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stimmig genehmigt, da der Au-schuß in dieser Genehmigung sich ge- wissermaßen ein Vertrauensvotum au-gestellt wissen wollte. Al- weitere Maßnahme hatte der Au-schuß ein Schreiben an die hohe Staat-regierung in Vorschlag gebracht, in welchem dieselbe angegan- qen werden sollte, durch einen Regierung-kommissariu- die städtischen Verhälmisse in Ordnung bringen zu lassen, die Wahl eine- Bürger» meister- vorläufig zu sistiren und gegen die städtischen Behörden eine Untersuchung einzuleiten. Al- die Versammlung Miene machte, da- Schreiben im Bausch und Bogen anzunehmen, wie- Herr Advokat Marschall von Bieberstein, damit man diesen hochwichtigen Schritt nicht ohne eine gründliche Berathung zu thun in Gefahr käme, darauf hin, daß durch die Einsetzung eine- Regierung-kommissar- die städtischen Befugnisse beeinträchtigt würden und man daher mit dem Principe der Gemeindefelbstständigkeit in Widerspruch gerarhe. Herr Braun bemerkt dagegen, daß man 18 Jahre lang Vertrauen zu den Behörden gehabt habe, und e- liege ja vor Augen, wie weit man da mit gekommen wäre. Uebrigen- vergebe sich die Kommun hierbei dem Ministerium gegenüber um so weniger Etwa-, da ja der KommissariuS nur auf Zeit verlangt und der neue Bürgermeister hoffentlich von der Gesammtheit der Bürgerschaft gewählt werden würde. Herr Fehr- mann will, daß die Wahl de- Bürgermeister- vorgenommen undda- Lokalstatut unverzüglich erlassen werde. Herr Lanik ist wieder da gegen; denn, meint er, wenn wir auch den besten Bürgermeister er hielten, vermöchte er, bevor nicht der alte Sauerteig weggeschaffl wor den wäre, doch Richt» au-zurichten. Der Regierung-kommissariu- könne eher damit zu Stande kommen, indem er bloS zu ordnen habe und der Kommun nicht verantwortlich sei. Al-dann habe man noch den Vortheil, daß der Regierung-kommissariu-, sobald er sich al- ein tüchtiger Mann erprobt habe, zum Bürgermeister erwählt werden könnte. Man habe auf keinen Fall etwa- verloren; gewinne der Kommiffariu- da- Vertrauen der Kommun nicht, so gehe er nach Vollendung seiner Aufgabe seine- Wege-, und er koste nicht so viel, al- der Bürgermeister, den man, gleichviel ob er tauge oder nicht, be halten müsse. Herr Valentin ist der Ansicht, daß man von den Stadtverordneten nicht erwarten dürfe, daß sie den gewünschten Mann zum Bürgermeister wählen würden. Er will ferner, daß er mittelt werde, ob die Stadtrath-mitglieder au- der Untersuchung rein hervorgingen; denn wenn nicht, so hätten sie keinen Anspruch auf Pension. Nachdem die sattsam bekannten Verhältnisse des städtischen Rechnungswesen- zu mancherlei Bemerkungen und Erörterungen An laß gegeben hatten, bemerkt Herr Adv. Marschall ».Bieberstein, daß da- gegenwärtige, volk-freundliche Ministerium zurücktreten und ein reaktionäre- an seine Stelle kommen könne, und am Ende Das noch früher, al- der Regierung-kommissariu- ernannt worden wäre. Er seinerseits müsse gegen die Unverantwortlichkeit de- RegierungS- kommissariu- protestiren. Nachdem noch mehrere Redner theil- über den Hauptantrag, theil- über die im Laufe der Debatte aufgetauchten Amendement» gesprochen hatten, kam man zu dem Hauptbeschlusse, nach welchem also ein Schreiben an die StaatSregierung gerichtet werden soll, da- nachstehende Punkte enthalten wird: 1) das Mini sterium wird ersucht, mir einer Untersuchung gegen die Behörden der Stadt Dre-den einzuschreiten; 2) die Bürgermeisterwahl möge sofort fistirt «erden; 3) e- wird da-Ministerium gebeten, einen.der Kom mun priaciptell verantwortlichen Kommissariu- auf Zeit zu ernennen, ohue ihn jedoch mit den repräsentativen Geschäften de- Bürgermeister amte» zu behelligen; diese find dem Vicebürgermeister zu übertragen; 4) dem Regierung-kommissariu- sind 2 von der gejammten Bürger schaft gewählte Vertrauen-männer al- Gehilfen deizugeben; ob diese zu besolden sind oder nicht, bleibt vor der Hand dahingestellt; 5) die Uutersuchung-resultate sind seiner Zeit zu veröffentlichen, und endlich 5) die Wahl eine- Bürgermeister- für Dre-den möge nicht eher vor genommen werden, al- bi- eine neue Städteordnung und das Lokal statut erlassen find. Außerdem hielt man e» für angemessen, den Stadtrath und die Stadtverordneten von dsn gefaßten Beschlüssen in Keuntniß zu setzen. Ein Antrag Herrn Vr Köchly'-, die andern Städte Sachsen- in Betreff einer neuen Städteordnung zu veran lassen, sich in ähnlicher Weise au-zusprechen, wird dem Ausschüsse zur Begutachtung übergeben und soll derselbe nächsten- auf die TageSord- nung kommen. — Hiernächst wurde noch über die Kreuzschule verhandelt. Herr Prof. Richter, nachdem er da-Präsidium Herrn Lanik übergeben hatte, war Referent in dieser Sache. In einer ebenso klaren, al- angemessenen Rede stellte er die Punkte fest, welche hierbei im Auge zu behalten wären, nämlich die Finanzangelegenheiten der Kreuzschule, in welche ebenfalls seit 18 Jahren keine Klarheit hätte gebracht werden können; dann die GesundheitSfrage und mitBeziehung auf die Aeitforderungen und die Bedürfnisse der Einwohnerschaft die pädagogischen und didaktischen Mängel derselben. Der Ausschuß schlug demnach vor, ein Gesuch an da- Ministerium de- Kultus und Unterricht- zu richten und selbige- zu bitten, 1) in Betreff des Finanz punkte- eine Untersuchung einzuleiten und öffentliche Rechnung-able- gung anzuordnen; 2) die oberste Leitung der Kreuzschule selbst zu übernehmen, und 3) deren Reorganisation in der Weise zu verfügen, daß in ihr gleich gut eine realistische und humanistische Bildung erreicht werden könnte, und daß demgemäß die vier untern Klassen einer Real schule sich näherten. Herr vr. Köchly sprach bei dieser Gelegenheit wie gewöhnlich viel Schönes und wohl auch Wahre-, von den übrigen Anwesenden dagegen wurde, wie eS in der Natur der Sache lag, wenig bemerkt. Da» Schreiben, wie e- der Ausschuß vorbereitet hatte, wurde ohne Abänderungen genehmigt. Dresden, 23. Juli. Heute Mittag brannte es in der im kleinen Ostragehege in der Nähe de- PackhofeS stehenden Bret- schneide- und Mahlmühle. Glücklicherweise gelang es, de- Feuer- Herr zu werden, so daß es nicht weiter um sich greifen konnte. In dessen ist die Mühle doch zum größten Theile niedergebrannt. s Leipzig, 21. Juli. Deutscher Verein. Schutzzoll fragen. Die Schleswig-Holstein'sche Angelegenheit. Nach dem einleitenden Vortrage de-Vorsitzenden vr. Göschen gab vr. Laube, der am 13. im Elbogner Kreise in Böhmen zum Nationalvertre- ter für Frankfurt gewählt worden ist, einen kurzen Ueberblick über die jetzige, noch keineswegs befriedigend zu nennende Stimmung in Böhmen, woran er den Wunsch schloß, sich der deutschen Brüder daselbst fortdauernd kräftig anzunehmen. Hiernächst entwickelte Kauf mann R. Gruner die Bedenken, welche sich an die von B. Eisenstuck, Mammen und vr. Günther bei der Nationalversammlung bean tragte enorme Aollerhöhung in Hinblick auf Handel, Industrie und Moralität des Volk- knüpften, und stellte den Antrag, hierüber ein Gutachten von der bestehenden volkswirthschaftlichen Deputation des Vereins durch den Ausschuß in acht Tagen vorlegen zu lassen. Der Antrag wurde vom Generalkonsul Dufour und vr. A. Kaiser mit vieler Sachkenntniß ausführlicher unterstützt und vom Advokat Kaim nur deshalb bekämpft, weil derselbe jene ErhöhungSpostulate für zu outrirt hielt, als daß er einen Erfolg davon fürchtete. Der Antrag wurde angenommen. Prof. Jahn motivirte sodann seinen Antrag: Der deutsche Verein wolle in einer Adresse an die National versammlung, resp. den Reich-verweser das Vertrauen aussprechen, daß nur ein ehrenvoller Friede mit Dänemark geschlossen werde, indem er speciell als Bedingungen dieses Frieden- bezeichnete: daß Schleswig-Holstein ungetheilt zu Deutschland gehören und daß strenge Abrechnung mit Dänemark gehalten werden möge, daß ferner die Personalunion zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark auf gehoben werde, und daß endlich eine Revision de-Sundzolls statt finde. Der länger», an interessanten Details, die sich zum Theil auf eigene Wahrnehmungen gründeten, reichen Rede lohnte der lebhafteste Beifall; die von vr. Jacobi als Kriedensbedingung ver mißte Theilung der dänischen Flotte mit Holstein - Schleswig nahnr der Redner, als nur zu erwähnen vergessen, in seinen Antrag mit auf, und so wurde der letztere, nach kurzer Debatte mit vr. Freiberg, welcher wegen der verschiedenen Nationalität in Nordschleswig Bedenken äußerte, und nach kräftiger Unterstützung durch Prof. Wuttke einstimmig angenommen und beschlossen, die vonr Ausschüsse abzufassende Adresse vor ihrer Absendung den übrigen deutschen sowie gesinnung-verwandten andern Vereinen zur Bei trittserklärung mitzutheilen. 2 Leipzig, 21. Juli. Sächsische Gymnasiallehrer versammlung. In den Tagen von 17. — 19. diese- fand hier unter Vorsitz de- Konrektor- vr. LipsiuS eine von 50 — SO sächsischen «nd einer Anzahl auswärtiger Gymnasiallehrer besuchte Versammlung statt, welche ihrem Programme nach mit der Stellung, den Grundsätzen, der Verfassung und dem Lehrplane der Gymnasien