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Dienstag, ^Fior. II. IM I»». Diese» Blatt erscheint täglich Abend» und iK durch alle Post anstalten de» 3»- »nd AuSlande» zu beziehen. Dresdner Journal. Preit fär bat Vierteljahr 12 Thlr. Znsertionlgebäh. re» fiirdenNa»« einer gespaltene. Zeil« » Vf- Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für da- Abends erscheinende Blatt werden bis 12 Uhr Mittag- angenommen. Inhalt. K. Biedermann's zweiter Bericht an seine Wähler. — LazeSgeschichre: Dresden: Durchreise de« Trzher-ogS Johann; Verein für städtische Angelegenheiten. Plauen: Sitzung des landwirthschaftlichen Vereint. Berlin. Frankfurt. Wien. Paris. — Feuilleton. — Liogrsrnderrt. — ÄrschäftSkalrader. — OrtSkalendrr. — Lngrkommenr Reisende. Zweiter Bericht an meine Wühler. Frankfurt, den 3. Juli. Werth« Mitbürger und Wähler! Bon meinem ersten Berichte bi- zu diesem zweiten ist ein längerer Zwischenraum verstrichen, all e« meine Absicht war. . Nicht al- ob e- mir an Zeit oder Lust zum Schreiben gefehlt hätte — ich halte den direkte« Verkehr mit meinen Wählern für eine so wichtige Angelegen» hrit und eine so heilige Pflicht, daß sich dazu immer die nöthige Zeit finden muß — wa< mir fehlte, war vielmehr der rechte Stoff zur Berichterstattung. Ich wollte erst wieder einen größer« Abschnitt, «in bedeutendere« Resultat der Arbeiten unserer Versammlung abwar. te», bevor ich Ihnen eine neue Mittheilung machte — und so habe ich ziemlich lange warten muffen, da geraume Zeit hindurch die öffent lichen Verhandlungen der Nazionalversammlung von wenig Belang waren und beinahe die ganze Lhätigkeit derselben sich in den vorbe reitenden Arbeiten der Ausschüsse konzentrirte. Nun ist endlich Etwa- zu Stande gekommen, und zwar Etwa-, wa- mehr ist, al« bloße Worte, eine That, eine, so Gott will, für da- Heil de« Vaterlandes fruchtbringende Thar. Ich meine die Schaffung einer provisorischen Zentral gewalt für Deutschland, die Wahl und Berufung eine« deut sche« Reich«»erweser«. Daß eine starke, einheitliche Gewalt für da« im Innern zerrissene und erschüttert«, von außen vielfach bedrohte Deutschland ein dringen de« Bedürfniß war, darüber ist wohl kein Zweifel, und darum werden gewiß alle Patrioten, Alt, di, e« mit dem Wohle de« Volke« und de« Vaterland«« ehrlich meinen, über die Herstellung einer solchen Gewalt aufrichtig erfreut sein. Nur Solche, welche die Unordnung, die Un einigkeit, die Schwäche Deutschland-, den Mangel an Vertrauen in unsere öffentlichen Zustände, die Störung alle« Verkehr« und Wohl stände« gern noch länger fortdauern sähen, weil sie au« dieser Trost losigkeit der allgemeiner Verhältnisse frevelhafte Hoffnungen für ihre «igeneu unheimlichen Pläne schöpfen, nur Solche mögen mit Ingrimm auf ein« Lhat blicken, welche ihre böslichen Absichten vereiteln und der Verwirrung, die sie gern noch länger au«bntteten, hoffentlich ein Ziel setzen wird. Daß diese Leute über da« Zustandekommen de« Gesetze«, welche« «ine starke Reichsgewalt in- Leben ruft, nicht eben erfreut find, be greift sich leicht. E« kann daher auch nicht Wunder nehmen, wenn sie diese« Gesetz angreffen, wenn fie die Mehrheit der Versammlung, die dafür gestimmt, mit dm ärgsten Schmähungen verfolgen, sie al« Hochverrächer an der Ssuveränetät de« Volk«, al- unwürdig de« Ver trauen« der Nazioa darstellen, wenn fie da« Volk auffordern, den Mitgliedern dieser Mehrheit ihre Mandate abzunehmen und durch neue Wahlen im Sinne der Minderheit eine neue, besser geartete Ver sammlung zusammenzubringen — wie die« Alle« unter Anderm m dem Manifeste de« demokratischen Verein« zu Frankfurt an da« deut sche Volk geschehen ist. Daß dergleichen einseitige, da« Wesen der Dolttsouveränetät gänzlich verkennende Anfeindungen der Nazionalversammlung bei Ihnen, geehrte Mitbürger, Eindruck machen oder gar Beifall finden sollten, befürchte ich nicht im geringsten, und e« fÄlt mir daher auch nicht bei, dagegen in Ihren Augen die Versammlung oder mich selbst vor Ihnen zu vertheidigen. Aber allerding« fühle ich da« Bedürfniß, gegen Sie mich aus führlicher über den Beschluß der Nazionalversammlung auszusprechen, einen Beschluß, zu dem auch ich nur widerstrebend mein: Ja! ge sagt, weil gewisse Punkte darin ander- au-gefalleu, al« ich, meiner Ueberzeuguog nach, gewünscht hätte. Sie kennen wohl au- den stenografischen Berichte« den Inhalt der zehntägigen Verhandlungen über die Aentralgewalt, den Vorschlag de- Au-schusse«, die Anträge, die demselben entgegengestellt wurden. Alle diese zahlreichen Anträge ließen sich auf drei Hauptrichtun- gen zurückführen. Die eine Richtung—die äußerste Rechtes». Vincke, v. Radowitz u. A.) — wollte eine Aentralgewalt, nur von den Re gierungen eingesetzt und berufen, bestehend au- einer oder mehrern fürstlichen Personen, kurz, in jeder Wesse monarchisch und dina- stisch zugespitzt. Schnurstracks Dem entgegen, gingen die Wünsche der Linken — und zwar in ihren beiden Frakzionen der Zitz-Ruge'schen, wie der Blum'schen — auf die Niedersetzung eine« bloßen Vollziehung-au«- fchusse« durch die Nazionalversammlung und au« ihrerMitte. Nach »dieser Ansicht sollte nicht eigentlich die zu schaffende Aentralgewalt re gieren, sondern die Nazionalversammlung selbst durch jene, al« ihr wil lenlose« Werkzeug. Zwischen diesen beiden Extremen hielt der Antrag, zu welchem ich mir einer Anzahl politischer Meinung-genoffen mich vereinigte, die, wie ich glaube, richtige Mitte. E« war Die« der Schoder'sche An trag (so benannt von dem ersten Unterzeichner desselben), der, wie Sie sich au« den stenografischen Mittheilungen erinnern werden, eine ziem lich bedeutende Rolle in diesen Verhandlungen spielte. Derselbe schloß sich zwar an den Kommifsion-antrag in vielen Punkten an, unterschied sich aber von demselben in folgenden wesentlichen Stücken: Für- Erste stellte er an die Spitze der Aentralgewalt nicht ein Direktorium von drei Personen, wie der Au-schuß Die« wollte, son dern eine einzige Person, welcher er den Namen: „Präsident" bei legte. Die« gesryah darum, »eil wir nur in einer einzelne« Person die Einheit Deutschland« wahrhaft repräsentirt zu sehen glaubten, dagegen eine Dreiheit al- da« Zeichen einer Verewigung der Zerrissenheit Deutschland« betrachteten, auch befürchtete«, e« möchte Die« zu einer Dreiherrschaft der größem Staaten und zu allerhand Eifersüchteleien, Reibungen und Hemmungen führen, welche der so nothwendigm