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Dienstag, ^S109. I». IM <««. Diese- Blatt erschein täglich Abends und ist durch alle Post, ankalten de« In- und Au-lande- zu beziehen. Dresdner Journal. Prei« fiir »a« Viertell-dr lALHlr. Insertionrgebiih. reu für de» Rau» einer gespaltene» Zeil, st» Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für da- Abends erscheinende Blatt werden bis 12 Uhr Mittag- angenommen. Inhalt. An das deutsche Volk. — Zur ärztlichen Untersuchung der militärdirnstpflichtigen Mannschaften. — LageSgeschichte: Dres den: Sitzung der zweiten Kammer. Zittau: Jubiläum. Berlin. Halle. Hamburg. Lauenburg. Frankfurt.^Stuttgart. Wien. Pesth. Kronstadt. Aus Kroatien. Venedig. Turin. Rom. Neapel. Paris. — Feuilleton. — Siagrfendetet. — Geschäfttkaleader.— OrtS- kalender. — Ange,kommene Reisende. An das deutsche Volk. Deutsche! Eure in Frankfurt versammelten Vertreter haben mich zum deutschen Reich-verweser erwählt. Unter dem Zurufe de- Vertrauen-, unter den Grüßen voll Herz lichkeit, die mich überall empfingen, und die mich rührten, übernahm ich die Leitung der provisorischen Centralgewalt für unser Vaterland. Deutsche! Nach Jahren de- Drucke« wird Euch die Freiheit voll und unverkürzt. Ihr verdient sie, denn Ihr habt sie muthig und beharrlich erstrebt. Sie wird Euch nimmer entzogen, denn Ihr wer det wissen, sie zu wahren. Eure Vertreter werden da- VerfaffungSwerk für Deutschland vollenden. Erwartet e- mit Vertrauen. Der Bau will mit Ernst, mit Besonnenheit, mit ächter Vaterlandsliebe geführt werden. Dann aber wird er dauern, fest wie Eure Berge. Deutsche! Unser Vaterland hat ernste Prüfungen zu bestehen. Sie werden überwunden werden. Eure Straßen, Eure Ströme wer den sich wieder beleben, Euer Fleiß wird Arbeit finden, Euer Wohl stand wird sich hchen, wenn Ihr vertrauet Euren Vertretern, wenn Ihr mir vertrauet, den Ihr gewählt, um mit Euch Deutschland einig, frei und mächtig zu machen. Aber vergeßt nicht, daß die Freiheit nur unter dem Schirme der Ordnung und Gesetzlichkeit wurzelt. Wirkt mit mir dahin, daß diese zurückkehren, wo sie gestört wurden. Dem verbrecherischen Treiben und der Zügellosigkeit werde ich mit dem vollen Gewichte der Gesetze «ntgegentreten. Der deutsche Bürger muß geschützt sein gegen jede strafbare That. Deutsche! Laßt mich hoffen, daß sich Deutschland eine- unge störten Frieden- erfreuen werde. Ihn zu erhalten, ist meine heiligste Pflicht. Sollte aber die deutsche Ehre, da- deutsche Recht gefährdet wer den, dann wird da- tapfere deutsche Heer für da-Vaterland zu kämpfen und zu siegen wissen. Frankfurt a. M., den 15. Juli 1848. Der Reich-verweser Erzherzog Johann. Die Reich-Minister Schmerling. Peucker. Heckscher. 3«r ärztlichen Untersuchung der militärdienst pflichtigen Mannschaften. Die Bestimmung, ob ein Mann zum Militärdienste tüchtig sei oder nicht, gehört ohne Zweifel zu den wichtigsten und schwie rigsten Geschäften, die einzelnen Aerzten in die Hande gelegt werden könnrn. Von diesem Ausspruche hängt oft das ganze fernere Geschick eines Menschen ab, der in Folge desselben gezwungen wird. seinen frühern Lebensplan aufzugeben, und vielleicht vor Nicht- eine größere Abneigung hat, als vordem Soldatenftande. Durch ihn werden in vielen Fällen junge Leute aus Familienkreisen heraus gerissen, deren Glück und Bestand vorzüglich oder einzig und allein auf ihrer fürsorgenden Erwerbsthätigkeit beruht. Er soll dem Staate eine sichere Bürgschaft dafür leisten, daß einestheils die Aus gehobenen selbst den unvermeidlichen Strapazen d,S Kriegsdienstes nicht unterliegen, anderntheilS den Truppen Männer zuertheilt werden, die den an sie zu machenden Anforderungen vollkommen Genüge zu leisten im Stande sind. Es leuchtet hieraus von selbst ein, in welch hohem Grade die Gewissenhaftigkeit der Rekrutirungsärzte in Anspruch genommen wird. Flüchtigkeit, Inhumanität und Parteilichkeit können bei Niemandem weniger, als bei ihnen, eine Entschuldigung finden. Neben der strengsten Rechtlichkeit sind zu dem Rekrutirungsgeschäfte aber auch gründliche ärztliche Kenntnisse und Erfahrungen erforderlich. Denn wer wollte wohl die Schwierigkeit der Aufgabe leugnen, den Organi-mu- eineS Menschen durch eine einzige Untersuchung in allen seinen Theilen so genau zu durchforschen, daß darauf ein bestimmtes Urtheil über die Gesundheitsverhältnisse desselben gegründet werden kann? Und Dies noch dazu in Augenblicken, in welchen das Individuum sich meistentheils im Zustande der Aufregung befindet oder oft auf schlau ausgesonnene Weise absichtlich zu täuschen sucht. Der untersuchende Arzt muß deshalb in der That einen schnell durchdringenden Scharfblick haben. Er hat sich, um Irrungen verschiedener Art möglichst zu vermeiden, aber ganz besonders an die rein objektiven Erscheinungen und Ergebnisse zu halten. Das hierin zeither gewöhnlich beobachtete Untersuchungs verfahren nun konnte, selbst wenn eS mit der größten Sach- kenntniß ausgeführt wurde, über mancherlei Verhältnisse nicht den verlangten Aufschluß geben. Bei ihm blieb in Bezug auf den all gemeinen und besondern Gesundheitszustand de-zu Beurtheilenden viel zu errathen übrig? Der Arzt war genöthigt, fast nur von dem äußern Ansehen und einigen zur Prüfung der Lebensverrichtungen angestellten Versuchen auf die Beschaffenheit der innern Organe blos muthmaßlich zu schließen. Der Befund konnte also nur ein mehr oder weniger mangelhafter sein; er entbehrt, in vielen Fällen der überzeugenden Sicherheit, die gerade für den hier zu thuenden Ausspruch so höchst rwthwendig ist. Man mußte sich allerdings so lange mit diesem Verfahren begnügen, als die Wissenschaft nichts Besseres dafür bot. Allein glücklicherweise ist diesem, gewiß immer von jedem nach Gründlich keit strebenden Arzte tief gefühlten Bedürfnisse durch die bereit- zu hoher Ausbildung und Vollkommenheit gediehene sogenannte physikalische Untersuchungsmethode sehr wesentlich ab geholfen worden. Es gehört nicht hierher, den unendlichen Gewinn nachzuweisen.