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lassen habe, und .8) vcm Bautzner Vereine Niemand als Abgeordne ter bei der hier abgehaltenen Hauptversammlung aufgetreten sei. Denn der stellvertretende Präsident deS Bautzner Ver eins, Adv. Höckner, hat unterm 8. April d. I. dem hiesigen Vereine Folgendes schriftlich angezeigt (Bd. I., Bl. 8 der Akten Nr. I.): „Auf die von dem Leipziger Hauptvereine er haltene, sehr erfreuliche Veranlassung ist gestern Abends hier eine Versammlung gehalten worden, in der sich 82 Männer — Aerzte, Juristen, Theologen, Kaufleute, Fabrikanten, Professionisten u. A. — zu einem Zweigvereine kcnstituirt haben rc. rc. Es sind von der Versammlung zu Ausschußmitgliedern rc. rc. Herr Adv. Tzschirner, Herr Advokat Höckner rc. rc. erwählt wor den," und derselbe Stellvertreter des Präsidenten des deutschen Vaterlandsvereins zu Bautzen hat ferner unterm 9. April d. I. unter Anderm auch dem kiesigen Vaterlands vereine Folgendes mitgetheilt (Bl. 35 desselben Bandes der Akten): ,,Der am 6. d. M. hier konstituirte Vaterlandsverein hatte durch den bestellten Ausschuß für heute eine Versammlung durch gedruckte Anschläge rc. einberufen, welche um 2 Uhr in dem Saale deS Gasthauses zu den drei Linden hier abgehalten und von zirka 660 bis 800 Theilnehmern besucht worden ist. In einer vorberathenden Aus schußsitzung war für das Direktorium Herr Adv. Tzschirner 'zum Präsidenten, Herr Adv. Höckner zum Stellvertreter desselben rc. rc. erwählt, Dies auch der Versammlung bekannt gemacht worden." Ferner hat am Vormittage vor der am 23. April d. I. gehaltenen Hauptversammlung Herr Adv. Höckner sich zu Leipzig im Geschäfts zimmer des Vereins eingefunden und auf sein Verlangen Ein trittskarten für sich und für Herrn Adv. Tzschirner zur Versamm lung erhalten, hierbei aber gegen unsern stellvertretenden Obmann vr. Bertling dahin sich ausgesprochen, daß nicht er, sondern Herr Adv. Tzschirner, mit dem er hierher gereist sei, als Vertreter des Vaterlandsvereins zu Bautzen zu betrachten sei; eS hat auch hierauf Herr Adv. Tzschirner, Präsident deS Vaterlandsvereins zu Bautzen, an der Hauptversammlung berathend und abstim- mendTheil genommen. Endlich hat der gesckäftsführende Aus schuß die in der Hauptversammlung von den Mitgliedern Schriftführer Kirbach und den gegenwärtigen Reichstagsabgeordneten Heister- bergk und Trützschler geführten Anmeldungs- und Verhandlungs protokolle dem Bautzner Vereine unterm 27. April übersendet, ohne daß ein Einspruch dagegen erfolgt ist. Wenn sodann der deutsche Vater- landsverein zu Bautzen der an ihn ergangenen Aufforderung des Leipziger Zweigvereins, über das Wesen der Republik zu verhandeln, nicht nachzukommen beschlossen hat, so sind wir weit entfernt, ihm die Berechtigung zu einem solchen Beschlüsse zu bestreiten; wir können aber nicht unterlassen, zur Hinwegräumung der Mißverständnisse, welche über den Antrag des Leipziger Zweigvereins entstanden sind, auf die Erklärungen zu verweisen, welche wir in Folge eines Beschlusses deS Tharander Vaterlandsvereins unterm heutigen Tage in der deutschen allgemeinen Zeitung veröffentlichen. Wir haben dem Vater- landSvereine zu Bautzen anheimzugeben, inwiefern er, gegenüber der Menge irriger und unwahrer Voraussetzungen, auf welche sich die an geblich von ihm gefaßten, eine überraschend geringe politische Bildung verralhenden Beschlüsse gründen, diese wirklich als die seinigen an zuerkennen vermag, dürfen aber hierbei die Aufforderung nicht unter lassen: der deutsche Vaterlandsverein wolle darüber, inwiefern die im Dresdner Journale und in der deutschen allgemeinen Zeitung enthal tenen Berichte thatsächlick begründet sind, und welche Stellung er dem für daS Königreich Sachsen bestehenden deutschen Vaterlands vereine, alS Landesvereine, gegenüber, einzunehmen gedenkt, uns baldigst Mittheilung machen. Leipzig, am 15. Juni 1848. Der leitende Au-schuß deS deutschen Vaterlandsver eins für das Königreich Sachsen. vr. Wu ttke, Obmann. Altenburg, 19. Juni. Gestern versuchte man den Advokat Erbe festzunehmen; die Bürgerwehr schritt dagegen ein, man schlug Lärm und aus der Umgegend strömte Zuzug in Menge zur Stadt. Barrikaden wurden gebaut, um dem Einmarsch fremder Truppen zu begegnen. - Deputazionen an den Herzog brachten keine Erfüllungen der Forderungen; diese wurden durch Plakat verkündet: 1) Entlas sung der jetzigen Minister und sofortige Bildung eines neuen Ministe riums, bestehend aus den Bürgern v. Braun, Pierer und Eruciger; 2) sofortige Einberufung des Landtags zum 21. Juni d. I.; 3) voll ständige Ämnestieerklärung; 4) sofortige Entlassung des einheimischen Militärs und Zurücknahme der Maßregeln wegen Berufung fremden Militärs; 5) Erbe, Dölitzsch, Douai und Eruciger haben den Ober befehl in der Stadt bis auf Weiteres. Die Nacht verging ohne be sondere Vorfälle. Die Zugänge des Schlosse- wurden fortwährend stark bewacht. — Königlich sächsisches Militär kam an und besetzte den Bahnhof zum Schutze dieses königlich sächsischen Staatseigen- thums. Jetzt um Mittag scheint ein Vertrag zwischen dem Herzog und den Bürgern geschlossen, denn daS sächsische Militär erhält eben Befehl zum Rückmarsch^^^ Berlin, 18. Jurist Die möglichen Kombinazionen des neuen Ministeriums bilden das Tagesgespräch. — Der Adreßentwurf ist heute unter die Mitglieder der Nazionalversammlung vertheilt worden. — Die Theilnahme der Bürgerschaft für den Hauptmann v. Natzmer, welcher aus dem Zeughause ohne Widerstand abgezogen ist, konnte durch den Bericht des Kriegsministeriums in der Nazionalversamm lung keineswegs geschwächt werden. Die Untersuchung über jene Vorfälle, welche von den verschiedensten Seiten alS strafwürdig, sowie auch als nicht straffällig beurtheilt werden, dauert fort. — Die zum Dienst einberufene Landwehr verlangt gleiche Stellung mit der Bür gerwehr, freie Wahl der Führer rc. Posen. Drei große russische Lager werden an der Grenze bei Pisern, Slugca und Kalisch errichtet. Hannover, 15. Juni. Eine allgemeine Handwerkerversamm lung hat eine Adresse an die deutsche Nazionalversammlung um allge meine Organisazion der Gewerbe mit Beibehaltung der Zunftform erlassen. Flensburg, 15. Juni. Die Dänen sind wieder bis Nübek vorgedrungen; auch in HaderSleben sollen wieder Dänen stehen, und eS wird daher wieder zum Angriff kommen. Die Hauptmacht der Dänen ist im Norden konzentrirt; die Insel Alsen soll jetzt ganz ge räumt sein. Apenrade wird in VertheidigungSstand gegen die Dänen gesetzt. Stuttgart, 16. Juni. Die hiesige Regierung trifft schon Einleitungen zum Zurückziehen der Gesandten, und auf dem nächsten Budget werden keine großen Summen für Gesandtschaften mehr stehen. — Auch in Heilbronn 4st vollkommene Auflehnung im 8. Re giments ausgebrochen, und da- 4. Regiment und einige andere Ba taillone sind hinüber, um Ruhe zu stiften. Diese Vorfälle unter dem Militär kommen davon, daß die Offiziere den Geist der Zeit nicht be greifen , den Soldaten nicht alS Staatsbürger behandeln wollen und Ordnung mit despotischer Willkür verwechseln. Darmstadt. Der Großherzog Ludwig II. ist am Schlaqfluß am 16. Juni gestorben. Der Nachfolger ist Ludwig Hl. — 16. Juni. Die rheinhessischen Ständemitglieder, über drüssig des langsamen Ganges unserer nutzlosen Kammerverhand lungen, haben ihren Austritt erklärt und sind abgereist. Wenn noch andere Mitglieder nachfolgen, so w'rd eine Selbstauslösung der Kammer vor sich gehen. Prag. Bei dem letzten entscheidenden Bombardement der Sradr wurde folgende Kundmachung erlassen: „Am 13. diese-Monat-Abends sind die militärischen Operazionen gegen die in Aufruhr befindliche Stadt eingestellt, und ist als Bedingung de- Frieden- nebst der Frei lassung de- Gubernialpräsidenten Grafen Leo Thun festgesetzt worden, daß die Barrikaden in der Stadt weggeräumt werden. Die Alt- und Neustadt hat diese Bedingung nicht erfüllt; um nicht durch einen erneuerten Straßenkampf da- Blutbad fortzusetzen, ist die Garnison vorgestern Abend abgezogen und hat ihre dermalige Stellung einge nommen. Kaum war diese- bewirkt worden, al- vom rechten Moldau ufer gefeuert wurde. Mit den Angriffen auf die Besatzung der Kleinseite wurde den ganzen Tag über hartnäckigfortgefahren, we-halb auch diese zu ihrer Vertheidigung da- Feuer erwiedern mußte. Auf den Wunsch wiederholter Deputazionen hat die hier anwesende Hof kommission noch einen Versuch gemacht, im Wege der Unterhandlung die Ordnung wieder herzustellen. Auch dieser Versuch blieb jedoch erfolglos. Die Barrikaden wurden nicht geräumt, die Stadt stellt keine Art von Bürgschaft für Wiederherstellung der Ordnung, und e-