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1126 l14«I guten Wein zu festgesetzten billigen Preisen erhalten können. Freilich muß man gar sehr im Genüsse solcher Gelränke Maß hallen, welche da- Blut in Bewegung setzen; denn ich habe ein Beispiel erlebt, baß Jemand, der in einem Nachmittag Weia, Bier und Kaffee, obwohl in sehr mäßigen Quantitäten, genossen hakte, des Nacht- die heftig» sten Kongestionen de- Bluts »nd Beängstigungen bekam. Au einer glücklichen Kur trägt aber gewiß auch Das sehr viel bei, daß man sich an dem Badeorte selbst wohldefinde, und daher nicht nur die nöthigste Bequemlichkeit, sondern auch Mittel und Gelegenheit finde, sich zu zerstreuen und zu erheitern. Alles Dieses habe ich in Elster in einem solchen Maaße gefunden, wie ich e- nicht erwartet hatte. Die Woh nungen sind zwar meisten- sehr bescheiden und bei der über Erwarten wachsenden Frequenz der Badegäste mußten Manche derselben sich in dieser Hinsicht etwa- knapp behelfen. Aber dagegen ließ die große Gefälligkeit und Biederkeit der Bewohner Elfter- gern manchen Man gel übersehen und man befand sich nicht selten da am wohlsten, wo man sich am engsten behelfen mußte. Doch waren auch einige recht gut eingerichtete und sonst annehmliche Logis zu finden, namentlich im Hause de- Herrn Kaufmann Schmidt, wo man zugleich den Mitgenuß eine- hübschen Garlens hatte. — Die Gegend um Elster ist in vieler Hinsicht schön zu nennen. Ueberall mit Wald bekränzte Berge, welche zum Theil sehr schön« und weile Aussichten darbielen und welche mannichfach von Thälern durchschnitten werden, auf deren saftigem Grün namentlich da- an die im Sommer oft so dürren Ebenen der Leipziger Gegend gewöhnte Auge mit Wohlgefallen ruht. Welche herrliche Waldpartien könnten an den nahen Bergzügen angelegt werden! Welche Ruhepunkte, durch weite Fernsichten, oder durch malerische Vogelperspektiven auf da- an dem Zusammenfluß dreier Thäler gelegen, Elster belohnend, würden die benachbarten Höhen dar- hieten! Mancherlei nahe und ferne interessante Partien laden den Badegast zum Besuche ein. Auch Solche, die nicht eben gern weit gehen und viel steigen, können bequem in einer halben Stunde da böhmische Zollhaus in Grün erreichen, wohin ein bequemer und sehr angenehmer Weg läng- des Elsterthale- hinauf führt, und wo freund lich« Wirth-lrute mit gutem Kaffee und Bier bedienen. Wer weiter gehen kann, besucht wohl gern öfter das eine halbe Stunde weiter nach Asch zu gelegene böhmische Dorf Neuberg, und ergötzt sich da entweder an dem Schloßgarten und den daselbst vom Brauer dargebo- tenen Genüssen oder am Anblick de- alten Schloßthurmes, der nun wohl wenigsten- 5 bi- 6 Jahrhunderte lang den Stürmen der Zeit getrotzt Haden mag. Eine höchst malerische Ansicht diese- ThurmeS und Neuberg- überhaupt mit seiner protestantischen Kirche genießt man, wenn man über Neuberg hinaus auf der Straße nach der böhmischen Stadt Asch zugeht. Auch diese nicht unbedeutende Stadt, welche zwei Stunden von Elster entfernt ist, ladet den dortigen Badegast zum Besuche ein. Wen die politischen und kirchlichen Angelegenheiten interessiren, der erfährt hier manche- Interessante über die b,sondern Vorrechte, welche da- Ascher Gebiet, ein ehemalige- Reich-lehen, vor den übrigen böh mischen Herrschaften voran- hat, wie e- z. B. frei von Robot und andern herrschaftlichen Leistungen ist, in Bezug auf Zölle Begünsti gungen genießt und in kirchlicher Hinsicht, al- zum größten Theile von Protestanten bewohnt, außer, oder vielmehr über dem Toleranz edikte steht. Der Freund weiter Fernsichten findet hohe Befriedigung, wenn er den bei Asch gelegenen Hainberg besteigt, wo er weit nach Böhmen, Sachsen und Baiern bineinschauen 'und namentlich einen großen Theit de- Fichtelgebirge- mit den Augen verfolgen kann. Die bairische Grenze ist hier ganz nahe; Neuhausen ist ebenfall- nur zwei Stunden von Elster entfernt. Selbst ein Besuch nach dem etwa sechs oder sieben Stunden entfernten Alexanderbade in Wunsiedel- Nähe wäre für »inen Elfterer Badegast zu Wagen wohl zu erreichen «nd gute Bergsteiger könnten dann vom berühmten Ochsenkopfe aus sich »eiterbin in dem Baierlanbe umsehen. Eine Partie dahin kam während meiner Anwesenheit in Elster zwar nicht zu Stande, wohl aber mehrer« nach dem fünf Stunden entfernten Franzensbad bei Eger, wobei natürlich die herrliche Aussicht de- Kapellenberges bei Schön berg und die Merkwürdigkeiten Eger- nicht unbeachtet blieben. Gern wandelt man auch von Zeit zu Zeit nach Adorf, oder geht den roman tischen Weg nach dem zwei Stunden entfernten Mühlhausen, wo man die Perlenmuscheln besehen kann, welche von hier an bis nach Oelsnitz hinab sich finden. Oder man schreitet noch eine Stunde weiter nach dem au- dem Feuer erstandenen Markneukirchen, dessen sehr geschmackvoll aufgeführte Gebäude, wie namentlich die Kirche, da- Rathhaus u. s. w., großen Wohlstand verrathen, wahrend die Bewoh ner über Verarowmg klagen. Hier wird cs Manchem interessant sein, die Fabrikation der musikalischen Instrumente zu sehen, welche in dieser Gegend zu Hause ist. Geht man noch eine Stunde weiter, so gelangt man auf den sogenannten Stein, einen hohen nackten Schiefer felsen, der die ganze dortige Gegend überragt, aber nicht so ganz leicht zu besteigen ist. Doch lohnt namentlich die äußerste Stelle nach Böh men zu, wo der Grenzstein steht, den kühnen Steiger durch eine herr liche Aussicht nicht nur über Neukirchcn und Adorf bin und in die Plauenscke Gegend, sondern auch nach Baiern und Böhmen. Freilich werden solche Partien erst dann recht angenekm, wenn unter den Badegästen selbst ein recht gutes Vernehmen stattfindet. Das aber war gerade m Elfter in einem höchst erfreulichen Maße der Fall. Schon die nicht allzu große Zahl der Badegäste und der Umstand, daß die meisten derselben dem gebildeten Mittelstände angehörten, führte da- Bedürfniß herbei, sich enger an einander anzuschließen, waS dann noch durcd gemeinschaftliches Speisen in den Speisehäusern und die gemeinschaftlichen Vergnügungen erleichtert wurde. Fast gestaltet sich daher das dortige gesellige Leben so, als wären die Glieder einer großen Familie zusammengekommen, um sich einmal gemeinschaftlich und gegenseitig das Leben angenehm zu machen. Außerdem trug noch Manches zur Erheiterung bei. Täglich war früh Musik am Brunnen, die freilich nicht von großer Bedeutung war; gut aber war sie gewöhn lich bei den NachmittagSkoncerten de- Sonntags, wo fremde Musiker zu spielen pflegten. Eine große Anzahl von Fremden, namentlich au« Neukirchen, Adorf, OelSnitz, Plauen und den nahen Dörfern, besuchte dann gewöhnlich das Bad, und da auch viele Leute mit Lebensmitteln sich einfanden, so glich der Platz am Bade einer Vogelwiese. Die Adorfer besuchten uns aber auch sonst oft und luden uns auch zu ihren Festlichkeiten und Vergnügungen freundnachdarlich ein. Auch da nahe Böhmen sendete uns oft recht angenehme Gesellschaft, nament lich aus Grün, Neuberg und Asch. Ein großer Vorzug de- Babe- zu Elster vor FranzenSbad ist jedenfalls aukb die größere Wohlfeilheit, die es auch dem Unbemittelten möglich macht, dasselbe zu brauchen. Die Brunnentoxe für den ganzen Gebrauch beträgt nur 15 Ngr., jede- Wasserbad wird mit 5 Ngr., ein ganzes Moorbad, wobei zugleich ein Wasserbad ist, mit 12 Ngr., die Logis werden gewöhnlich mit 1 bis 2 Thlr. für die Woche bezahlt, wenige derselben sind noch etwas theurer. Die Zahl der eingeschriebenen Badegäste war am 24. Juli, wo ich abreiste, bi- auf 71 gestiegen; mehrere waren jedoch noch an gemeldet. ES ist sehr zu wünschen, daß dieses vaterländische Bad immer mehr in Aufnahme komme, und eS ist dazu gegründete Hoff nung vorhanden. Die Wirkung desselben wird sich wohl bewähren und gewiß wird dann die Regierung Nichts versäumen, wa» dasselbe halten und immer mehr heben kann. Ein gute- Zeichen ist »S, daß bereit- die Spekulation anfängt, ihr Auge auf dieses Bad zu werfen; denn schon sah ich in der Nähe beS Bades den Platz zu einem zu erbauenden Hause abstecken und mehrere werden, wie ich hörte, sich noch an jenes anschließen. Möge nur daher die Regiemng in Zeiten sorgen, daß ihr der zu den beabsichtigten Anlagen nöthige Raum verbleibt. Tagesgeschichte. -n. Dresden, 17. August. Kommunalgardenverein. Der erste Gegenstand der heutigen Tagesordnung, ein Antrag deS Zugführers Rüder auf Verminderung der Rathhau-wachmannschast, erledigte sich durch die Mittheilung des Ordners, Bataillonskom mandanten v. Brandenstein, daß einem Kommandobefehle zufolge die RathhauSwache vom 19. d. M. an von nur 40 Mann nebst den entsprechenden Offizieren und Rottmeistern bezogen werde. Hierbei bemerkte Kommandant Lenz, daß Anträge auf Vermehrung oder Verminderung der Wachmannschaft Seiten deS Kommandos keine Berücksichtigung finden könnten, da die Wachen lediglich von den An ordnungen deS MilitärgouvernementS abhängen. — ES kam nun der vom Vorstände bearbeitete Entwurf einer Feldwebelinstruktion durch Adjutanten v. Zychlinski zum Vortrag. Die hierüber ge-