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Montag, 38. 8, Mai 1848z Dies« Blatt * Prri« für erscheint täglich Vas Lirrtelja-, M Dresdner Aournal, M b<t"hka- Zeile l, Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen Redtgirt von Karl Biedermann. Inhalt. Staatsfabriken. — Hauptbericht über die Thätigkeit der hiesigen.Vereine im Monat April. — TageSgrschicbte: Dresden: Wahlmännerliste; Bezirksversammlung des Vaterlandsvereins. Leipzig: Deutscher Verein. Stolpen: Wahlzum Parlament. Aus dem Doigtlande. Berlin. Tilsit. Posen. Koblenz. Bonn. Flensburg. HaderSlrben. Weimar. Frunkfurt. Mannheim. Vom bairischen untern Main. Kassel. Wien. Prag. Paris. Straßburg. Marseille. Kun st u n d L ite ratur: Hostheater: „Doktor und Friseur und der dritte Akt vom Verschwen der." — Feuilleton. — Geschäftskalen der. — Orttkalcnder. — Angekommene Reisende. — Anzeigen. Verordnung, die bisher zum Vertriebe gewisser außerhalb der deutschen Bundesstaaten erschienenen Schriften erforderlich gewesene besondere Erlaubniß betr. Da die §. 28 der Verordnung vom 5. Februar 1844, die Angelegenheiten der Presse betr., enthaltene Vorschrift, daß eS zum Vertriebe von Zeitschriften oder andern nicht über zwanzig Bogen betragenden Druckschriften politischen Inhalts, die in einem nicht zum deutschen Bunde gehörigen Staate in deutscher Sprache erscheinen, der Einholung ausdrücklicher Erlaubniß bedürfe, lediglich aufeinerBe stimmung der durch die Verordnung vom 24. November 1832 (Seite 469 der Sammlung der Gesetze und Verordnungen vom Jahre 1832) publicirten Dundesschlüsse vom 5. Juli 1832 §. 1 beruht, diese aber zu denjenigen gehören, welche durch den mittelst Verordnung vom 15. April dieses Jahres (Seite 49 des Gesetz- und Verordnungsblattes) publicirten Bundesbeschluß vom 2-April diesesJahres aufgehoben worden sind; so wird, mit Genehmigung Sr. Königlichen Majestät, die eingangsgedachte Vorschrift §. 28 der Verordnung vom 5. Februar 1844 andurch außer Wirksamkeit gesetzt. Dresden, den 1. Mai 1848. Ministerium des Innern. Oberländer. Kuhn Staatsfabriken. (Von Robert Heym.) Louis Blanc's soziale Theorien, deren Heil und Brauchbar keit Frankreich jetzt vor uniern Augen erproben soll, haben manche Köpfe in Deutschland gefangen genommen. Viele wünschen, daß man ähnliche-Sisteme auch bei uns einführen möge. Dieser Wunsch ist schon insofern für jetzt nicht gerechtfertigt, als uns in Frankreich die wohlfeile Möglichkeit geboten wird, die Erfahrung abzuwarten und nach ihr das Verwerfliche von dem Zulässigen abzuscheiden. Die Zeit aber wird es lehren, daß sehr viel Verderbliches für den Staat in Blanc'ß Vorschlägen liegt, und mindestens muß jeder Vernünftige zugeben, daß der Erfolg derselben in ihrer Ausführung höchst zweifelhaft ist. Wozu also jetzt auch nur das Geringste unternehmen, bevor Frankreich seinen Versuch ausgeführl hat, da uns noch andere und bewährte Mittel zu Gebote stehen? Blanc's Theorien haben aber auch in ihrer Mehrzahl die jenigen volkswirthschaftlichen Grundsätze gegen sich, welche die Basis des ganzen Völkerlebens bilden. Es wird daher Zeit, daß Männer, welche mit der Nazionalökonomie vertraut sind, auf stehen und den Beweis liefern, daß die Theorie nur dann segens reich auf die Praxis wirken kann, wenn sie sich den thatsächlich ge gebenen Verhältnissen anschließt. Denn die Grundlagen des wirthschaftlichen Lebens der Völker umstoßen, heißt einen neuen Menschen schaffen, die menschliche Natur umgestalten wollen. Einen Versuch in dieser Beziehung will ich hinsichtlich eines Punktes unternehmen, der keinesweges ohne Anhänger in Deutsch land ist. Wollten doch die Maschinenbauarbeiter zu Chemnitz in einer Petizion die Regierung um Errichtung von Staatsfabri ken bitten und meine ausführliche Darlegung der cinschlagenden Gesichtspunkte erst vermochte sie von diesem Jrrthume zurückzu bringen. Zu ihrer Ehre sei es gesagt, daß sie sich von der Macht der angeführten Gründe überzeugen ließen. Die Errichtung von Staatsfabriken kann auf zwiefachem Wege erfolgen. Entweder der Staat erklärt den gesammten Be trieb der Industrie für ein Monopol in seiner Hand, oder er be gründet Fabriken und sucht so viele gewerbliche Unternehmungen, als immer möglich, an sich zu reißen, gestattet aber daneben den Privaten den freien Betrieb der Industrie. Beide Wege sind gleich verwerflich und verderblich; die hauptsächlichsten Gründe, denn nur über diese kann ich mich hier verbreiten, welche dagegen sprechen, sind folgende. Was den ersten Weg betrifft, so ist zunächst der Zustand der Arbeiter in den Staatsfabriken dem der Sklaverei vollkom men gleich. Der Arbeitslohn wird durch die freie Konkurrenz geregelt. Je mehr Etablissements bestehen, welche sänzmtlich ihr Geschäft mit Gewinn betreiben wollen, desto leichter wird es dem Arbeiter, seine Kräfte nur da anzubieten, wo sie ihm am besten vergütet werden. Ganz anders in der Staatsfabrik. Hier hat es der Arbeiter nur mit einem Arbeitgeber zu thun, der sein un beschränkter Herr sein kann, weil er neben sich Niemanden weiß,