Volltext Seite (XML)
Montag, 17. April 1848. Diese« Blatt erscheint täglich Ndend« und ist knrch all« Post, austalten d««3»» »nd 4lu«lanve« z» deiieh«,. Dresdner Journal Preis für »a« Diertelsahe Thlr. 3nsertirn«gebüh» re» f». den Ran» einer gespaltene» Zeile 12 Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redtgirt von Karl Biedermann. Inhalt. Der FünsjigrrauSschuß zu Frankfurt a. M.— Das Christenthum und die Freiheit.— Lagesgeschichte: Dretden: Lehrer versammlung in Leipzig. Leipzig: deutscher Verein. Lhrmnitz: Volksversammlung. Berlin. Posen. Hannover. Hamburg. Rendsburg. Karlsruhe. München. Krakau. Walachei. Mailand. Genua. London. — Kunst und Literatur: O.A. Banck.Hoftheater: „die Valentine." —Feuille ton. — Et »gesendetes. — SeschäftSkalendrr. — Ortskalender. — A »gekommene R et sende. — Anzeigen. Der Nünfzigerausschuß zu Frankfurt a. M. Der Fünfzigerausschuß hat eine große Erbschaft angetreten. Er soll das Werk, das die Vorversammlung deutscher Männer begonnen, zu Ende führen; er soll die moralische Macht und Au torität, womit die allgemeine Volksstimme jene größere Ber einigung bekleidet hatte, in sich, der kleinern Vereinigung, eben- falls zur Geltung bringen. Zehn Tage sind seit dem Schluß der Versammlung und der Einsetzung des Ausschusses verflossen; was hat der Ausschuß in diesen zehn Tagen geleistet? welchen Charak ter hat er entfaltet? Der Ausschuß ging hervor aus Wahlen, bei denen die soge nannte konservative Majorität der Versammlung ein unbeding tes Uebergewicht durch ihre Zahl ausübte. Die Liste, welche von dieser Frakzion entworfen war, ist vom ersten bis zum letzten Mann durchgegangen und hat also die Zusammensetzung des Ausschusses entschieden. Man hatte jedoch in diese Liste auch eine Anzahl Namen von der Minorität, d. h. von Denen, welche z. B. für Permanenz gestimmt hatten, ausgenommen, und daher erklären sich die starken Majoritäten, welche Manche dieser letzten Partei «hielten. Nur von der alleräußersten Linken, d. h. von Denje- nigen, welche nach der Verwerfung des Zitz'schen Antrags aus getreten waren, also faktisch erklärt hatten, daß sie sich der par- lamentarischen Mehrheit nicht fügen wollten, ist kein Einziger in den Ausschuß gekommen, trotz des entschiedenen Zusammenhal tens der Minorität, um auch von Diesen wenigstens Einige durchzubringen. Heck er war der erste Ersatzmann, ist aber nicht «»gerückt und wird wohl auch selbst bei vorkommender Vakanz nicht geneigt sein einzurücken. Trotz dieses Uebergewichts des konservativen Element- im Ausschüsse hat derselbe sich dennoch bis jetzt weder schwach oder schwankend, wo es galt, Rechte und Interessen deS Volks zu ver irrten, noch ausschließend oder unduldsam gegen die weitergehende Minorität gezeigt. Schon die Vorstandswahlen gaben dafür Zeugniß. Die Wahl des Präsidenten, v. Soiron, war so wohl in Hinsicht auf die persönlichen Eigenschaften des Gewähl ten, — Entschiedenheit, Energie und praktische Sicherheit — äußerst glücklich, als auch prinzipiell gerechtfertigt insofern, als Soiron eS war, der durch seinen bekannten Antrag die eigentliche Tendenz und Bedeutung dieser ganzen parlamentarischen Ver handlungen festgestellt, der daS Prinzip der Volkssouveränetät als das maßgebende hervorgehoben, gleichwohl aber jeden voreiligen Bruch mit den bestehenden Formen zurückgewiesen hatte. In der Person des ersten Vizepräsidenten, Blum, widerfuhr auch der überstimmten Minorität ihr Recht, und der zweite Vizepräsident, Abegg, wenn auch nicht ganz mit dieser Richtung gehend, hatte sich doch entschieden freisinnig gezcigt. Der Kandidat der stren ger Konservativen, Kanzler v. Wächter, konkurrirte zwar stark bei allen diesen Wahlen, blieb aber in der Minorität. Die bisherigen Beschlüsse des Ausschusses bekunden ein ent schiedenes Bewußtsein desselben von seiner wichtigen Aufgabe und von der großen Verantwortlichkeit, welche er der Versammlung und dem ganzen deutschen Volke gegenüber auf sich genommen hat. Mil Entschiedenheit und Nachdruck ist derselbe überall da aufgetreten, wo sein Einschreiten im Interesse der Ruhe und Ord nung oder zur Wahrung der Volksinteressen dringend erschien, und ohne kleinlichen Bedenken wegen seiner formellen Kompetenz nachzuhängen, hat er die Nothwendigkeit und die Rücksicht auf das Gemeinwohl als die alleinigen Merksteine seiner Befugniß und Machtausübung anerkannt. Als die Anzeige von frevelhaf ten Zerstörungen an der Taunuseisenbahn an ihn gelangte, hat er sofort an die betreffenden Behörden mahnende Schreiben erlas sen, sie zum kräftigen Einschreiten gegen solchen Unfug, zur Auf rechthaltung und Betätigung ihrer Autorität auffordernd, hat aber auch gleichzeitig in einem Aufruf an das Volk das Verbre cherische und Verderbliche solcher Gesetzes, und Eigentumsver letzungen dargestellt und dringend zur Ordnung und Gesetzlichkeit gemahnt. Auf die Kunde von einem beabsichtigten Einfall deutscher Arbeiterflüchtlinge aus der Schweiz und Frankreich nach Deutsch land, zur Unterstützung gewisser republikanischer Bestrebungen mit gewaffneter Hand, beschloß der Ausschuß, in einem Aufruf an diese unsere Landsleute sie von ihrem Vorhaben dringend abzu mahnen. Dieser Aufruf ist bereits an den Ort seiner Bestim mung abgegangen. Ebenso entschieden aber hat der Ausschuß auch nach der an dern Seite hin gehandelt. Als in Kassel durch erneuerte Will kürhandlungen des Kurfürsten eine abermalige Volksbewegung und ein Kampf zwischen Volk und Militär hervorgerufen worden war, entsandte der Ausschuß eine Deputazion dahin, welche dem dortigen Ministerium erklären sollte: daß dasselbe für Aufrecht haltung der Ordnung und Ruhe nicht allein seinem Lande, sondern