Volltext Seite (XML)
7SL Original soll aus der Schule des berühmten Wohlgemuth stammen. An Geschenken waren eingegangen oder wurden übergeben 1) fünf Stück alte sächsische Silbermünzen, welche in einer Bergschanze unweit Zittau gefunden worden waten; unrer ihnen befanden sich zweiseltene Margarethengroschen, 2) sechs lheils größere, theits kleinere, in ihrer Form verschiedene, Urnen, welche am Ende der hiesigen R"tbahngass, ausgegraben worden waren. Diese, sowie schon früher daselbst ausge- fuudene Urnen lassen auf einen ziemlich umfassenden Friedhof, welcher ehedem in jener Gegend gewesen sein muß,schüeßen. 3) ein Dolch, ganz von Eisen, und eine Handschar aus der Meißner Gegend. Zuletzt gab ein Mitglied ein Referat aus der Broschüre: Johanni, von Eggloff- stein Bischof von Würzburg von Reuß. 1847. Als Kuriosum ver dient hier erwähnt zu werden, daß in derselben der alten Bolkssage gedacht war, der Landpfleger Pontius Pilatus stamme aus Forchheim in Franken (?!). Dresden. Offener Brief an die Deutschen in Böh men. Nachdem der Ausschuß de- hier bestehenden sächsisch-böhmischen Vereins schon im Laufe de- vergangenen Monat- eine Ansprache an die Deutschen in Böhmen erlassen, in welcher diesen zu dem Siege, „welcher ihrer gerechten Sache in Prag zu Theil geworden", Glück gewünscht wird, hat derselbe abermals ein Schreiben beschlossen, ba ut- Flugblatt in mehren» Tausenden von Exemplaren unter unsere be nachbarten Landsleute vertheilt werden soll und dessen Inhalt solgen- dermaßen lautet: Deutsche Brüder in Böhmen. Getrieben von dem Bedürfniß unserer Herzen, die Euch treu und innig entgegen schlagen, senden wir Euch al- Eure Freunde und Nachbarn diesen Gruß. Euer Schicksal ist auch da- unsrige; wir theilen Eure Freude wie Euer Leid, Eure Begeisterung und Euren Kummer, Eure Hoffnungen und Eure Besorgnisse. Die Worte, die wir an Euch richten, sind die einfachen Worte der Bruderliebe. Wo diese redet, bedarf e- keiner weitläufigen Kundmachung unserer Gesinnungen; au- ihr spricht am beredtesten unser Glauben-bekenntniß. Wenn Einer von Euch Einem brr Unfern di« Hand reicht, so ist Die- ein deutscher Handschlag, den der gute Geist unser- großen Vaterlandes segnet. Dieser gute Seist heißt Einheit und Einigkeit. Böhmen bindet Euch an Oester reich, Oesterreich an Deutschland — Deutschland umfaßt un- Alle, ob wir Sachsen heißen oder Böhmen, Oesterreicher oder Preußen, Balern oder Schwaden, Nord- oder Süddeutsche. Wir sind Söhne al« er Mutter; jeder Stamm ist eine Familie und al» solche frei und ungefährdet im fest umschlingenden Verbände der allgemeinen deutschen Verwandtschaft — freier und stärker durch sie und in ihr. Brüder in Böhmen! Auch Euch umschlingt diese- schöne Band; auch über Euch waltet segnend der gute Geist DeutfchlandS. Er hat gewaltet seit Jahrhunderten trotz mancher unseligen Verwirrung, er wird fort fahren, über Euer Land deutsche Bildung zu verbreiten, welcher Eure Heinde nicht widerstehen werden, wa- fie auch gegen Euch zu unter nehmen versuchen, welche Waffen fie auch gegm Euch gebrauchen mö ge». Ihr habt für Euch da» große, sieghafte Recht der Geschichte, die Euch und un-zürnst: Böhmen muß ein deutsche- Land blei ben! — Dann wird Eure Wohlfahrt gedeihen, dann, nur dann wer den Handel und Gewerbe bllbhen, nur dann milde Gitten herrschen, und al« seine Bewohner werd«» glücklich sein. Denn der deutsche Stan ist billig und gerecht und schützt gern Jeden in seinen Rechten; er wird fie auch Denen lassen, die nicht unsere Sprache reden. Aber noch ist die Zeit de- Frieden- nicht gekommen; noch sind ring- um Euch Eure Feinde bereit, Euch Euer höchstes Gut, Eure Nazionalität zu schmäler» oder zu unterdrücken. Besser als uns ist Euch bekannt, wie doppelzüngig, wie lügenhaft fie gehandelt, mit wie verwerflichen Mittel« sie verfahren. Ihre Sache hätte können eine gute und red liche sei», sie haben sie zu einer schlechten gemacht durch unvernünftige Maßlosigkeit. So haben sie Euer Verträum betrogen, und darum dürft Ihr nicht ruh», auf Eurer Hut zu sein, darum müßt Ihr «ach sein, bi« die letzte Spur von Gefahr vorüber, seid wach und ge- waffnet gegen jeden Angriff. Tretet zusammen zu Vereinen, überall bildet Vereine, «jeder Stadt, in jedem Dorfe, in jeder Gemeinde; werdet nicht müde, Euch zu berathen, und verfehlt nicht, jedwede Gunst der Aeitumstände zu benutze», um Euer edles Werk zu fördern! Be sonder- achtet deshalb auf die Wahle« Eurer Vertreter, sowohl nach Wim und Prag, als nach Frankfurt! Wählt Ihr tüchtige deutsche Männer, an denen es Euch nicht fehlt, so legt Ihr ei» großes, bedeut sames Gewicht in die Wagschaale Eurer wie unserer Aller Freiheit und Einheit; bedenkt, daß auch Ihr bauen helft an dem — will'- Gott — unerschütterlich festen Grunde der Machtvollkommenheit deS deutschen Volke-. Bon uns aber nchmt daS Getöbniß, welches wir Euch frei und freudig ablegen: daß Ihr auf unfern Beistand so fest rechnen könnt, als wir überzeugt sind von Eurer brüderlichen Gesin nung für un-, die Ihr uns erst kürzlich wieder auf so rührende Weise an den Tag gelegt. Und diese- Gelöbniß hallt in allen Herzen von Deutschland wieder, die Wogen der Elbe, d«en Quellen Ihr mit der H<md schöpft, trage« es bis zur fern« Nordsee, auf daß es wahr werbe, da- Wort unser- großen Dichter-: „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, In Kiner Roth uns trennen und Gefahr!" So wird der deutschen Sache bald kein Feind mehr entgegenstehen — denn den Einigen hilft Gott! Der Ausschuß de-sächsisch-böhmischen Vereins. Advokat Kell, Dors. Julius Hammer, Dors. Banck »en. Advokat Marschall v. Biberstein. Forster, vr. Meding. Katz. vr. Milhauser. Rötlng. Linde mann. Pleißner. vr.Treitschke. - Plttve« i« Voigüaade, 2S. Juni. Unsere städtische Lmm- anstalt hat heut« «in sehr erfreuliches Lebenszeichen von sich gegeben. Oie der Demagogenschnüffelei mißliebig gewordenen und deshalb ab- gestellten Turngänge bildeten früher bedeutend« Glanzpunkte in brr Erinnerung an ei« auf einer Bllbungsanstalt zugebrachtes Jugend leben und wurden mit desto schwerer« Herzen aufgegebea, je mehr man von der Harmlosigkeit dieses beinahe kindliche« Vergnügens überzeugt war. Deshalb wurde der jetzige Turngang mit desto größe rer Freude begrüßt. Wohl über 200 Zöglinge unserer Anstalten, des Gimnasiums, des Seminar-, der Gewerb- und Bürgerschule zogen am frühen Morgen au-, berührten mehrere Dörfer und käme» gegen Mittag in OelSaitz <w. Hier wurde« die willkommene« Gäste bei den Bürgern einquartiert, und al- zuletzt der Begehr nach Tischgästen immer wuch-, so «ar der Wunsch manche- Bürger- nicht zu «Men. Um 2 Uhr schaarten sich die Vereinzelten wieder zusammen, zeigten auf ihren freudigen Gesichtern, daß Speise und Trank trefflich gemun det hatten, und erfreuten die versammelte Menge durch geschickte nah lobenSrverthe Ausführung einiger Lumevoluziouen. Konrektor Linde mann feierte die biedere Gapfteundlichkeit der OelSaitz« in einem drei maligen Hoch, worauf da- stark besetzte MusikkorpS die wohlgeordne ten Reihen auf einem andern Weg au» OelSaitz fortleitete. Das in dessen eingetretene regnerische Wetter verbot ei« weit«« Ausdehnung des TurngangeS. Man zog es daher vor, auf dem nächste» Wege nach Plauen zurückzukehren. Maa glaubt es kaum, wie entschied«! kräftig der Einfluß solcher Ausflüge auf die Bestrebungen jugendlich« Geister zu nennen ist. Die schlaff gewordenen Saiten spannen sich wied«, das Einerlei wird durch eine solche Unterbrechung wenig« fühl bar, neue Lust und neuer Muth regen sich überall. Deshalb auf, voigtländische Brüder, treibt die edle Turnerei; das Vaterland ver langt mit ungestüm« Sehnsucht nach männlich stark« Jugend! Berlin, 0. Juli. Man sagt, das Ministerium der geistlich«, Unterrichts- und Medizinalangelegenhetien werde zu «in« gänzlich« Auflösung umgestaltet werde». Die geistlichen Angelegenheiten war- de« dem Justizministerium, die Mrdizinalaag,legen heilen dem Ministe rium de- Innern übertragen werden, bi« öffentlichen Unterrichtsfach« sollen eine besondere Verwaltung «Halden. — DerHauptmam» Na-mgr ist zur Festungshaft verurtheilt. — Die Koste« der neuen Bürgerpolizoi, Konstabler, werben nicht von der Stadt, sonder» vom Staate bestrit te«, »eil die Sicherheit des Staates von d« Sicherheit Berlins ab- häugt. Die Behörden erwachen allmälig wieder zu ihrer polizeilich« angestammten Thätigkeit. Man sucht die Preßvergeheu seit d« März- tagen mit Prozess« «achzuholen. Neulich wurde der Gesanglehrar Mäder auf eine Denunziazion hin (von Professor Uozelmann, Mit glied des Preußenklub«) plötzlich verhaftet und 4 Lage laug in einem schlechten Kerker bei Wasser, Brot und Suppe gefangen gehalten, mich in» Verhöre vom Untersuchungsrichter Wollner mit Hohn behandelt. Durch die Bemühung von Fremden nahm sich der Staatsanwalt Lemme der Sache a», beschleunigte die Aeugenverhöre, und da nicht die geringste Schuld sich herau-stellte, wurde Herr Mäder vorläufig fteigegeb«. Wo solche brutale Willkür und ungesetzüche Lira»»«