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126 llY kommt, daß gewiß, wenn nicht die meisten, doch viele dieser Blüthen bisher nur für Wenige dufteten, so unbekannt waren fie in ihrer Zer streuung dem größer» Publikum. Und doch — wie mehrt sich die Achtung des Mannes vor dem Frauenherzen, wenn ihm das weibliche Walten und Schaffen, wenn ihm das Wesen edler Weiblichkeit in der schönen Hülke der Poesie entgegentritt, und wie sehr bedürfen wir doch solche Einflüsse auf die Herzen der MännerEbenso aber — was könnte auf die Veredelung der Krauen selbst unmittelbarer einwirken, als wenn fie ihr inneres Leben in einxm solchen Spiegel betrachten, als wenn die Hand der Dichtung in die Saiten greift, mit welchen die Vorsehung daS Frauenherz begabte. Dann erwachen alle die freundlichen Gefühle der Frömmigkeit, der Liebe , der Hingebung an daS stille Walten im häuslichen Kreise im Herzen der Jungfrau, der Braut, der Gattin, der Mutter, und manche That der Barmherzigkeit und der aufopfernden Seelengröße mehr würde vollbracht werden, wenn die Gesänge unserer Dichter häufiger ihre Fülle an Schönem und Gutem in die Seelen unserer Frauen auSgöffen. Hat nun aber Herr vr. Höfer die mannichfachen Schwierigkeiten einer solchen Aus wahl, wie wir wenigstens meinen, glücklich überwunden, und nament lich für die verschiedenen Lebenssituazlonen der Frauen daS Schönste nach diesen Situazionen zusammengeordnet, so find wir gewiß schon im Allgemeinen berechtigt, die deutsche Männer-und Frauenwelt, sowie Mädchenschul- und Erziehungsanstalten auf dieses „Frauen- rhum" mit seinen größern und kleinern Spenden aufmerksam zu machen, und wollen wir Dies hiermit gethan haben. Allein wir haben noch einen besonder» Grund, Dies gerade in diesen Tagen zu thun. Denn einmal wüßten wir für die bevorstehende Konfirmazion und erste Abendmahlsfeier neben den Schriften religiöser Tendenz, namentlich neben den „religiösen Liedern" von Georgi, in Betreff der angehenden Jungfrauen nicht leicht ein passenderes Geschenk, eine angemessenere Mitgabe vorzuschlagen, als dieses „Frauenthum", um so mehr, als auch die religiöse Poesie in „Martha und Maria" von Linde und in „des Herrn Erscheinung" von Ribbeck u. A. vertreten ist. Auch ist in Rücksicht auf diesen Zweck die Gottschalck'sche Buchhandlung bis Ostern ermächtigt wor den, den ursprünglichen, ohnedies schon nieder» Ladenpreis von 15 Ngr. auf 10 Ngr. zu ermäßigen, um so auch dem Unbemitteltsten den Ankauf möglichst zu erleichtern. Sodann aber — erwacht aus seinem Schlummer ist ja das Gefühl eines gemeinsamen deutschen Vaterlandes, das Gefühl der Begeisterung und der Liebe für dieses Vaterland. Auch im Heiltgchume des deutschen Frauenherzens soll der Altar dieser Empfindungen stehen und hell soll die Opferflamme der Hingebung an das Vaterland brennen. Und wie diese Flamme das Frauenherzselbst erwärmt, so sollen an diesem Altäre uns die Funken der Vaterlandsliebe in die Seele des Heranwachsenden Ge schlechts hineinsprühen, und von der Hand auch der Mütter soll das heilige Feuer des Patriotismus in den Herzen unserer Knaben und Jünglinge, unserer Mädchen und Jungfrauen genährt werden. Bieten wir darum den Frauen, den Müttern die rechten Mittel! Geben wir unfern Töchtern und Pflegebefohlenen, geben wir den Bräuten und Erzieherinnen in die Hand, wessen sie dazu bedürfen! Und eben ein solches Mittel für diesen hochheiligen Zweck sind die vaterländi schen Dichtungen, welche wir auf S. 67 ff. des Höfer'schen „Frauen- thumS" finden. Voran als Motto daS Schiller'sche. „An « Vaterland, an« theure schließ' dich an. Da« halte fest mit deinem ganzen Herzen u. s. w.", und unter der Fahne diese- Motto's „die deutschen Frauen" von Kind ; „Herrmann und Thusnelda" von Klopstock; Vaterland-lieb" von Demselben; „die Muttersprache" von M. v. Schenckendorf; „an die deutschen Frauen" von Schreiber; ,^n daS deutsche Mädchen" von A. Franz u. a. Lauter Erzeugnisse der vaterländischen Muse, würdig, von jeder deutschen Frau und jedem deutschen Mädchen nicht nur gekannt und gelesen, sondern zum lebendigen Eigenthume des Herzens gemacht zu werden. Freilich ist mit alle Dem der reiche Vorrath weder an vaterländischen Liedern insbesondere, noch an hier her gehörigen Poesien überhaupt erschöpft, und namentlich vermißt man ungern „daS Frauenherz" von Saphir. Jndeß erschöpfen konnte und wollte der Sammler nicht, wenn nicht da- Buch zu um fänglich und damit zu theuer werden sollte. Die kurze, aber inhalt reiche Vorrede spricht sich genugsam darüber auS, und erlauben wir unS, auf diese zu verweisen. Endlich dürfen wir nicht übergehen, daß der Reinertrag der verkauften Eremplare weder dem Urheber des Unternehmens, noch dem debitirenden Buchhändler zn Gute kommt. Vielmehr ist die Sammlung „zum Besten des Frauenschuhes" bestimmt. Natürlich ist hier nickt der Ort, auf Wesen und Zweck dieser Anstalt naher einzugeben. Es reicht aus, zu bemerken, daß dieselbe eins der vielen zeitgemäßen Organe zur Verminderung der Uebel in der zivili- sirten Welt und zur Verbesserung der geselligen Zustände ist. Auch dürfen wir zum Theil eine genauere Kenntniß voraussetzen; zum Tbeil geben hierüber die im Drucke erschienenen „Statuten", „Haus ordnung" und „Bericht" (auf das 1.1847) den nöthigen Aufschluß. Insbesondere aber beziehen wir uns auf die demHöfer'schen „Frauen thum" selbst voranstehende „Darstellung der vereinigten Anstalten zum Frauenschutz im Königreiche Sachsen von I. L. H. Riedel, Prediger am Ehrlich'schen Gestift." Es ist Dies die beste Empfehlung des Zweckes, für welchen Herr vr. Höfer den Ertrag bestimmt hat. Man ersieht daraus, daß man durch den Ankauf des „Frauentbums" gleichzeitig ein gutes Werk fördert, welches, von Frauenherzen gestiftet, von Frauenhänden gepflegt, dem Frauenleben und damit dem großen Ganzen dient. Gewiß nach allen Seiten hin genug, um sich für die hier besprochene Gabe der Literatur zu interessiren und zu verwenden. Druck und Papier verdienen Anerkennung; einige leicht zu erkennende Druckfehler werden die wohlmeinenden Leserinnen ent schuldigen und verbessern. Pfeilschmidt. Feuilleton. -X- Aus der Schweiz schreibt man, daß der Erkönig Lukwig schon bei der Lola, die dort sich angekauft, eingetroffen sei. Gute Saison! die Lola hat weichere Arme, als die deutsche Freiheit. Dieser König sagte einst, als die Cholera in München war und man ihn fragte, welche Anstalten man für ihn gegen diese Krankheit treffen solle? „Gar keine. Bin ich nicht an den Ständen gestorben, wird mich auch die Cholera verschonen!" Freibeit und Pest waren ibm einerlei Ding! Jetzt hat fick die Freiheit ihm doch tödtlich bewiesen. A- Carl XII., König von Schweden, der größte Feind August des Starken, ritt einst ganz allein nach Dresden hinein und bat den Kurfürsten, ihm die Herrlichkeiten seiner Hauptstadt zu zeigen. Alles war verblüfft. Sollte man ihn festhalten oder nicht? Ruhig verließ der König wieder die Stadt. Als er den andern Tag hörte, daß hier große Kabinetsversammlung sei, sagte er zu seinen Generalen: Hört! heute berathschlaqen die Dresdner, was sie gestern hätten thun sollen. — Alte Gewohnheiten sterben schwer aus, und der Sänftengang des RathschlagenS und die Bedenklichkeit der Kompetenz zur That ist noch immer Dresdner Liebhaberei. Verantwortliche Redakzion: Karl Biedermann. Gingesendetes. Entgegnung. Herrn Adv. Heydenreich zur Entgegnung auf seine Erklärung vom 13. d. M. nur Folgende-: Anmaßung ist es, zu verlangen, Jedermann solle wissen, die Chiffre v. bedeute ein» für allemal den Namen de- Herrn Advokaten Heydenreich; die Unterzeichnung mit einem einzigen Buchstaben ist unbedingt vollständige Anonimität. Ich erkläre übrigen-, daß ich den Namen de- anonimen Hm. N. weder von der Expedizion de-Dresdner Journal-, noch von der de- Anzeigers erfahren, wohl aber au- dem Geiste de- fraglichen Auf sätze- über die Landtagswahlen sofort bei dessen Durchlesung errathen habe. Auf Herm Heydenreich'- Fragen und erneuerte Verdächtigun gen hat bereit- die öffentliche Meinung geantwortet. Dre-den, 14. April 1848. Adv. Blöde.