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394 l50j Die Wahlen zur Nazionalversammlung. Nachdem mit der gestern in Hain stattgefundenen Wahl deS Staat-Ministers vr. Braun (Stellvertreter Bürgermeister Scharre) die Wahlen zur Nazionalv-rsammlung beendet find, versuchen wir eine Zusammenstellung nach dW politische, Glaubensbekenntnissen der Ge wählten. Es stellt sich dabei heraus, daß die sächsischen Wahlen die größte Anzahl der Entschiedenen in ganz Deutschland aufzuweisen haben und daß ihnen nur Würtemberg und Kurhessen nahe kommen. Nassau, Hessendarmstadt, Baden u. s.«. dürften in zweiter Reihe stehen. In Baden hat die Hecker'fche Gchikderhedung die Gemüther ängstlich ge stimmt. Erst in dritter Reihe folgt Preußen, welches durchaus wieder sein spezifisches Preußenthum über die deutsche Allgemeinheit gestellt hat, da cS meist für Frankfurt untergeordnetere Talente und Charak tere, für Berlin die Entschiedenen gewählt har. Zunächst nun kom men Oesterreich und den Schluß bilden die bairischen Ultramontanen und Reakzionäre, deren äußerster Flügelmann Herr v. Abel sein wird. Man sieht also, wie die Majorität gestaltet sein wird und wie das kleine sächsische Häuflein mit den Gleichgesinnten zusammenhalten muß, um ein ihrer vorgeschrittenen politischen Bildung entsprechendes Resultat zu erzielen. Die sächsischen Nazionalvertreter lassen sich in folgende Klaffen «intheilen: Nazionalvertreter. Stellvertreter. I. Aeußerste Linke: Blum (Leipzig). v. DieSkau (Döbeln). Joseph (Freiberg). Schaffrath (Neustadl). Stadtr. Hensel (Zittau). Günther (Glauchau). v- Watzdorf (Annaberg). Mammen (Plauen). v. Trützschler (OelSnih). Schmidt (Grimma). Wigard (Altst.-DreSden). Roßmäßler (Pirna). Heisterdergk (Rochlitz). Eiseustuck (Chemnitz). Tzschucke (Meißen). In Summa: 15. II. Wu ttke (Leipzig). Joseph (Neustadt). Eli EvanS (Annaberg). Blöde (Neust.-Dresden). Adv. Schumann (Pirna). Rewiher (Chemnitz). Glaß (Borna). Helbig (Rochlitz). Klette (Alist.-Dresden). Th ost (Freiberg). Hoffmann (Zittau). Böhler (Oelsnitz). Lincke (Glauchau). Langbein (Grimma). Hohlfeid (Löbau). Floß (Plauen). Maukisch (Pirna). In Summa: 17. Linkes Zentrum: Amrm. H eubner (Krauenstein). Regiergsr.Heubner (Zschopau). Biedermann (Zwickau). Scharre (Hain). Braun (Hain). In Summa: 2. Metzler (Zschopau). Amtm. Hensel (N.-Dresden). Koch (Borna). Dietz sch (Schwarzenberg). In Summa: 7. III. Rechte Seite: Herrmann (Bautzen). Superint.Schumann (Schwar- Zöllner (Löbau). zenberg). In Summa: 2. Spihner (Döbeln). Hallbayer (Meißen). Cuno (Zwickau). Stüber (Bautzen). In Summa: 5. In 18 Bezirken sind beide Wahlen auf die äußerste Linke gefal len, nur ein einziger Bezirk hat beide Male Männer der Rechten ge wählt, in 5 Bezirkm sind die Entgegengesetzten gewählt worden, die Uedrigen bilden leichte Uebergänge. Unter den 48 Gewählten sind 28 Kandidaten des Vaterlandsverein-. ragee^schichtk. o Dresden, 17. Mai. Das den Ständen vorzulegende Wahl gesetz stellt dem Vernehmen nach für hie zweite Kammer insofern ein ganz neue- Prinzip ihrer Zusammensetzung auf, die Einthcklnng nach Ständen ausgegeben und auch der Unterschied von Stadt und Land nur bezüglich der Wahlkreise festgehalten, im Uebrigen aber die Wählbarkeit zum Abgeordneten weder mit Rücksicht auf den Bezirk noch auf jenen Unterschied einer Beschränkung unterworfen wird. ES fällt demnach die Vertretung der Rittergutsbesitzer und des HandelS- und FabrtkstandeS in der bisherigem besondem Weise für die zweite Kammer ganz weg. Auch ist das passive Wahlrecht keiner Beschrän kung unterworfen und auch das aktive Wahlrecht nur wenig beengt. Zwar ist die indirekte Wahlart noch beibehalten, doch zu erwarten, daA wenn die Stande sich für direkte Wahlen aussprechen sollten, die Re gierung einem solchen Anträge nicht entgegen sein werde. Dresden, 19. Mai. Unsere Zeit bringt manches Ernste, aber auch viel Erfreuliches. Zu Diesem rechnen wir Zeichen der Treue, wie wir sie gestern erlebten. Prof. Roßmäßler wurde von seinen Tharander Schülern und Freunden in 1l offenen Wagen, die von Reitern umgeben waren, von Tharand durch Dresden bis an den Bahnhof geleitet, von wo er mit Dampfesflügeln nach Frank furt getragen werden sollte, um nach dem Willen seiner Wähler mit an Deutschlands Einheit zu bauen. Di« jungen Leute waren mit frischem Eichenlaub geschmückt, zu dem die jugendlich kräftigen Ge stalten ein schönes Seitenstück boten. Am Ziele der Begleitung an gelangt, sprach Einer dem Lehrer und Nazionalvertreter ein kurzes, aber herzliches Lebewohl, in welches die Anwesenden einstimmten. Prof. Roßmäßler erwiederte einige Worte des Dankes und in Kurzem entführte die brausende Lokomotive den freisinnigen Abgeordneten. — Präsident der ersten Kammer ist v. Schönfels geworden, für die zweite Kammer wird es Rewitzer werden. Die übrigen Kandida ten sind: Pfotenhauer, Oehmigen, Haden. x Dresden, 17.Mai. Verein vonHausbesitzern. Heute versammelten sich im goldnen Hirsch gegen 100 ansässige Bürger, um sich zu einem Vereine zu Wahrung ihrer Sonderinteressen zu konsti- tuiren. Nachdem ein provisorischer Ausschuß von 7 Bürgern durch Akklamazivn erwählt worden war, wurde die Debatte über das Ein quartierungsregulativ eröffnet und beschlossen, dem hohen KriegSministe- rium geeignete Vorstellung zu thun. Ebenso wurde beschlossen, Vor stellung beim hohen Ministerium des Innern gegen eine von einem an dern Vereine petirte Aufhebung deS Unterschiedes zwischen Ansässigen und Unansässigen bei der Vertretung im Stadtverordnetenkollegium einzureichen. x Dresden. Der Verein für städtische Angelegenheiten m Dresden, welcher am 20. April 1848 ins Leben getreten und bereit- auf eineMitgliederzahl von über 2000 gestiegen ist, hielt am 16. Mai 1848 seine vierte ordentliche Zusammenkunft, in welcher 1) nach Verlesung deS Protokolls über die letzte Versammlung, 2) vom Stell vertreter des nach Frankfurt berufenen Vorstandes Professor Wigard, dem Bürger Adv. Kell, welcher für heute den Vorsitz führte, da- Er- gebniß der Wahlen des Ausschusses vorgetragen, 3) eine vom Pro fessor Wigard verfaßte, in den früher» Versammlungen berathene und angenommene, an acht Orten der Stadt zur Unterschrift ausliegende Petizion und resp. Beschwerde über den Stadtrath und die Stadtver ordneten an da- hohe Ministerium des Innern, welche dem Druck übergeben, vertheilt und dem Anzeiger beigefügt ist, 4) wurde eine Antwort des von den Stadtverordneten zum Stadlrath erwählten Bürger, Adv. Hermann, welchen der Verein ersucht hatte, die auf ihn gefallene Wahl nicht anzunehmen, sowie die dahin gehende Rück antwort des Verein-, daß die Sache nunmehr auf sich beruhen solle, und man diesseits lediglich die Vertretung de- Gewerbstandes im RathSkoüegium gewünscht und vor Augen gehabt habe, vom Referent dem Bürger Prof. Richter vorgetragen und nach längerer Debatte einstimmig genehmigt, 5) wurde nach längerer Debatte der Antrag de- Bürgers Valentin, mehrfach wahrgenommene Ordnungswidrigkeiten beim Wachtdienst der Kommunalgarde, insbesondere der neuhinzuge» tretenen freiwilligen Kompagnien, beim Generalkommando zu rügen, mit den gestellten Unteranträgen angenommen. 6) Auf ein Gesuch des hiesigen Handarbeiterverein- wurde beschlossen, beim Stadtrathe zu beantragen, daß beim städtischen Bauwesen vorzugsweise hiesige Arbeiter, bei gleicher Tüchtigkeit und gleichem Lohne, berücksichtigt und solche auch dem bauenden Publikum öffentlich empfohlen werden möch ten. 7) Der Bürger vr. Meißner macht die baugewerklichen Mit glieder deS Verein- auf die Nachcheiie bei Spekulazionsbauten auf- metckßam, und räth ihnen an, sich für Akkordarbeiten eine Hipothek