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Dieses Blatt rrsrbeinr tätlich SldendS und ist durch alle Post, «nstalten deS In- »nd Auslandes zu beziehen. Preis für da« Vierteljahr Dresdner Journal, . Zeile tt Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. Inhalt. Zur Volttbnvaffnungsfrage. — Die Dresdner Wahlschlacht. — Lagesgeschichte: Dresden: vr. Wuttke. Leipzig: Der deutsche Verein. Leisnig: Exzesse. Radeberg: Vaterlandsverein; Schaffrath's Bericht über die Sendung nach Frankfurt. Dahlen: Vaterlands verein. Posen. Hamburg. Rendsburg. Frankfurt. Karlsruhe. Stuttgart. Wien. Paris. Mailand. Padua. Rom. Neapel. London. — — Feuilleton. — TrschäftSkalender. — Ortskalender. — Ang ekommene Reisende. — Anzeigen. Zur Bolksbewaffnungsstage. Unter den Korderungen, welche einmüthig in allen deutschen Gauen geltend gemacht und errungen worden sind, ist eine der obersten die Volksbewaffnung. Daß wir Alle in ganz Deutschland bereit seien, unsere Grenze gegen jeden räuberischen Feind aus Ost oder West oder Nord kräftig zu vertheidigen, ist gleichzeitig in allen deutschen Gemüthern gefühlt, von allen Zun gen ausgesprochen worden. Ist es denn aber damit abgemacht, daß wir dem Volke Waffen in die Hände geben? O nein! Es hat genug Völker in alter und neuer Zeit gegeben, welche auch bewaffnet waren, tapfer waren, und dennoch unterlagen. Man denke an Polen 1830, an Spanien 1823, in alter Zeit an Karthago, an die altgriechi schen Freistaaten, an die Gallier unter Cäsar. Es handelt sich nicht blos darum, das Volk zu bewaffnen, sondern darum, es wehrhaft zu machen. Die Bedingungen für die Wehrhaftmachung des deutschen Volkes, die Punkte, welche vor Allem zu erstreben sind, um unser Volk in Stand zu setzen, daß es sich mit wirklichem Erfolg gegen die mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwartenden Einfälle des Auslandes zur Wehr setzen könne, scheinen mir hauptsächlich folgende zu sein. Erstens und vor Allem Einigkeit. Die Polen, die Spanier 1823, die alten Griechen, die Deutschen in den Revolu- zions- und Napoleonischen Kriegen unterlagen, weil sie uneins waren. Keine Streitfrage, von allen, welche die deutschen Völ ker jetzt zu ihrer Wiedergeburt zu lösen haben, ist so wichtig, daß wir ihr unsere Einigkeit nach außen aufopfern dürften. Wer jetzt eine dieser Fragen benutzt, um Spaltungen hervorzurufen, der ist ein Feind unserer Unabhängigkeit und hält es mit unfern Nazionalfeinden. Wer jetzt die Völker und Fürsten, die Süd- rmd die Norddeutschen, die Preußen und Nichtpreußen, die Re ligionsparteien, die politischen Parteiftakzionen u. s.w. gegen ein ander aufzubringen, die arbeitenden Klassen gegen die arbeit gebenden und besitzenden, daS Zivil gegen daö Militär aufzu reizen sucht, der ist ein Gegner unserer guten Sache, der steht im Solde, oder doch im Dienste unserer Erbfeinde, der verräth uns, au- Unwissenheit oder aus Bosheit! - Sinl^wir aber einig: wer in der Welt will 30 Millionen Menschen, die einig sind, wider ihren Willen unterwerfen oder gar dauernd unterjochen? Die zweite Bedingung, durch welche eine Volksbewaff nung erst zu einem wirklichen Vaterlandsschutze wird, ist die Waffen tüchtig keil des Volkes selbst. Ja, ein tüchtige- streitbares Volk wird sogar bki mangelnden oder schlechten Waf fen zum Ziele kommen. So erzählt Walther Scott von den Schotten unter Montrose, daß sie erst eine gehörige Anzahl ihrer Feinde mittels der Knüttel und Steine erschlugen, bis sie die nöthige Menge von Waffen erbeutet hatten. Etwas AehnlicheS haben wir in Spanien zu Napoleons Zelten, vor Kurzem im Berliner Straßenkampfe erlebt. Zur Wafsentüchtigkeit des Volkes gehört vor Allem, daß dasselbe aus kräftigen und geschickten Männern be stehe. Wie und wo erzielt man diese? Durch das Exerzi- ren?— Nun, Waffen- und Marschübungen sind gewiß noth- wendig zur besonder« Ausbildung des Kriegers, — und sie müssen daher, um ein Volk von Kriegern zu bilden, allgemein stattfinden als Landwehr. — Aber um ein Volk von geschickten und kräftigen Menschen heranzubilden, welches man mit einem Schlage in ein Kriegerheer verwandeln kann, — dazu muß man weiter ausholen, gründlicher und frühzeitiger beginnen, — auf dey Turnplätzen. Das Turnen verhält sich zum Militär- ererziren wie die gemeine Schulbildung, Rechnen, Schreiben u. s. w. zur besonder» Fachbildung eines Jeden. Das Turnen (be sonders das neuere wissenschaftliche) schließt die Elemente jeder ersinnlichen militärischen Waffen - oder Marschübung in sich; sie erscheinen dort als nothwendige Anfangsgründe und Vorbedin gungen jeder geregelten Körperausbildung, hier (bei der Kriegs. Übung) als zufällige Anwendung der theoretischen Grundlage auf einen besonder« einzelnen Zweck. Das militärische Ererziren und Dienen für sich allein ist auch durchaus nicht im Stande, den Körper so geschickt und zuträglich auszubilden, wie es die Fisio- logie von einer Körperübung verlangt. Im Gegentheil, der Militärdienst setzt voraus, daß der Körper schon eine gewisse Kräftigkeit und Vollendung des Baues besitze. Wo nicht, so ruinirt er gar leicht den Mann. Das sehen wir Aerzte fort während. Bei den Rekrutenaushebungen werden immer nur die wohlgebildetsten und rüstigsten Leute genommen; und doch sehen wir bald eine ziemliche Anzahl derselben in den Spitälern erkrankt oder verdorben ankommen. Da meinen nun manche Offiziere, daß der Arzt schuld sei, welcher bei der Aushebung nicht sorgfältig genug geprüft habe. Oft erhalten die Aerzte sogar Verweise