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icw« Versammlung war hauptsächlich wegen der in der Umgegend fühlbaren Reaktion veranstaltet worben. Von den Eingeladenen hatten vor nehmlich Dre-den, (fast 400 Personen), Leipzig, Penig, Hohenstein, Hainichen Abgeordnete geschickt. Sie begaben sich in feierlichem Auf zuge mit den Turnern und Einheimischen, einem Musikchor, Fahnen u. s. w. nach der in der Nähe der Stadt befindlichen Rednerbühne, vor welcher sich alsbald ein großer Kreis, nahe an 3000 Personen, bildete. Auf den Vorschlag daS vr. Reiniger in Großenhain wurde vr. Hirsch,l au» Dresden zum Vorsitzenden vorgeschlagen und mit lauter Zustimmung angenommen. Eramer aus Leipzig und Opitz au» Großenhain wurden ebenfalls auf Vorschlag Jener zum Viceprä sident,n, Dieser zum Schriftführer ernannt. Es folgten nun eine An zahl zum Theil begeisterter Reden, welche in der Versammlung leb haften Anklang fanden. Wir nennen hier die Ansprachen von Blöde und Hihschotd au» Dresden, Meuschner auS Penig, Wigel auS Han nover, Hampel und Schanz au- Leipzig. In mehr praktischer Weise sprachen Lindemann (über das Einkammersystem, Feldner (über Be nutzung d«< Versammlung-recht- und der Presse), Cramer über da- Programm der VaterlaodSvereine, der Vorsitzende zum Schluß über die Segnungen der Reaktion und die Erfordernisse für da- Gedeihen der Vaterlandsvereine. Auf Anträge auS der Mitte der Versamm lung wurden angenommen: eine Petition an da- Ministerium deS Innern wegen de» Einkammersystem» und eine Zustimmungsadresse an Rod. Blum, letztere unter komischem Intermezzo d,S GegenrednerS vr. Hering, Superintendent in Großenhain. Nach 3^stündlicher Dauer unter höchst würdevoller Haltung der Anwesenden schloß die gewiß fruchtreiche Versammlung mit Lebehoch» auf die Vorsitzenden und di, Veranstalter und unter dem Gesang, von Arndt'S deutschem Liede. — Trotz mehrerer an diesem Tage absichtlich veranstalteten unentgeldlichen Vogelschießen nahm auch da» Landvolk zahlreich An- theU an diesem gewiß geistreichem „Volksvergnügen." Berlin, 3. August. Die Soldaten des zweiten Garderegi- ment» haben einmal wieder gegen Studenten eine Gewaltthat geübt, und Haden ihnen eine deutsche Fahne entrissen und zertreten. — Durch die Arbeitseinstellung eines Theils der Buchdruckergehilfen sind nur di« AeirungShalle und die Nationalzeitung nicht erschienen, bei den übrigen Blättern hat keine Unterbrechung stattgefunden. — Das Mi nisterium soll auS der Krage über daS Institut der Konstabler eine KabinetSfrage machen wollen.—Für den ausgeschiedenen Deputaten Kirchmann ist Minister Bornemann gewählt. — Der General Wil^ lisen war vom Könige über Frankfurt nach Italien gesendet. Apenrnde, L. August. Heute kam General Wrangel mit seinem Stad« hier an; auch General Halkett war aus dem Sund,- wittschen herübergekommen. — Gestern Abend erzählten gut unter richtete Leute Folgend,»: Von Hell» au- habe man 17 dänische Kriegs schiffe Truppen nach Sonderburg hinüberschaffen sehen, so daß man einen Einfall dee Dänen in» Sundewittsche oder in einen der Häfen an der Ostküste zu gewärtigen Kade. Auch wurde versichert, daß die Dänen in voriger Woche 22,000 M. in Jütland koncentrirt gehabt hätten. Damm wolle auch Wrangel bi- zur Ankunft der Verstärkungen seine Truppen koncentriren. (B. H.) Schweidnitz, 3. August. Weitere Nachrichten über die Vorfälle stellen da- empörend« Benehmen und die Schuld von Sei ten deS Militairkommando'S außer Zweifel. Dreißig Bürger — auch Frauen — wurden verwundet, neun davon starben bereit-. DaS Militair kam mit bereits geladenem Gewehr, und es schoß ohne Aufforderung zum AuSeinandergehen auf die Bürgerschützen und Bürgerwehrmänner. Der Kommandant Polas du Rosey hat für gut befunden, sich heimlich zu entfernen. Eine Deputation ist nach B«rlin abgegangen; die Garnison wird nach Silberberg verlegt^--^ s-s Ar«nikf»et, 2.August. (Deutsch« konstituirende Nationalversammlung.) Die neue Präsidentenwahl, welche am 31. Juli stattfand, war wichtig für die Bezeichnung und Stärke der Parteien in der Versammlung. Der Präsident Gagern und der Vicepräsident Soiron wurden mit großen Mehrheiten wieder erwählt; dem Letztem setzte die Linke diesmal Jtzstein entgegen, der aber aber doch nur wenige Stimmen erhielt. Bei der dritten Stelle trat aber ein Personwechsel ein. Andri an, der von der Rechten auf dm Stuhl de» zweiten Btcepräsidenten erhoben und auch bei der Lviederholten Wahl von derselben — trotz der Opposition der Linken und deS linken Centrums — darauf erhalten worden war, ward dies mal fallen gelassen — man sagte, er selbst habe auf seine Wieder erwählung verzichtet — und da- rechte Centrum (die „Partei deS Hirschgrabens") vereinigte sich mit dem linken Centrum auf einen Kandidaten aus der Mitte dieses Letztern, den Ministerial- rath und Professor v. Herrmann aus München. Durch diese- Entgegenkommen deS rechten Centrums gegen das linke ist eine Ver ständigung zwischen den beiden Hauptfraktionen angebahnt, welche im Allgemeinen für den glücklichen Fortgang der Arbeiten der National versammlung sehr fruchtbar werden kann, doppelt wichtig aber ist gerade im gegenwärtigen Momente, wo so schwere Gefahren der Einheit Deutschland- drohen. Ein entschiedene- Zusammenhalten aller der Elemente der Nationalversammlung, welche weder nach recht- noch nach link- die richtige Grenze überschreiten, wird die Feinde der nationalen Einheit wie der Freiheit belehren, daß ihr kurzsichtige- Anstreben gegen diese höchsten Errungenschaften und Bedürfnisse unsers Volke- eben so vergeblich als frevelhaft sei. Da- linke Centrum hat bisher bei mehrern Gelegenheiten sich vorzugsweise der Linken ge nähert: eS wird von jetzt an hoffentlich seine Stellung gleichmäßiger und fester zwischen beiden Gegensätzen, der Linken und der Rechten, nehmen; eS wird mit dem rechten Centrum, ohne von seinem Prineip das Geringste aufzugeben, in praktischer und staatsmännischer Be handlung der Fragen Hand in Hand gehen und dadurch seine eigen« Wirksamkeit, so wie die allgemeine Sache nicht wenig fördern. — Die Link, zeigt, sich di,-mal bei der Präsidentenwahl auffallend ge schwächt und zerspalten. Blum war «auf 51 Stimmen herab gesunken; daneben hatten Jtzstein und Simon zusammen nicht ganz so viele Stimmen. Die äußerste Rechte hatte ein Dutzend Stimmen auf Rado Witz, etwas mehr auf Andrian vereinigt. — In derselben Sitzung ward noch da- Gesetz wegen Annahme einer gemeinsamen deutschen Flagge, sowohl für die Kriegsmarine wie für die Handelsmarine, nach kurzer Debatte angenommen. Die künftige KriegSsiagge wird bestehen au» drei horizontalen schwarz-roth-goldenen Streifen, mit einem Doppel adler oben link»; die Flagge der Handelsschiffe — die schon jetzt von vielen tausend Masten wehen und bald in alle Welttheile dieKund« von der Wiedergeburt eine- einigen Deutschlands tragen wird, führt die selben Farben, nur ohne da- Reichswappen. Nun erst, wenn alle deutschen Schiffe unter einer gemeinsamen Flagge segeln, wird den schifffahrttreibenden Nationen die Bedeutung unserer Handels marine klar werden, die bekanntlich die dritte im Range ist und nur der englischen und nordamerikanischen an Zahl und Gehalt der Schiffe nachsteht. Karlsruhe, 1. August. Die badische Truppenabtheilung, welche nach Schleswig-Holstein bis zum 7. August aufbrechen soll, wird aus 4000 Mann und einer Batterie Artillerie zu 8 Geschützen bestehen und mit dec großh. hessischen Abtheilung eine Brigade bilden, welche mit einer würtembergischen Brigade unter einem würtem- bergischen Divisionskommandanten vereinigt wird. München, 1. August. Der HuldigungSakt am 6. dieses Monats wird genau nach der Vorschrift des ReichSkriegSministers vollzogen. ch 2V ten, 1. August. (Ueber di« Debart« w«gen Absendung «in«r Adresse nach Jnspruck geht un» noch folgender verspäteter Bericht zu.) AlS bei der Berathung über den ersten schwach gefaßten Adreßentwurf die Annahme der Adresse von der Majorität in Aussicht stand, da versuchte die Linke den kühnen Streich und verließ sammt und sonder- den Saal, uw so jede Beschlußnahme zu verhindern. — Die Böhmen Borrosch und Claudi zauderten einen Augenblick, folgten aber dem bestem Gefühle und vereinigten sich mit den im Vorfaale Versammelten. (Großer Lärm!) Hagenauer (der zweite Vic,Präsident) verlangte Namensauf ruf, damit man Diejenigen kennen lerne, welche den Reichstag an freier Berathung gehindert haben! Gegen diese Cenfur erhoben sich Stimmen, um so mehr, al- Violand für die Annahme der Adresse den selben Antrag fruchtlos gemacht hatte. DaS Hau- wurde gezählt, e- waren 190 Mitglieder zugegen, 192 aber sind nach der Geschäfts ordnung zur Beschlußnahme nothwendig, und trotz aller Aufforderun gen, trotz aller Jatriguen (man ließ z. B. die Bauern nicht hinauS- gehen) gelang eS nicht, die nöthigen Zwei herbeizuschaffm. So ging die Versammlung auseinander und mit bangen Gefühlen traten alle