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Diese» Matt erscheint rtglich Abend« und ist durch alle Post- «nkaltrn de«3»- »nd Au«landc» zu brjirhe». Dresdner Aournal, Preis filr da» Tirrtrltach« rrir. Zasrrtikksgebltz» re» für de u Ra»» et»er gesraltr»»» Zeil« » Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redtgirt von Karl Biedermann. Inhalt. Einige Worte über die Verwaltung des öffentlichen Bauwesens Sachsens. — Tagesgeschichte: Dresden: Kandidaten für das Bürgermeisteramt; Konzert zum Besten der Spitzenklöpplerinnen im Erzgebirge; Versammlungen des VaterlandtvereinS. Leipzig: Deutscher Verein. Berlin. Braunschweig. Altona. Frankfurt. Stuttgart. Wien. Prag. Pcsth. Schweiz. Rom. Neapel. Paris. London. — Kirchliche Umschau. — Feuilleton. — Eingesendetes. — OrtSkaleader. — Aogrkommene Reisende. Einige Worte über die Verwaltung des öffentlichen Bauwesens Sachsens. Es isi in letzter Zeit mehrfach die Behauptung ausgestellt worden, der Jngenieurstand, sowie überhaupt da- öffentliche Bauwesen Sachsen- sei durch den Stand der Juristen als solche bevormundet und noch nicht auf den Standpunkt im Kreise der für den Haushalt eine- Landes nothwendigen, selbstständigen und kompetenten Verwal- tungSzweige erhoben worden, der ihm seinem besondern Wesen nach zukomme. Diese Behauptung, als nicht wahr und unbegründet, ab leugnen und das Gegentheil beweisen zu wollen, würde unmöglich sein, und könnte nur von der Seite auS versucht und erwartet werden, die, im Bewußtsein, der Vormund jener Klaffe wissenschaftlich gebildeter Männer gewesen zu sein, bei nachzu zu fürchtendem Umstürze ihrer bisherigen Macht im Staatshaushalte nur in ihrem Einflüsse ver lieren könnten. — Wenn daher gesagt wird, daß eS unmöglich sein dürfte, die oben- angeführte Behauptung, al- nicht begründet, ableugnen zu wollen, so wird es auf der andern Seite nothwendig werden, den Nachweis dafür zu liefem, daßThatsachen für jene Behauptung sprechen, und daß e- wohl auch dem Standpunkte de- Bauwesen- angemessen sein dürfte, die Vertreter desselben im allgemeinen öffentlichen Haushalte drS Staates so zu stellen, daß sie, ohne eine Bevormundung von unkundiger Seite ertragen zu dürfen, kompetent in allen ihren Angelegenheiten, selbst ständig ihrem alleinigen Urtheile nach, ohne Zuthun von Juristen, zum Frommen des Staates handeln könnten. — Wenngleich nicht aufgefordert, halte ich eS, al- einzelnes Glied diese- Stande- der Ingenieure, für Pflicht, mich über den obenbereg- ten Zustand auszusprechen, um so mehr, da ich nicht einsehen kann, wie eine volle Existenz unserS Stande- bei Fortbestehen diese-Krebs schaden- für die Folge gesichert sein dürfte. Möchten diese Worte, nächst denen, die von mehrer« höchst achtbaren Seiten, die Mängel diese- Zustande- anregend, zur Kenntniß kommen werden, kein, der jenigen Wassertropfen sein, die, wie so mancher dieser Art, in nicht lang erst vergangener Zeit bei dem damals vorherrschenden Prinzipe de- Stillstände- und der Nichtachtung der öffentlichen Meinung im Meere der sich nie täuschenden Meinungen der juristisch-admini strativen Gewalt Sachsen- versanken. — Geht man aufden BildungSweg zurück, den ein Bauverständiger für den zu halten hat, der ihn sicher zum Ziele führt, so findet man, daß nicht ein jeder Stand im geselligen Leben mit so vielen Anfor derungen zu kämpfen hat, al- gerade der de- tüchtigen Ingenieur-, vorausgesetzt, er will sich allen denselben unterwerfen und in gereif tem» Atter den Vorwurf nicht ertragen, eS sei nur halbe- Wissen, wa- ihn schmücke. Bon der allgemeinen BorbildungSschule au-, man sage, diese Schule sei da- Gimnasium, würde der junge Mann, dem Ideellen de- Bildung-wege- nach, am sichersten seinem Ziele zuzuführen sein, wenn er die praktischen Uebungen den theoretischen Unterweisungen in seinen Studien vorzieht und sich demgemäß dem praktischen Kurse eine- Architekten, eines Straßen- und Wasserbauingenieurs, eine- Maschinenbauingenieur-, eines Eisenbahnbau- und BergbauingenieurS zuvörderst unterwirft. Der angehende Praktikant erhält durch mehr jährige Uebungen in einer dieser Unterabtheilungen de- Baufaches, — vorausgesetzt, seine Anlagen zu diesem Berufe machen sich an und für sich schon einigermaßen geltend und die Wahl de- Beruf- ent spricht seinen Erwartungen — eine spezielle Einsicht in die allerklein- ften Theile seine- Faches, er wird geübt, frühzeitig die Beschwerden kennen zu lernen, die derjenige Theil der menschlichen Gesellschaft, die Arbeiter ertragen, ohne deren hilfreiche und willige Hand er später nur ohnmächtig sein würde. Der Praktikant wird frühzeitig bei noch biegsamem Charakter und Willen zu Dienstleistungen und Arbeiten angehalten, für welche er sich nach vollbrachter theoretischer Laufbahn viel untauglicher finden würde. JnSgesammt, er erhält während eine mehrjährigen praktischen Kurses unter der Lritung tüchtiger Bauver- ftändiger einen geeigneten Ueberblick in praktischer Beziehung, der ihm beim Besuch der technischen Schule, die ihn mit den theoretischen Kenntnissen bekannt machen soll, von großem unverkennbarem Nutzen wird. Der theoretische Kursus der politechnischen Schule soll die Basis sein, auf welche sich dann der Besuch der Bauschulen, der Bergschulen rc. zu begründen hat, — und ist der junge Mann vertraut mit Allem, wa- ihm die Wissenschaft bot, so kann er getrost in- prak tische Leben eintreten, um theil- im Privat- theil- öffentlichen Dienste verantwortliche Stellungen zu übernehmen. Ist dann außerdem noch eine Prüfung, in Bezug auf seine Kenntnisse, begründet auf die vom einzelnen Individuum später zu gewährenden öffentlichen oder Privat dienste, begründet durch den Ruf anerkannter tüchtiger, hierbei aktiver Männer, die Bedingung zur Erlangung eine- Grade-, so wird diese auch hinreichend sein, um dem Bauingenieur im öffentlichen Leben den Rang anzuweisen, von wo auS er, sicher in seiner Wissenschaft, den Eingriff und Bevormundung seine- Fache- durch die Vertreter eine- andern mit dem Rechte eine- selbstständigen Mitgliedes im öffentlichen und Privatleben zurückweisen kann. Ist da- Ebengesagte auch im Auge manche- ergrauten In genieur- vielleicht nur da-Ideal eine- Bildungsgänge-, ist auch der ebenangeführte zu verfolgende BildungSweg eines Bauverstäadigen nur theilwei- anerkannt, nur theilwei- durchgeführt und durch jetzt lebende thälige Bauleute auch innerhalb Sachsens der Werth diese- Wege- nur theilwei- bestätigt worden, so liegt darin noch nicht der Beweis, daß er nicht gut sei; ebenso soll aber auf der andem Seite nicht mit jener Skizzirung gemeint sein, daß nicht auch auf eine andere Weise da- einzelne Individuum Kenntnisse sich erwerben könne, die ihm den Ruf eine- tüchtigen Ingenieur- zu sichern im Stand« wärm. Dafür bürgt die Geschichte ganzer Völker, dafür spricht jede- Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Wo stoatliche Einrichtungen einen regelmäßigen Gang gehen müssen, wo jeder Stand fast gezwungen ist, sich einem gewissen Bil dungsgänge zu unterwerfen, wo der Jurist, der Theolog, der Kilolog, der Mediziner, wen« auch nicht blo- dann, sobald er die Absicht hat, dem Staate zu dienen, sondern auch dann, wmn er nur die An-