daß sich die republikanische Partei so erstaunliche Mühe ge geben hat, diesen Paragraphen aus dem Grundgesetze wegzubringen, da ihr ja, wenn sie sich damit in ihrem Gewissen beunruhigt fühlte, unbenommen blieb, auszutreten und selbstständige Vereine zu bilden. Der Grund liegt offen am Tage; sie findet in dem Volke keinen genü genden Stützpunkt, und die Leiter der Pattei flößen ihm — ob mit Recht oder Unrecht, mag dahingestellt bleiben — eben kein Vertrauen ein. Die Vaterland-vereine dagegen besitzen bei der großen Masse de- VolkeS einen schönen Schatz von Vertrauen und Ansehen, und von der nicht radikalen Seite sind sie — auch Da- wollen wir nicht verschwei gen — gefürchtet; sie haben Mancherlei bewirkt und besonders beim Militär ihre zahlreichen Freunde. Diese- Eigenthum will nun die republikanische Partei durch Vernichtung der ursprüng lichen Vaterland-vereine al- eine willkommene politische Erb schaft in Besitz nehmen. Wer sich aber um sein Eigenthum bringen läßt, in seiner Verblendung sogar noch dazu mitwirkt, der steht sich, meinen wir, sehr im Lichte und macht sich nebenbei noch lächerlich. Weiter; man hat gesagt, daß der Volk-wille noch gar nicht sich deutlich ausgesprochen habe und keineswegs ergründet sei, ob da- sächsische Volk die Republik oder Monarchie wolle; daß also auch Nicht- davon in einem politischen Programme stehe» könne, weil es eine Anmaßung sei, über die politischen Ansichten deS Volke- abzuuttheilen. Nun, mein Gott! wer Ohren hat, zu hören, der gehe auf's Land und höre, der frage beispielsweise hier in Dres den und in Leipzig nach, und seine Zweifel werden bald gelöst wer den. Das ist eben ja der Fehler unserer modernen Politiker, daß sie die Gesinnung und die Wünsche de- Volkes nur nach ihrem Dorfe und ihrer Stadt abschätzen und glauben, ihr Erdwinkelchen sei die Welt, ihr Verein der Staat und das Volk. Doch sehen wir auch hiervon ab, so liegt auf der Hand, daß die republikanische Partei bei der Vernichtung deS betreffenden Paragraphen nicht stehen bleiben wird, sondern wie sie jetzt sagt, es dürfe nichts Positives über die StaatSform darin stehen, so wird sie in wenig Wochen sagen: „Nein, das geht nicht, die Vaterlandsvereine wollen die Republik und des halb muß eS in ihrem Programme stehen, denn es ist eine Jnkonse-