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Belohnung finden. Man sagt, daß über 8000 Billett ver kauft worden und mehr als 3000 Thlr. eingekommen seien. ?r Dresden, 24. Juni. (Versammlungen des VaterlandS- vereineS am 17. und 23. Juni) In der Versammlung am 17. Juni wiet der Vorsitzende die Verdächtigung zurück, als ob der Vaterlands verein oder Mitglieder desselben bei der Tags vorher dem Abgeordneten Küttner und dem deutschen Verein zugedachten Katzenmusik betheirigt seien, und die Versammlung sprach einhellig ihre Mißbilligung gegen derartige Auftritte aus. Herr Or. Gerber hielt hierauf einen Vortrag über die Gefahr, welche Deutschland von Osten durch Rußland und den Panslavismus drohe: man habe die Westgrenze mit Truppen beseht und dort die Festungen armirt, während zur Wehrkaftmachung der östlichen zur Zeit noch gar Nichts geschehen sei. Diesem Uebel abzuhelfen, müsse so bald alS möglich eine Exekutivgewalt geschaffen, die Volksbewaffnung eingerichtet, die Grenze besetzt und Verthei- digungSbündnisse mit der Schweiz, Frankreich und Nordamerika ab geschlossen werden. Der Antrag, hierauf bei Ständeversammlung und Reichstag eine Petizion zu richten, wurde einstimmig angenom men. Durch diesen Vortrag veranlaßt, nahm Herr vr. Munde Ge legenheit, über die Verhandlungen der zur Berathung über Volks bewaffnung niedergesetzten Abtheilung des VereinSauSschuffes Bericht zu erstatten. Er wie- nach, daß wir in Deutschland 5,300,000 zum Waffendienst taugliche Männer haben, daß es möglich sei, diese alle in den Waffen geübt zu erhalten, und daß wir au- ihnen immer Armeen in da- Feld stellen könnten, welche jedem äußern und innern Feind Trotz bieten würden. Ueber die Art der Ausführung stimmten seine Ansichten meist mit den von Herrn Musikdirektor Röcke! in dem Gchriftchen über Volksbewaffnung gemachten Vorschlägen überein. Hieran schloß sich ein anderer Vortrag desselben Redners über die deutsche Flotte. Jede- Land, sagte er, auch da- kleinste, welche- eine Küste besitze, habe auch bewaffnete Schiffe, Deutschland allein mit seinen 250 Meilen Küstenland mache eine Au-nahme. Deutschland habe aber die Bedingungen, eitle Flotte herzustellen, einmal in seiner Handelsmarine, welche, 5000 Segel stark, zwar nur einem Fünftel der englischen gleichkomme, dennoch aber die jeder andern euroräischen Seemacht übersteige, und dann in den Häfen seiner Nordküste. Deutschland habe aber auch eine Flotte dringend nöthig zu Wahrung der Rechte seiner Bürger und seine- Handel- im Au-lande. Der Bürger de- geringsten Staate-, welcher eine Flotte besitzt, sei jetzt besser geschützt, als der Deutsche. Dennoch habe man während «ine- 33jährigen Frieden- nicht daran gedacht, eine Flotte zu begrün den, und die Schuld hiervon trage einzig und allein die klägliche Zersplitterung Deutschland- unter einer Menge von Fürsten, welche zu allgemein Hellsamen Maßregeln nicht zu vereinigen gewesen seien. Herr vr.Wuttke au-Leipzig, Obmann der deutschen Vaterlandsvereine i» Sachsen, gab auf Aufforderung de- Au-schuffe- in höchst gewandter und beredter Weise eine Darstellung der Verein-Verhältnisse zu Leipzig. Auch in Leipzig seien die hauptsächlichsten' politischen Vereine der Vaterland- - und der deutsche Verein, letzterer jedoch auch von ganz entschieden freisinniger Richtung, wie sich darau- ergebe, daß zwei Ausschußmitglieder de- erstem, die Heeren Wuttke und Löwe, auch dem Ausschuß de- deutschen Verein- angehören. In der Mitte de- Vaterland-verein- gebe e- wieder eine ganz republikanische Linke, welche aber die Majorität nicht besitze. Die äußerste Rechte und äußerste Linke werde aber außerhalb dieser Vereine noch besonder- ver treten durch den deutsch-konstituzionellen einerseits, den demokratsscheu Verein andererseits. Letzterer verfolge die sozialistischen Theorien di- zur äußersten Spitze. Außer diesen rein politischen bestehe noch ein Verein von rein nationaler Richtung,' der Verein zur Wahrung der deutschen Ostmark,n. Lei Erwähnung diese- Verein-, dem auch der Redner angehört, kam derselbe auf die Prager Verhältnisse und for derte die Anwesenden mit begeisterten und hinreißenden Worten zu Wahrung der deutschen Sache in Nähmen auf. Die Wirkung dieser Rede war eine außerordentliche. Die Versammlung trennte sich un ter donnerndem Hoch auf die deutsche Sache und den trefflichen Redner. — Ja der Versammlung am 23. mußte sich der Verein gegen einen Mißbrauch seine- Namen- verwahren. E- «ar nämlich dem Präsi denten v. Schönfrls eia mit „ein Mitglied he- Vaterland-verein-" unterzeichneter anomaler Gchmähbriaf zugegangea. Nachdem der Vorsitzende darauf hiaAewiefeu, daß Herr v.G. einer der weuigen Mit glieder der ersten Kammer sei, welche von jeher sich wahrhaft freisin nig gezeigt haben, sprach die Versammlung einstimmig ihre Mißbilli gung hierüber auS. Herr Marschall v. Bieberstein erstattete Bericht über die in diesen Blättern bereits besprochenen Versammlungen zu Außiq und auf dem Wrnterberg und Machte auf die hohe Bedeutung des Sieges de- Fürsten Windischgrätz aufmerksam. Möge man auch von der aristokratischen Gesinnung dieses Generals denken, wa- man wolle, so habe derselbe doch durch sein kräftige- Einschreiten in Prag uw die Deutschen ein herrliches Verdienst sich erworben. Hieraa knüpfte Herr Axenfeld von Dessau, welcher eben aus Prag zurück- gekehrt war, einige Mittheilungen über den jetzigen Zustand dieser Stadt. Die Stimmung der Deutschen sei dort trotz deS Siege- ih rer guten Sache über die ultraczechische Partei immer noch eine ge drückte und mißtrauische. ES stehe aber zu hoffen, daß sie in nächster § Zeit sich wieder ermannen und die Rechte ihrer Nazionalität kräftig wahren werden. Herr vr. Hirsche! gab eine Darstellung der bisheri gen Thäligkeit der Nazionalversammlung zu Frankfurt, bei welcher besonders die au- der Bremer Zeitung vorgelesene Charakteristik Blum's allgemeinen Anklang fand*). Herr Advokat Btäde theittr mit, er wisse au- guter Quelle, daß der Minister Oberländer Willen gewesen sei, abzudanken, sich aber wieder entschlossen, an seiner Stelle zu bleiben. Eine Dankadresse, worin der Verein dem volk-thümlichen Minister seinen Dank für diesen Entschluß sagt, wurde auf de« Vor schlag des Redner- angenommen; zum Schluffe die Abfassung einer Perizion an da- Krieg-Ministerium auf Einführung der deutschen Ko karden bei dem sächsischen Heere einstimmig beschlossen. HLeipzig, 24. Juni. Deutscher Verein: Erhebung gegen die Republikaner. In Folge der vorgestrigen Störung war auf gestern Abend wegen Dringlichkeit der vorliegenden Sachen ein» außerordentliche Sitzung de- Verein- anberaumt worden. Herr vr. Göschen fuhr zuvörderst in seinem Vertrage fort und sagte, daß es unbestreitbar in Deutschland eine Partei gäbe, die bestrebt wär«, alle Errungenschaften unserer Revoluzivn in Anarchie zu verwandel» und dadurch den Untergang d,S Vaterlande-herbeizuführen. Er «acute, diese Partei gering zu achten, denn heut zu Tage erwachse oft au- de» kleinsten Ereignissen da- Gewaltsamste, und erinnerte hierbei an die Volksversammlungen unter den Zelten zu Berlin, welche in diese» Augenblicke den preußischen Staat terrvrisitten. Wir stünden, meinte der Redner, im Anfänge dieser Geschichten, und er befürchtet, baß, wenn von der konstituzionellen Partei nicht bald Etwa- geschehe, diese Macht ihr über den Kopf wachse und sich auch an ihr d«- charakteristisch« Stichwort: „Zu spät!" bewahrheiten möchte. Nachdem er bemerkt hatte, wie Leute, welche nicht Bürger unserer Stadt wärm, begönne« hätten, sich ganz unberufen in unsere Angelegenheiten zu mischen, wa- wir nicht zu dulden verpflichtet wären, schloß er ungefähr in folgende« Weise: „Wir haben Mittel genug, diesem anarchischen Treibe» ent- *) Herr Dr. Mund« nahm hierbei Gelegenheit, sich unter Ander« auch darüber zu beschweren, daß dieses Blatt dem BaterlaodSvereioe nicht die ge hörige Aufmerksamkeit schenke. Soweit dieser Dorwurf dm Berichterstatter trifft, so kann man denselben nur darauf beziehen, daß über die Versammlung vom l7.-noch kein Bericht erschienen war. Dem ist durch den vorliegenden Artikel «bgehotfen. Ehe jedoch Herr Vr. M. darüber sich beklagte, daß die Redakzion seine Berichtigung des Referates über die Versammlung vom 10. Juni in Bnug auf die Zahl der Anwesenden nicht ausgenommen habe, hätte derselbe in Rr. 78 G. 642 sich überzrugen können, daß die Angabe „wohl über 100V" einen Druckfehler enthalten hab« und dieser bereit- berichtigt »ordon ist X. v. Karrest». Herr vr. Munde brachte noch einig« ander« Jastauaziouea gegen unser Blatt vor. Wir entgegne« darauf nur Folgende«. Die Auflösung dtß Ver hältnisse- zwischen dem Redakteur de- frühen» Dre-dner Tageblatt- und der Verlag-Handlung ist eine Angelegenheit, über die sich, wie Die« lavdSverein begvetfea «lrd, nur bei genauester Einsicht M die Rod hältniffr, die wir Herrn vr. M. entschiede, «-sprechen müsse«/ und deren Herbeiziehung vor da- Forum der Oeffcutlichkeit em h Unternehmen ist, denn auf die Haltung de- Dre-dner Journal- kann natürlich ebenso wenig Einfluß Haden, wir ans die BrurtHeilung dieser tun- von Seit» de- Publikum-. Ob unsere Kornespondenze« u» d» Bomvurf der Pnrstdie und der Vr-Ml-krit gegen K.Bßstm verdimon, müssen wir dem Urtbeile unserer Leser überlassen. Der Bericht über die vor letzte Sitzung de- Vaterland-verein«, wo freilich Herrör. M. zwei «eben gehalten hat, Ist nur durch riue Zufälligkeit, die der flkstk, Verspätigt wollen, -tebrigen- worden wir dre rchikdrtz- «stösst, stbur ßM , U.4»«ch.