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-98 der ihn durch einen gleichen Geschäftsbetlieb im Zaume halt. Der Staat wird also den Arbeitslohn willkürlich bestimmen, er wird auch nicht gezwungen sein, in günstigen KonjunktWrrn den Lohn zu erhöhen, weil Uchelter kefiW» tzvßiteW ZrstMsort hak, dessen Besitzer durch dtz ihm z*ströG«»ch» vermehrt« Ucheits- kraft einen Mehrgewinn erzielen kann. Nur eine allgemeine Arbeiterrevoluzion kann einen erhöhten Lohn erzwingen, und der Gewinn ausgünsti-etz HopMkuren wjrh mehr oder weniger der- schwinden durch die Verluste in ungünstigen Perioden und durch die Verwaltung der Geschäftszweige. Denn der Verwalter wird immer, da ihm die eigne Vertretung von Gewinn und Vcrlust nicht obliegt, nachlässiger oder doch gleichgiltiger wirtschaften, als der freie Eigentümer, der das höchste Interesse an der Erhal tung und Befestigung seines Besitzes hat. Und kein Gesetz, auch das schärfste nicht, kann das Gefühl des Patriotismus in der Menschenbrust hervorzaubern; und selbst dieses Gefühl vermag nicht das ükuadzug alles menschlichen Handelns, das Streben nach Selbsterhaltung in der bestmöglichsten Weise, zu ersetzen. Gerade dieses Streben aber ist der Lehrmeister aller Erfin dungen und aller Ppekulazion, d. h. mit andern Worten, der edelsten Bethätigung des menschlichen Geistes. Wozu über Ver besserungen, über die Veranstaltungen und die Unternehmungen zu einem einträglichen Geschäftsbetrieb nachdenken, wozu Mühe und Arbeit nicht scheuen, um ein Resultat im Betriebe herbeizu führen, das ein gesichertes Bestehen desselben verbürgt, — wenn ich nicht selbst den Nutzen davon ziehen kann, wenn ich nur für Fremde arbeite? So werden sich die Meisten fragen und wir können sie deshalb, streng genommen, nicht einmal tadeln, weil sie nach den der menschlichen Natur eingepflanzten Triebfedern han deln. Keine Prämie, keine Belobung werden DaS erreichen, wa- das freie Streben des menschlichen Geistes schafft, wenn die volle Frucht im Hintergründe winkt. Der Staat als Arbeit geber zwängt also den Geist ein, damit aber auch den Gebrauch der fisischen Kräfte. (Schluß folgt.) Hauptbericht über die Thatigkeit der hiesigen Vereine im Monat April. Je weniger Freiheit zur Versammlung dem Volke früher gegönnt war, um so mächtiger drängte der rein menschliche AffoziazionStrieb in engere Vereine mit wissenschaftlichem oder sozialem Zweck. ' Jetzt waren die Pforten geöffnet und die Welt vereinigte sich zu großen Versammlungen, welche die allgemeinen politischen Verhältnisse be sprachen, die jedes andere Interesse in den Hintergrund drängten. Die- blieb nicht ohne Einwirkung auf den Besuch der engem Ver eine, der ein geringerer war, und nicht ohne Einfluß auf den Geist derselben, der offenbar von den Welter,igniffen diktirt, geleitet und theilweise gehoben wurde. Wir sehen voraus, daß der kundige Leser auch ohne besondere Andeutungen Dieses aus den folgenden Berichten herausfinden werde. Im GrziehuugS- und FottbildungSverei» wurde am 4. Avril, der Vortrag einer Frau (der Schwester eine« unserer geachtelsten Schriftsteller, der Gattin eine- unserer entschiedensten Liberalen) über weibliche Erziehung von einem andern weiblichen Mitgliede des PereinS mitgetheilt. Der Bortrag hatte zum Zwecke, daS Mangelhafte uuserer jetzigen Fraueuerziehung uachzuweiseu und darzuthun, daß die -raue« berechtigt uad befähigt seien, eine höhere Geistesbildung zu er langen, als die, welche ih»e» jetzt zu Theil werde. Sie werden nicht bloS weiblich, souderu weibisch erzogen. Mau schließt sie aus dem Kreise der Wissenschaft aus; sie sind den Männern gut genug, wenn ße »ur kochen könne»; anderswo, z. B. i» England, stehe, die Frauen höher. Bisher sei dieser Zustand in Deatschland naturgemäß gewesen; diese Zeit sei jedoch hoffeutlich vorbei, der Zopf verschuitte», die weib liche Erzieh»»- müsse auch etwa« Höhere« erstreben. — Sehr richtig sagt die Berfafferin: Zn der Hand der Mutter liegt ein wichtiger Theil der Erziehung, und eiu Vater bildet selten tüchtige Söhne, ohne eine tüchtige Mutter. Sie bildet eine» wesentlichen Theil des Mannes, sein Geniüth, und giebt dem Verstände die erste Richtung. Haö Wiegend der Mutter smvmi dem Mann» «och spät ins Ohr; bis a, das Ende seines Lehen« wirkt elU, tüchtige Mutter noch auf ihn erziehend, hilvend ei», indem er ihr Andeufi» ftgnet. Und die Frauen sollten nicht dem Drange dieser hohen Bestimmung entsprechen, sich nicht für sie ausbilden wollen? O ja, sie möchten wohl, ihre Erziehung aber erstickt diesen Drang, der in ihnen eben so gut, als im Manne lebt. Man denkt, was braucht da« Rädchen, eiu bische, von Diesem und ei» bischen von Jenem, und wen» sie Einiges halb— Nichts ganz gelernt hat, hört ihre Erziehung auf, und sie steht einfältig, wie eiu Gänschen da in ihrer Zeit, die sie nicht versteht. — Die Frau soll die Genossin des Mannes sein, nicht sein Spielzeug; sie soll mit ihm im Einklänge wirken. Soll sie DaS aber können. so fordert die Verf. volle Gewährung einer fiele» »ad u»ei»g»schrä»kteu Ausbildung de« Weibes. Sie geht in die Gründe der seitherigen Vernachlässigung, Unterdrückung der Frauen ein, findet dieselben einestheils im Egois mus der Männer und auderntheils tu der Trägheit und Indolenz der Fraue». Diese Abwesenheit aller geistigen Beschäftigung bezeich net die Verfasserin sehr richtig als den Grund geistigen Verfalls über haupt und des Herabsinkens zur Gemeinheit im Besonder». Daher die rohe sinnliche Neugier (bet Hinrichtungen u. s. w.), Rohheit gegen Dienstleute, schlechte Lektüre, elend« Geselligkeit und — welch» Üntun» Haltung! — Statt die Frauen zu sich emporzuziehen, steigen die Männer zu ihnen herab. Die Frau soll ebenso, wie der Mann, ganz leben, und DaS kann sie nur mit gebildetem Geiste. Cie soll über dieser Bil dung ihre häuslichen Pflichten nicht vernachlässige»; sie soll am Morgeiz Martha, am Abend Maria sei». — Durch die Epoche der Indifferenz dämmert nu» wohl da« Licht einer (geistig») freier» Stellung für die Frauen herein. Mit dem Volke werden auch die Frauen erzogen. Dies ist nicht gar leicht. Manche haben eine große Zähigkeit im Festhalten am gewohnte» Alten- Die Frauen solle» »nd müffeu emanzstoirt cheu.« de», weu» das ganze Menschengeschlecht emauzlpirt werden soll, aber nicht männlich, sondern menschlich. — Sind die Töchter stüh zeitig für ihre häuslichen Pflichten herangezogen worben, habe» sie Alle« selbst machen gelernt, Kochen, Kehren, Wasche» u. s. w., warum sollte» wir Ke nicht auch in das Heiligthum der Geistesbildung einfübren? ,-lßs darf keine Arbeit zu niedrig für das Weib sei», aber auch keine geistige Beschäftigung zu hoch!" — Zur harmonische» Ausbildung des Weibes gehört aber auch daS Heranziehe» eines kräf tigen Körpers; daher das Turnen als Grundlage der Gimnasitk des Geistes. Die geistige Ausbildung muß ihre Grenzen haben? Ja, aber diese Grenzen liegen in jedem Individuum selbst; andere kann, darf es nicht gebe», und in dieser Freiheit erkennt die Verfasserin eben die Gmanzi- pazion der Frauen. „Also, ruft sie, öffnet ihnen Eure Schatze, Ihr Männer, erlaubt ihnen, etwas Tüchtiges zu lernen: Filosofie, staatliche« Bewußtsein, politische Begeisterung sollen ihnen nicht ferner bloße Na men sein!" Die Verfasserin verlangt vor Allem tüchtige Geschichts bücher. Das Weib sei weder Ballbame, »och Wirtschafterin; sie sei eine vollendet erzogene Frau. Man glaube uicht, daß dadurch die Kindlich, keit, Reiuheit und Würde des Geschlechts leiden; ebensowenig wird da« Weib dadurch anmaßend werden; je höher sie auf der Staffel geistige» Bewußtseins emporsteigt und das unendliche Feld de« menschlichen Wis sens überschaut, desto bescheidener und verständiger wird sie werden, desto mehr wird sie eiusehen, wie wenig sie weiß. — Durch Mangel an Gei stesbildung ist da« Weib eben zu de» Fehlern gekomme», welche di« Männer an ihm tadeln; sie ist schwatzhaft, bleibt uicht bei dem Thema, spricht ab, ist inkonsequent. Soll sie besser sei», so gewähre ma» ihr die Mittel, besser zu werden. Sehr gut bezeichnete die Verfafferia die Stellung, welche unver- heirathete Frauen einnehmen sollten. „Nicht daß sie nicht Gattinnen und Mütter find, macht sie zu starren, herzlosen, lebendigen Mumie», sondern das Abschlüße» vom Lebenslichte; Nichts erwärmt ihr Herz. Es giebt, über das persönliche und Familieninteresse hinaus, noch ei» höheres. Das soll deu uuvcrhelralhete» Frauen willkomme»-sein, beson ders denen reifern Alters. Hier sollen sie eiugreifen i» die LebenSver- hältnlffe, hier schaffen und wirken, mit der Reinheit ihrer geistigen Kraft; sie finden genug zu thun: schöne Propaganda für Verbesserung so maa- cher trostlose» Verhältnisse! Dahiu strebe die Erziehung, und sie wirb nie verfehlt sein; nicht Ehefrauen, nicht alte Jungfern — Menschen er ziehe man in ihnen! Auch fertige Frauen könne» nachhole», indem sie alle Gelegenheiten benutzen; der ErziehungSvrrei« ist eine dazu, uab könnte wohl einen Bürgerverein unter Frauen abgeben, oder e- könnte sich eia besonderer von lauter Frauen bilden. Dies find die Gedanken der geistreichen Verfasserin, bereu RefereM sich, bei dem etwas schnell gehaltenen Vortrag, zu bemächtigen vermocht hat. Sie sind eine trockene, farblose Skizze von dem glänzenden »»d ke- benSstrotzende» Biloe, welches uns die Verfafferia gab, und wir theil«» sie »ur mit, um den reiche» Gehalt de« gesammten Vortrag« aapsdeu- teu, dem man wohl anfieht, er enthalte vieles längst i» der bewegte» Brust Gereiste »ud i» ihr verschlossen Gehaltene; «« sei keta mühsame«