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wird gefeiert und in allen Gemeinden Frankreichs acht Tage darauf wiederholt. Die mobile Nazionalgarde allein hat 156 Offiziere und 2000 Mann beim Aufstande verloren. Kirchliche Umschau. Schweiz. Luzern. DaS Dekret vom April wegen Aufhebung der Klöster St. Urban und Rathhausen ist genehmigt. Von 26,949 stimmfähigen Bürgern des KantonS haben nur 11,190 (nach andern Zählungen sogar nur 9000 bis 10,000) dagegen gestimmt. Die stimmfähige Bürgerschaft der Stadt Luzern hat mit zwei Drittheilen (1017 Hegen 506) sich für Aufhebung erklärt. Italien. Genua. In Folge der Uebergabe von Peschiera an die sardinischen Truppen fand am I.Juni in der hiesigen Kathedrale von St. Lorenzo ein großes Tedeum statt. Trotz der außerordentli chen Größe der Kirche fand doch nicht ein Zehntel der herzuströmenden Massen Raum darin; knieend und betend füllten die Uebrigen den weiten Raum vor der Kirche und in den nächsten Straßen'. Parma. Ein Dekret der provisorischen Regierung vom 19. Mai hat alle Jesuiten, die nicht Staatsbürger find, binnen acht Tagen auS dem Lande verwiesen; die Inländer dieses Ordens aber müssen binnen derselben Frist daS Ordenskleid ablegen. Rom. ES ist daS Gerücht verbreitet, der Papst habe an die Vertreter der bedeutendsten bei ihm akkreditirten Nazionen ein Pro- memoria gerichtet oder zu richten beschlossen, in welchem er ihnen seine Absicht kund thue, die weltliche Herrschaft des Kirchenstaats von der päpstlichen zu trennen und den Römern eine echt volksthümliche, rein weltliche Verfassung zu geben. Statistik. Der durch die Dampfschiffe des österreichischen Lloid vermittelte Verkehr stellt sich folgendermaßen: Die Betriebskosten betrugen 1847: 1,244,065 fl. 19 L Der Reinertrag war 1847: 183,000 - 1847. 1846. Mehr im 3.1847. Reisen 726 717 9 Durchlaufene Seemeilen . 334,555 334,495 60 Zahl der Reisenden . . . 127,052 124,935 2,067 Betrag der tranSportirten Gelder ».Kostbarkeiten (fl.) 37,072,201 31,827,160 5,245,041 Zahl der Briefe . . . 295,933 271,152 18,781 Maaren (Ztr.) . . . 315,434 238,873 76,561 Gesellschaft-kapital: 3,000,000 - Aeuilleton. * Cavaignac, der Mann deS Tages in Paris, ist der Sohn eines nn Exil gestorbenen Konventsmitgliedes, der für den Tod Ludwig XVI. gestimmt hatte. Auch seine Mutter war eine aufrichtige Republikanerin. CavaignachatsomitrepublikanischeMilch getrunken. Nnt-r LouiS Philipp wurde er seiner politischen Ansichten wegen zurückgesetzt; die Februarrevoluzion machte ihn zum DiviflonSgeneral. Die Republik ernannte ihn zum Kriegsminister, zum diktatorischen VollziehungSbeamten, zum RathSpräsidenten; er wird auch noch, wenn daS Rad der VolkSgunst nicht umschlägt, Präsident der Re publik werden. ES wird ihm gerathen, das Gegentheil von dem jetzt ganz verschollenen Lamartine zu thun, der wahrlich ein lehrreiches Deistriel von der Wandelbarkeit der Volksstimmung giebt. ES wird ihm empfohlen: Stoizismus für EpikuräiSmuS, Schweigsamkeit für Vielrednerei, republikanische Tiefe für chevalereSke Leichtigkeit. -4- Ein materielles Hauptbedürfniß der Berliner Volksversamm lungen bei den Zelten machen die Saucischen, Eier und sauren Gurken auS. Eine immerzeit fertige Unterbrechung der Reden bjetet die Musik in den Zelten und die Ausrufungen der Jungen, die sich mit fortwäh rendem Geschrei Bahn brechen: Revoluzionszigarren mit Verein- -arung-feuer! Wunderschöne Ministerzigarren mit Barrikadenfeuer? DaS Allerneueste, meine Herren, der Kaiser von Rußland dankt ab ! Der Prinz von Preußen ist unschuldig, für einen Sechser? An die Berliner, Warnung auS.denProvinzen, für einen Sechser? Die dorti gen Reden drehen sich in sehr starken Fräsen herum, und da- Volk amüfirt sich prächtig dabei, und wenn rechte Kraftstellen kommen, so heißt eS belobend: DaS ist stark? — Merkwürdigerweise fehlt der Erminister Eichhorn bei diesen Volksversammlungen nie, und lächelt sehr vergnüglich, wenn auf die Regierung gescholten wird. A- Die würtembergische Geschichte liefert schauderhafte Einzeln heilen des früher» HoflebenS, besonders des Herzogs Carl Alexander (1733 bis 1793), welcher z. B. allen in Stuttgart wohnenden Beamten den Befehl zugehen ließ, daß allen Denen, welche ihre mannbaren Töchter nicht auf die Maskenbälle des HofeS lieferten, ein Drittheil deS Gehalts abgezogen würde. Unter diesem Herzoge (der übrigen- von seinem 50. Geburtstage im Jahre 1778 an ein besserer Regent ward, wie manche Sünder beim Abnehmen der sisischen KrastPietisten werden) wurde der Diensthandel offen getrieben. Ein solcher Kauf lautete: „Nachdem Se. Herzogs. Durchl. gnädigst geruhet, unter- thänigst Subfignirtem die vakante ClosterShofmeisterei RechtenShofen nebst dem Charakter eines Herzogs. RatheS in höchsten Gnaden zu conferiren, also har Derselbe zur Bezeugung seiner unterrhänigsten Devotion zu höchsten Händen die Summe von 4000 Thlr. und dessen weder mehr noch weniger beliefern wollen. Stuttgart, den 24. July 1766. Rath und Clostershofmeister zu Rechtenshofen. F. F. H. — Acceptirt den Empfang C. H." (Carl, Herzog.) Und wie schnell muß ten nun diese Käufer ihr Kaufgeld wieder erpressen, da sie jeden Augen blick gewärtig sein mußten, daß die Stelle weiter verkauft wurde. — Diese Prellerei und Sklaverei hörte zwar längst auf, aber der würtem bergische Beamtenstand war noch gewöhnt, das Land als eine Hobel bank zu betrachten, auf der man die häusliche Bequemlichkeit zurecht macht und wobei man die Spähne für sich behält. Zwar hörte auch seit 1816 die Willkür auf, aber an ihre Stelle trat eine abendländische Pedanterie, ein strenger Kamaschendienst in allen Departements, ein geistiger Druck auf die Beamten, die dann ihrerseits auch Lust und Liebe verloren und aus Aerger wieder hudelten. — So wurde böse- Blut erzeugt unk genährt, welches in den jetzigen heißen Tagen dann die Venen zersprengen will. 4t- In dem Wiener SicherheitßauSschufse wurde auch die be rühmte Demonstrazion der Neuzeit, die Katzenmusik, berschen. Sie hat bis jetzt Pfaffen gezüchtigt, Minister abdanken gemacht, Zöpfe ge stutzt und größeres Brot hervorgebracht; aber eine zu oftmalige Wiederholung dieser Konzerte ließ befürchten, daß statt der Wohlthaten bald blutige Köpfe daraus hervorgehen würden. Der Ausschuß also berieth, diesem Unfuge zu steuern, aber die Debatte schleppte sich so langweilig und ohne Entscheidung fort, daß endlich einige Mitglieder herausplatzten, daß der Ausschuß bald selbst eine Katzenmusik zu er warten haben werde, wenn er nichtaufhöre, sich mit solchen Schnurren zu befassen. Das wirkte, und der Ausschuß ließ die Sache fallen und den Katzenmusiken ihren Weg. -k Der Ban Jellachich, der von der österreichischen Kamarilla und am österreichischen Hofe in Jnspruck so gehätschelt wurde, hat im Namen der kroatischen Kongregazion gebeten, auf dem österreichi sch e n Reichstage den ausschließlichen Gebrauch der slavi- schen Spracht in den Verhandlungen anzuordnen, weil die Mehr zahl der Bewohner Oesterreichs Slaven wären. Die Oesterreicher sollten im Kroatenlande Kolonien einrichren und ihre Aristokratie dorthin auswandern lassen, um sich an der slavischen Sprache und den slavischen Sitten heranzubilden. Verantwortliche Redakzioa- Professor Karl Biedermann. In dessen Stellvertretung: Professor vr. H. Schlett«. Eingesendetes. Grwtdenmg. Bereit- in Nr. 77 der BaterlandSblätter find die Unwahr heiten gerügt, welche sich in dem Frankfurter Berichte de- Dre-dner Journal- vom 12. Juni über meine kurze Rede in der 14. Sitzung der deutschen Nazionalverfammlung vom 8. Juni in Bett,ff einer von R. Blum angezogenen diplomatischen Korrespondenz zwischen der preußischen und meiningen'schen Regierung finden. Trotz dieser Be richtigung hat der Professor und Reich-tag-abgeordnete Biedermann