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57 Dieselbe Bewandnifs hat es mit Erwachsenen, welche in der Sklaverei leben. Wie diese Sitte, welche auf alter Observanz beruhet, entstanden ist; ob sie sich auf ältere Verordnungen unserer früheren Oberherrn gründet; oder ob es ein örtliches Gesetz ist, welches von der Behörde der Polizei und Criminal-Justitz erlassen wurde, läfst sich nicht ausmitteln. So viel ist gewif’s, dafs die christliche Religion keinen ausschliefst, er sey ein Freier oder Sklave; und dafs die Aufnahme der Sklaven in die christliche Gemeinde in solchen Colonien, wo dieses nicht untersagt ist, den besten Erfolg gehabt hat. Das Versprechen des Eigenthümers bei der Taufe in der Sklaverei gebohrner Kin der, dafs sie künftig frei seyn sollen, hing stets von dem freien Willen desselben ab, und oft zeigte die Folge, dafs das Versprechen gänzlich vergessen wurde. Seit den drei Jahren, dafs ich als Prediger in dieser Golonie angestellt bin, habe ich mehrere Erwachsene und mehrere Kinder getauft, welche in der Sklaverei gebohren wur den, und mehrere Versprechungen, dafs sie nachmals frei seyn sollen, sind noch in Wirksamkeit. Was mich betrifft, so sehe ich keinen Grund ein, warum nicht in dieser Colonie alle Sklaven könnten getauft und in der christlichen Religion unterrichtet werden. Die reformirte Gemeinde bildete sich in dieser Colonie gleich nachdem dieselbe un ter die Herrschaft von Holland kam, und sie ist noch jetzt die zahlreichste; die ange sehensten Einwohner der Colonie gehören zu derselben. Mehrere ihrer Mitglieder sind aus Europa gekommen, andere sind hier gebohren. Vor ungefähr zwei Jahren wies die Behörde der Polizei und Crimiri^J'Jusdtz einen Platz zum Bau einer neuen Kirche an. So ging demnach ein vor mehreren Jahren von unseren Oberherrrn gefafster, aber wegen mancher Hindernisse nicht ausgeführter Be- schlufs, in Erfüllung. Der Bau dieser Kirche, welchen der Baumeister Johann van Zy.Il für 316000 fl. Colonial-Papiergeld übernommen hat, soll durch eine Anleihe, ohne dafs dadurch das Land oder die Einwohner belastet werden, zu Stande kommen. Die beiden ersten Ter mine dieser Summe sind bereits bezahlt, und inJahresfrist wird wahrscheinlich öffentlicher Gottesdienst in derselben gehalten werden können. Wir erwarten in Kurzem eine neue Orgel aus London; so dafs demnach die reformirte Gemeinde, welche bis dahin in der lutherischen Kirche ihren Gottesdienst verrichten mußte, ihren eigenen Versammlungsort haben wird u. s. w. II. S