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— i5i — Ehe ich die Beschreibung von Philadelphia schliefse, mufs ich zweier Ereignisse erwähnen, welche mir in dieser Stadt aufstiefsen. Auf einem Abend Spatziergange kam ich bei einem Hause vorbei, wo eine grolse Anzahl Menschen in Uniform bei Kerzenlicht exercirte. Ich erfuhr, dafs diese Leute Frei willige wären, welche sich selbst die Uniformen angeschafft hätten, die aber von ihren Geschäften am Tage abgehalten würden, an den gewöhnlichen militärischen Hebungen Theil zu nehmen, und nun des Abends das Versäumte nachzuholen bemühet wären. Das zweite war folgendes: ich sah einen Lampenanstecker, welcher, nachdem er mit diesem Geschäfte fertig war, die Stunden abrief und das Amt eines Nachtwächters verwaltete. Diese ökonomische Einrichtung mag recht gut für Philadelphia passen, welches eine Bevölkerung von aoooo Seelen hat, und wo die Stral’sen des Nachts in der Regel sehr ruhig sind; sie möchte sich jedoch schwerlich in den volkreicheren europäischen Städten nachahmen lassen, wo der Wächter vielleicht eben wenn er sein Amt als Lam penanstecker versieht, aufgerufen wird die Pflichten seines Wächteramtes zu erfüllen * *). In Ansehung persönlicher Talente, so sind diese freilich nicht erblich, das wichtigste aber dabei» ihre rechte Anwendungen hängen doch viel davon ab, von den in frühem Jahren erhaltenen Grund sätzen, und von den Eindrücken, gegebener guter und grofser Beispiele; in Fällen wo dieses nicht geschah, und dennoch die Geisteskräfte einen richtigen Weg der Ausbildung einschlugen, verdie nen diese, wo sie auch immer angetroffen werden mögen, eine besondere Achtung und Werth schätzung. Wenn König Heinrich IV. von England sich genöthiget sah, seiner Amme es zu bedeuten} dafs er Erbtitel zwar vergeben könne, dafs aber ihr Sohn sich selbst zu einem edlen Manne machen müsse; so ist es dieser Grundsatz den der wahre Adel seinen Kindern sehr frühzeitig einzuprägen sucht, und ihnen ihre Pflichten als den Probierstein wonach sie den Werth ihrer ausübenden wol lenden Handlungen zuerst zu untersuchen haben anemfielt, wodurch auch selbst bei andern immer mehr eine rühmliche Nacheiferung rege gemacht wird , und daher der Adel immer viel auf dext ganzen Nationalcharakter wirkt, in treuer Anhänglichkeit widmet er sich seiner Ausbildung gemäfs, zum Nutzen des Staats, und giebt durch sein Betragen zu erkennen; wie gerne er in guter Eintracht leben will, mit den edlen Männer aller Stände. *) Es giebt in Philadelphia 32 Nachtwächter, aufser sechs anderen welche die Wachthäuser der Nacht wache untersuchen und darauf sehen, dafs die anderen ihre Schuldigkeit thuu. Der Lohn eines Nachtwächters ist vierzehn Dollars; aufserdem bekommen sie für jede Lampe (deren es in Philadelphia 1132 giebt) welche sie besorgen 27 Centimen. Die Kosten für die Erleuchtung der Stadt und die Nachtwachen betragen jährlich igtßj Dollars. Picture of Philadelphia p. 124.