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von den demokratischen Vereinen besuchten Galerien.) Abg. Venedky auS Köln klagt über die langsame Geschäftsordnung, in der NichlS vorwärts gebe ; man müsse sich in Allem mehr beeilen, tadelt aber dabei in scharfen Worten, wie einzelne Mitglieder selbst die Würde der Na- zionalversammlung herunterzusetzen und Hohn und Spott darüber zu verbreiten suchten, t Bravo, Bravo der Versammlung.) Ist dann der Ansicht, daß der Bundestag, der doch letzt nur alS Geschäftsführer der Nazionalversammlung zu betrachten sei, dieselbe in Raschheit und Thäligkeit übertreffe, und er gewinne so chr den Vorrang ab, was doch nicht sein dürfe. Er wünscht daher, daß die Versammlung in Allem sich mehr beeilen solle. Abg. Simon aus Trier behauptet, eS seien nur Ferien in der Nazionalversammlung gemacht worden, weil augen blicklich der demokratische Verein hier anwesend sei, so sage man allge- mein, schmäht dann sehr viel über den Bundestag zur großen Freude der Galerien, und wünscht endlich vor Allem raschern Geschäftsgang in der Nazionalversammlung. Zu dem Ende schlägt er vor, daß kein Mitglied verpflichtet sein solle, in zwei verschiedenen Aus schüssen zugleich zu sein, wenn eS selbst Dies nicht wünsche. Abgeordneter Rößler spricht viel von Börne, der stets die Langsamkeit der Deutschen geschmäht habe, tadelt die Langsamkeit der Nazional versammlung und will ihr in jeder Beziehung mehr Regsamkeit eingefiößt wissen. — Abgeordneter Bassermann aus Baden ver- rheidigt den Ausschuß für die Entwerfung der Verfassung gegen den ihr gemachten Vorwurf der Verzögerung. Es sei ein so wichtiges, für lange Jahre entscheidendes Werk, was man vor bereiten müsse, daß dabei keine Uebereilung stattsinden dürfe. Unwahr sei es, wenn man sage, daß die Nazionalversammlung sich in ihren Geschäften nicht beeile, Alle, besonders die Mitglieder der Ausschüsse, arbeiteten oft mit Aufopferung ihrer Gesundheit und könnten nicht mehr tkun; man solle daher ja nicht zu Uebrreilungen, j die viel verderblicher seien, als vielleicht eine Aufschiebung für einige > Tage, schreiten. Die Ungeduld des Volkes, die man zwar von manchen Seiten künstlich aufzuregen suche, sei lange nicht so groß, wie mehrere Redner der äußersten Linken behaupteten. Er selbst sei zwar in der letzten Zeit furchtbar geschmäht worden, allein Dies müsse sich Jeder, der für das Volk wahrhaft zu wirken suche, gefallen lassen, daß er den Zorn der extremen Parteien auf sich lade, und Dies gehe auch wieder vorüber, sobald die gereizte Parteileidenschaft einer ruhigen Ueberlegung Platz mache. Wenn das Volk jetzt die Nazionalversammlung schmähe, was es aber in seinem bessern Theile nicht thue, so sei es seiner Souveränetät, die sich doch jetzt in der selben allein ausdcücke, nicht werth, denn wenn es Dies wahrhaft sein wolle, so müsse eS auch Achtung vor derselben haben. Uebrigens leugne er geradezu, daß man bisher nicht vorwärts gekommen, denn in den vier Wochen, die man jetzt beisammen sei, habe man schon viel gethan. Tadeln und immer tadeln sei leichter, als selbst arbeiten. (Bravo der Mitte, Zischen der Galerie.) — Abgeordneter Heisterberg spricht auch MehrereS, über Friedensschlüsse, die wir mit Frankreich schließen müßten, es sei Gefahr im Anzug, wenn Dies nicht bald geschehe, ein Feind sei im Anzug u. s. w. u. s. w. — Abgeordneter GiSkra aus Mähren vertheidigt die Nazionalversammlung gegen die gemachten Vorwürfe der Trägheit; er spricht über Neapel und meint, es sei dem Könige von Neapel Recht geschehen, wenn er gehängt würde (Gelächter), über Prag, über Triest, schleudert dann Vor würfe gegen seine eigene Partei der äußern Linken, daß sie immer treib« und treibe und Unruhe mache, und wisse doch oft nicht, warum. Dir äußerste Linke protestirt dagegen und GiSkra erklärt ihr geradezu, er wolle ferner Nicht- mehr mit ihr zu thun haben. (Diel Lärm von allen Seiten.) — Abgeordneter v. Lindenau spricht so leise, daß es selbst mit dem besten Willen nicht möglich ist, seinem Berichte zu fol ge«. (Ruf zum Schluß dieser Verhandlung.) ES sprechen nun noch mehrere Redner, welche die verschiedenen Ausschüsse, in denen sie ar- > beiten, vertheidigen, al- besonder- v. AuerSwald, Hachtmann, Jaup u. s. w. — Abgeordneter v. Rönne au- Berlin spricht dann einige gute Worte über die Stellung der Nazionalversammlung dem Volke gegenüber, es sei keine Bureaukratie, sondern sie sei au- dem Volke selbst hervorgegangen, und wolle und werde sich nicht von demselben trennen, man möge daher nicht fortwährend dieselbe zu verdächtigen suchen, wie eS leider von manchen Seiten geschehe. Wa- denn au- Deutschland werden solle, wenn selbst die Nazionalversammlung keine Achtung mehr habe. — Abgeordneter Wigard aus Sachsen wünscht, daß die Ausschußberichte gleich gedruckt und vertheilt, selbst bevor sie verlesen würden, wa- den Geschäftsgang beschleunige. — Abgeordne ter Dahlmann als Berichterstatter d,S Ausschusses über die proviso rische Zentralgewalt bringt darauf seinen Bericht vor; da derselbe aber schon gedruckt den meisten Mitgliedern vorliegt wird von der Verlesung desselben abgestanden. — Abgeordneter Roß au- Hamburg erstattet Bericht über die Thätigkeit des MarineauSschusses und sagt, daß sehr viel schon in Deutschland für die Marine geschehen sei. Preu ßen habe 500,000 Thlr. für den Bau der Kanonenboote bewilligt, in Hamburg würden schon 2 Kriegsschiffe gebaut, ebenso in Kiel, Bre men, Stralsund, Stettin Kanonenboote. — Abgeordneter Fuchs er» stattet einen Berjcht alS Mitglied deS PetizionsauSschuffeS, und trägt eine Beschwerde der Stadt Mannheim wegen ihrer Erklärung in den Kriegszustand und der drückenden Last der Einquartierung vor. Der Ausschuß ist der Ansicht, daß eine Ermächtigung für eine Kommission zur Ermittelung des wahren Sachverhalte- in Mannheim nieder- geftht und dann da- Weitere verfügt werde. — Abgeordneter Schmerling, al- Bundestagspräsident, erklärt darauf, es sei dem Bun destag hier in Frankfurt unmöglich gewesen, hier den wahren Sach verhalt und die Notwendigkeit dieser militärischen Besatzung in Mann heim zu ermitteln. Uebrigens seien jetzt alle Truppen in Mannheim kasernirt und die Sache dadurch so ziemlich erledigt. — Der Wesen- donck'sche Antrag wegen regelmäßiger täglicher Sitzung der Nazional versammlung wurde nun dem betreffenden Ausschuß zur weitern Be richterstattung überwiesen ; die vom Antragsteller geforderte Dringlich keit desselben aber mit großer Majorität verworfen. Die Versamm lung ging nun zm Anhörung der Berichterstatter verschiedener Aus schüsse und zur Vernehmung der Anträge mehrerer Antragsteller, die ihre Anträge alS höchst wichtig und dringend dargestellt hatte«, über. (Schluß folgt.) Tage-geschichte. Dresden, 19. Juni. Siebente Sitzung der ersten Kammer. Auf der Registrande war unter Anderm «ine Petition de- deutschen Vereins zu Weißenberg um Abschaffung der Todes strafe u. s. w. Auf der Tagesordnung: die nochmalige Abstimmung über den Albrecht'schen Antrag und Berathung deS Deputazions- berichts über die Umgestaltung der Untergerichte. Nach beendigter Verlesung dec Registrande nimmt jedoch Präsident v. Schönfels erst Gelegenheit, die Kammer von einem an ihn eingegang-nen anonymen Schreiben in Kenntniß zu sehen, das die gröbsten Invektiven und Drohungen gegen ihn selbst sowohl, als die Kammer enthalte. Er frage nun bei der Kammer an, ob sie damit einverstanden sei, daß dasselbe vorgetragen werde. Wo nicht, so werde er, da es seine Person besonders anginge, dasselbe in einem öffentlichen Blatte veröffentlichen. Einer hierauf sich entspinnenden offenbare Mei nungsverschiedenheit in der Kammer bekundenden Debatte folgt der Antrag Graf Hohenthal-Püchau'S auf Verlesung des Briefs. Dieser Antrag wird mit 19 gegen 17 Stimmen angenommen. — Die nun folgende nochmalige Abstimmung über den Albrecht'schen Antrag ergiebt eine Minorität für den Antrag, daher der Welck'sche Antrag (s. die frühern Nrn. dies. Bl.) zur Abstimmung gelangt und gegen 4 Stimmen angenommen wird. Es wird nun noch vom Referenten Steinacker der allgemeine Theil des Deputationsberichts verlesen, dann aber zu einer vom Finanzminister Georgi beantragten geheimen Sitzung übergegangen. Dresden, 20. Juni. Elfte Sitzung der zweiten Kammer. Unter den zahlreichen Eingängen der Registrande befindet sich ein königliches Dekret über einen Gesetzentwurf, da- Vereins- und Versammlungsrecht anlangend, und eine Eingabe deS demokratischen Verein- zu Leipzig gegen die Jnterpellazion Küttner'S, welche verlesen ward. Bevor die Kammer zur Tage-ordnung schritt, stellte der Ab geordnete Tzschirner noch die Frage an da- Ministerium, ob da sächsische Militär von Altenburg zurückgezogen sei, wa- Staat-mini-