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Dienstag, SS. Ausnft IS«8. Diese« Blatt erscheint täglich Abend« und i- durch alle Post« anüalten de« 3»- «ud Lu-landr« j» beziehen. drei« für da« viertelt ah» Dresdner Journal. -- einer gesraltene» Zeile » Ps. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für daS Abends erscheinende Blatt werden bis 12 Uhr Mittags angenommen. Inhalt. Urber die Aufhebung der bäuerlichen Grundlastrn. (Zweiter Artikel). — LagrSgeschichte: Dresden: Deutsche Anwaltsver- sammlung; Kommunalgardenverein. Chemnitz: Adresse an den Minister Oberländer; Chemnitzer Vereine; öffentliche Anfrage an Rewitzer und Hecker. AuSdrm Voigtlande: Begräbnißaufwand. Berlin. Köln. Hannover. Kiel. Frankfurt. München. Wien. Agram. Genua. Paris.— Feuilleton. — Geschäftskalender. —Ortskalender. — Angekommene Reisende. Ueber die Aufhebung der bäuerlichen Grund lasten. Zweiter Artikel. In Nr. 78 d. Bl. vom 17. Juni d. I. haben wir auf die Dring lichkeit der Beseitigung aller bäuerlichen Grundlasten (Dienste, Zehn ten, Natural- und Geldgefälle rc.) aufmerksam gemacht und deren Ab lösung gewissermaßen «tout prix angerathen, nachdem durch die For- derungen, Drohungen und Excesse der Belasteten in mehrern, nament lich südlichen Gegenden Deutschlands, inklusive Böhmen und Mähren, und noch nachdrücklicher in Galizien darauf hingewiesen war. (— In Folge dessen haben reichere Gutsherren von den Rechten, welche ihnen gegen ihre Bauern zustanden, dm letztem wenigstens die Dienste (Ro boten) theilweise erlassen und daS Recht darauf unentgeldlich auf gegeben; theils auS Furcht vor dem entfesselten Volke, theilS durch Großmuth oder durch Regungen des Mitleids und Mitgefühls für menschliches Geschick dazu bewogen. Dies geschah nach Mittheilun gen in unfern Zeitschriften zuerst von den am meisten bedrängten Guts herren in Galicien, dann von einigen andern in Mähren und Böh men, vom Grafen Sch a fg o thsch in Schlesien, und zuletzt auch wohl von einigen Gutsbesitzern im südlichen Deutschland; hier steht wenig stens fest, daß der freisinnige und edelmüthige Fürstvon Leiningen mit diesem schönen Beispiele hochherziger Liberalität Andern voran gegangen ist. —) Seitdem haben denn nun alle Regierungen deutscher Staaten die Sache ernstlich wieder in die Hand genommen, nachdem sie seit Jahren mehr oder weniger damit beschäftigt waren und hin und wieder auch schon viele der besagten Lasten im Wege deS gütlichen Ab kommens und nach Maßgabe der darüber erlassenen Vorschriften ab gelöst worden sind. Der Fortschritt zur Befreiung deS Grundbesitzes war aber größtentheilS kaum merklich, die Ablösung der Grundlasten ging zu langsam von Statten, weil eS eineStheilS an Leuten und Be hörden fehlte, die sich dem Geschäft allein hingeben konnten, andern- theilS Widerspruch und Aufhaltung von den Berechtigten und von den Belasteten erhoben wurde. Beide wollten in manchen Gegenden gar nicht ablösen; jene, weil sie am Alten klebten und sich allen Neuerun gen widersetzten; diese, weil sie die Ablösung sammt allen ihren Kosten zu hoch fanden und die Mittel zu ihrer Bestreitung nicht bereit hatten. Diese Schwierigkeiten suchte man in vielen Staaten durch neuere Verfügungen zu heben, indem man dem Geschäfte der Ablösung ein größeres und fähigere- Personal zuwieS, die Betheiligten über die Be weggründe und Vortheile deS Verfahren- aufklärte und namentlich die Sätze über die Entschädigung (für abzulösende Lasten aller Art) im Interesse der Belasteten möglichst ermäßigte. In Baier» und einigen andern südlichen Ländern, wo bisher wenig oder Nicht- geschehen war, weil die Aufhebung aller Grund lasten an der Hartnäckigkeit deS berechtigten Adel- oder an der Mittel losigkeit deS pflichtigen Bauer- scheiterte, und wo die neuern Ereignisse um so dringender daran mahnten, ergingen Vorschläge der Ablösung nach sehr billigen Sätzen, denn eS sollten die Dienste mit dem Zwölf fachen, die Zehnten mit dem Sech-zehnfachen und fixe Gefälle mit dem Achtzehn- bis Zwanzigfachen ihre- ermittelten WertheS abgekauft werden können. Und solche Vorschläge sind durch die Ständeversamm lungen gegangen und zu Gesetzen erhoben worden. Die Beseitigung der genannten Lasten ist also sehr erleichtert und würde schnell fort schreiten, wenn sie nicht dadurch verzögert würde, daß eS dem belaste ten, gemeinen Manne an Fonds fehlt, und daß er neuerdings zu dem Glauben gekommen ist, die Befreiung von seinm Lasten könne wohl ganz umsonst geschehen. Die- wird nicht bloS vielseitig ausgesprochen, sondern auch die Rechtmäßigkeit früherer Ablösungen in Frage gestellt und da- früher darauf Gegebene alS ein ioäebitum zurückvsrlangt. Beide- kam auch im Norden Deutschlands vor, wo die Ablösung aller Grundlasten seit Jahren in gutem Gange war. Auch in Preußen, wo die Aufhebung derselben seit 1811 ein geleitet und durch die dazu errichteten Generalkommissionen seit Jah ren wesentlich gefördert wurde, bezweckt die Regierung seit Kurzem eine neue Einrichtung, wodurch da- Ablösungswesen beschleunigt und na mentlich in den Provinzen, deren Armuth dieser Förderun^biSher im Wege gestanden Haven mag, mehr gefördert werden sost^Man scheint zugleich der Meinung zu sein, daß eS bei dem Geschäft an hinläng lichen und tüchtigen Arbeitern fehlte und hält, um solche herbeizu schaffen, e- für nützlich, die Mitwirkung der landwirthschaftlichen Vereine, welche sich seit 8 Jahren so bedeutend vermehrt und über den gesammten Staat verbreitet haben, heranzuziehen, indem man sich schmeichelt, in den Verein-mitgliedern eine Menge durch Sach- und OrtSkenntniß vorzugsweise befähigte Leute zu finden, welche ihre Hilfe nicht versagen, durch ihr Ansehen bei den Betheiligten den Gang der Ablösungen beschleunigen und durch diese Abkürzung und uneigen nützige Hilfsleistung da- Ganze wohlfeiler machen werden, alS e- bis her gewesen. Die unter den Generalkommissionen der Provinzen bislang fungirenden Specialkommissare, die Oekonomiekommissare und Öekonomieräthe waren allerdings größtentheilS auf ihr Ge schäft eingeübte und befähigte Leute, welche aber ihre vorliegen den, sehr gehäuften Arbeiten nicht bewältigen und überdies ein Interesse daran haben konnten, die Geschäfte in die Länge gezo gen zu sehen, da sie desto mehr Sporteln daran verdienen konnten. Die Specialkommissionen stehen sich alle sehr gut und zwar zu gut, denn e- sind unter ihnen, wie versichert wird, viele, welche in einem Jahre 3,—4-, ja 5-—6000 Thaler verdienen. Die- ist ohne Zwei fel in einem allzuhohen, da- Werk der Ablösung drückenden Sportel tarife und darin begründet, daß die Sporteln und Diäten der Herren Kommissarien sfür einen Tag in verschiedenen Geschäften zwei-, drei- und vierfach liquidirt werden können. Hoffentlich wird Die- nun endlich fallen und die Sache wird besser werden. Außer jenen Kommissionen