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762 der Unterbeamten herrscht, hat e- mit den Resultaten der neuen Frei heiten noch gute Wege. Der konstitutionelle Klub hat in dieser An gelegenheit unverzügliche Gerechtigkeit gefordert. — Zwischen den Pro fessoren der Universität -achmann und Franz hat sich ein politischer Streit erhoben; der Dekan Lachmann hat e- dem Professor Franz nicht verstattet, dem LekzionSkatalog eine liberale lateinische Vorrede vorzusetzen. Er hat sie nicht dem Senat zur Genehmigung übersandt, sondern dem Professor Franz mit dem höchst ungeschickten verweisen den Schreiben, welche- schon veröffentlicht ist, zurückgeschickt. — Die neuliche, dem gesunden Menschenverstände zuwiderlaufende Abstim mung der Nazionalversammlung, in welcher zuerst der Kommission für Polen völlig freie Hand gelassen und dann noch die diesem ersten Paragrafen widersprechenden speziellen Anweisungen zum Beschluß ge bracht wurden, hat große- Aergerniß erregt. Diese Abstimmung wurde von der Rechten (Minorität beim ersten Paragrafen) gegen di« frühere Erklärung de- Präsidenten nach theilweiser Entfernung der Linken (Majorität) durchgesetzt. Die Linke hat gegen die Giltigkeit derselben Protest eingelegt. — Die Bestreitung de- Volk-unterricht- vom Staate ist in der Verfaffung-kommission nicht durchgegangen. — Wahrscheinlich wird auch endlich da- bi-herige unverantwortliche Ministerium de- königl. Haus,- unter Wittgenstein aufgehoben. — Unftr Ministerium bombet flch fortwährend im Zustande der Trans aktion, schon spricht man wieder vom Au-tritt Märker'-, auch vom Au-scheiden de- Präsidenten v. Auer-wald. Altona, 5. Juli. Au- London meldet man, daß der Frieden zwischen Dänemark und dem deutschen Bunde abgeschlossen wäre. Arankfart, 6. Juli. Die Nazionalversammlung eröffnete heute die Berathung über den §. 2 de- Artikel- 1 der Grundrechte. Derselbe betrifft da- jedem Deutschen zuzusichernde Recht der Nieder lassung , de- Tewerb-betrieb- und der Erwerbung de- Gemeindebür gerrecht- in den einzelnen Staaten Deutschland«. Au diesem Para grafen wurde eine Anzahl Amendement- eingebracht und entwickelt. (Fr. 3.) H Wie«, 5. Juki. Ich schreibe Ihnen im Taumel einer nicht enden wollenden Begeisterung, welchedie Herzen aller Oesterreicher erfüllt. Erzherzog Johann hat die deutsche Reichsverweserstelle ange nommen, hat sich vom Balkone der Hofburg herab laut und offen für die deutsche Sache erklärt. Veäei-emo! Ich halte da- ganze Ereigniß de-hakb für ein glückliche-, weil jetzt der Politik Oesterreich- die Bahn vorgezeichnet ist, die es wandeln muß. E- darf nicht mehr zurück. Die noch zweifelnden Steirer und Tiroler werden jedem Schritte ihre- „Hannfl" bi- in den Tod folgen und die Wiener werden durch ihre Hal tung, durch ihre Gesinnung sattsam beweisen, daß e- nicht ander- al- freideutsch zu Werke gehen darf. Unter donnerndem Vivat kehr ten die Frankfurter Deputaten von der Burg in ihre von der Stadt angewiesene Wohnung in der Kärnthnerstraße zurück. Dort sprach Raveaux in klaren ruhigen Worten zu der versammelten Menge, wie- auf die Rothwendigkeit hin, Handel und Gewerbe zu beleben, damit ein jeder Stand die Segnungen der Freiheit kennen lerne. Heute Abend wird ihnen und Jucho ein solenner Fackelzug gebracht. Gestern wurden sie am Landungsplatz« in Nußdorf vom Oberkom- mandanten der Bolk-wehr Pannasch und dem Au-schußpräfldenten Fsschhof begrüßt, in Linz war ein Jubel lo-, der auch die letzte Jesui teneule au- ihrem Neste verjagte. Ueberall geben sich die fteudigsten Simpathien kund. In Eisenstadt, einem kleinen Städtchen Ungarn-, etwa 10 Meilen von hier, wo man die Nachricht nicht glauben wollte, wurden bei der offiziellen Kundmachung die Gewölbe geschloffen und Feiertag gemacht. Ueberall stößt man auf freudige Gesichter, überall ertönt da- Lied: Wa- ist de- deutschen Vaterland. Wenn man be denkt, daß vor einem Jahre der Männergesang-verein e- nach einma- liger Aufführung nicht mehr singen durfte (die Zensur verbot e-), und jetzt der herrliche Gesang tausendfältig au- begeisterter Brust wieder hallt, so möchte man sich wahrlich fragen, ob man träumt? — WaS unfere Kamarilla zu der ganzen Sache sagen wird, ist noch sehr zwei felhaft. In letzterer Zeit hat da- Ministerium wieder einen Ton an genommen, welcher, wnm nicht diese Ereignisse dazwischen gekommen wären und alle Aufmerksamkeit absorbirten, unvermeidlich zu einem Konflikt geführt hätte. So die ablehnende und venvessende Antwort auf ein Reskript de- Au-fchuffe-, worin derselbe auf Genugthuung von Seiten Windischgrätz' und Thun- für die Beleidigung der Wiener Deputaten in Prag drang. Sie können sich den Sturm denken — Alle-, Konservative, Reaktionäre, link,-Zentrum und äußerste Linke stimmten überein, daß man energisch protestiren müsse gegen ein Mi nisterium der Nothwendigkeit, nicht de- Vertrauen-, welche- so schnell vergessen, wie nur der Au-schuß am 28. Mai verhinderte, daß e- vom Volke zur Rechenschaft gezogen wurde, weil da- Plakat vom 26. von Montecuculi „im Namen de- Ministerium-" unterschrieben war. Wahrlich diese Männer handeln mit wenig Besonnenheit! Man erwartet die Steierdeputazion, di, heute ankommen soll, um ih ren „Hannsl" zu beglückwünschen. — Die provisorische vom Ministerium au-gegebene und jedem ankommenden Deputaten in die Hand gedrückte Geschäftsordnung er regt den allgemeinsten Unwillen; sie widerspricht durchaus den Rechten einer konstituirenden Versammlung, und spricht blo- von Treue und Wohlergehen für da- Kaiserhaus Oesterreich. Wien, 5. Juli. Der Erzherzog Johann hat die Annahme der Wahl zum Reichsverweser erklärt. Gestern Nachmittag kam die an ihn gesendete Deputazion der konstitui renden Versammlung mit dem Linzer Dampfschiffe in Nußdorf an. Abtheilungen der Nazionalgarde und der akademischen Legion begleiteten sie von dort in die Stadt. Am Landungsplatz« weilten kaiserliche Equipagen, welche die Abgeordneten nach einem Hause der Kärnthner straße brachten, da- zu ihrer DiSposizion gestellt ist. Heute Morgen I I Uhr fand der feierliche Empfang der Deputazion in Gegenwart der Minister und der Gesandten der deutschen Höfe statt. Von den letztem fehlte nur der von Baiern, der sich noch in Jnfpruck aufhält. Der preußische Gesandte war zu der Festlichkeit eigens von Lin-, wo er jetzt lebt, herzugeeilt. Die Deputirten wurden in kaiserlichen Galawagen abgeholt und von Nazionalgarden zur Burg begleitet. Bürgermilitär und die akademische Legion bildeten Spalier bi- zur Reichskanzlei, wo der Empfang stattfand. Baron Andrian machte den Sprecher; er setzte kurz auseinander, wa- die Deputazion hergeführt habe, und welche- ihr Auftrag sei; hierauf verla- er die Adresse der konstituirenden Versammlunganden Erzherzog und überreichte da-die Wahlhandlung enthaltende Protokoll. Nach ihm hielt Heckscher au- Hamburg eine kräftige Ansprache an den Gewählten. Dieser erklärte nun, daß er die auf ihn gefallene Wahl annehme. In einer Verlegenheit befinde er sich allerdings. Dies sei seine hiesige Stellung. Indessen, er hoffe dennoch bald in Frankfurt erscheinen zu können. Nachdem Andrian hierauf noch dankend geantwortet, wurden die 6 andern De putirten dem Erzherzoge vorgestellt. Während der Feierlichkeit wur den 101 Kanonenschüsse abgefeuert und von mehrer» Musikchören die Melodie: „Wa- ist de- Deutschen Vaterland" gespielt. Zuletzt trat der Erzherzog auf den Balkon und hielt eine kurze Anrede an da dichtgedrängte Volk, welche diese- mit einem dreimaligen donnernden Hoch auf den neuen Reich-verweser erwiederte. Von vielen Häusem wehen dreifarbige Fahnen; auch die Nazionalgarde trägt die deutschen Farben. Heute Abend soll Jlluminazicn fein und die Frankfurter Deputirten werden einen Fackelzug erhalten. Pesth, 2. Juli. An den Feldmarfchall v. Hrabow-ky ist der Befehl abgegangen, mit aller Macht gegen die Illyrier einzuschreiten. Trotz der Anerbietungen und Versuche von Wien au-, da- Au-geben der ungarischen Tresorscheine zu verhüten, wird diese- doch in diesen Ta gen erfolgen. Neapel, 21. Juni. Die französische Flotte unter Baudin hat sich auf der Rhede von Neapel durch alle ihre in den nahegelegenen Häfen stazionirten Schiffe verstärkt; sehr gegen den Willen de-König-. Paris, 3. Juli. Ein großer Theil der Nazionalversammlung geht mit der Absicht um, dem General Cavaignac sofort die Präsident schaft derRepublik bi- Ende de- nächstfolgenden Jahre- zu übertragen. E- soll sich bestätigen, daß die Verschwörung zum Aufstande nicht blo- sich auf die Hauptstadt beschränkte, und e- werden Depeschen zu Verhaftungen in die Provinzen gesandt.' Die Razionalwerkstätten sind aufgelöst. Die beim Aufstande nicht kompromittirten Arbeiter empfangen noch Unterstützung. — Herr Goudchaux legte der Natio nalversammlung fünf finanzielle Dekret-entwürfe vor. Die Frage über den Staat-ankauf der Eisenbahnen wird unter Wahrung de- Prtnzip- für jetzt vertagt. — Am 6. Juli findet -a- Leichenbegängntß und die Todtenfeier für die Gefallenen statt; ein Lrauergotte-dienst