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55 bekannte, und bin meistens , ehe die Hitze zu stark, wird, das heifst etwa um io Uhr, wieder zu Hause. Der öffentliche Spaziergang, wo man während der Hitze des Tages Kühlung suchen könnte, ist sehr wenig besucht; er liegt zwischen dem Gouvernementshause und Fort Zeland, man hat dort eine angenehme Aussicht über einen schönen Platz, nach dem S ur inamfl u fs, und dem entgegengesetzten Ufer, doch klagen die Einwohner von Para maribo, dafs das dichte Laub der Tamarinden die aufsteigende Feuchtigkeit zu sehr anziehet, und dadurch den freien Luftzug verhindert. Der Boden worauf Tamarinden stehen, bleibt viel länger feucht, als unter anderen Bäumen. Man hat sie nie wild hieselbst gefunden, und sie sind wahrscheinlich von Afrika herübergebracht; eignen sich aber vor- treflich für jenes Land, wo einen grofsen Theil des Jahres über, heifse, trockene Winde wehen. Einzeln gepflanzt ist dieser schöne Baum sehr erquicklich, in gröfseren Massen ist ihr Schatten, obgleich einladend, in den meisten Jahreszeiten ungesund. In manchen grofsen Städten des nördlichen Europa hat man Wintergärten in grofsen Gebäuden angelegt, welche die Lustwandelnden, wie die Pflanzen selbst, vor der schar fen Kälte schützen; vielleicht wäre es hier eben so wünschenswerth, wenn man Gallerien baute, um die brennenden Sonnenstrahlen von den Einwohnern und den zarten Pflanzen abzuhalten. Zu ihrer Errichtung bedarf man weder Steine noch Bauholz; indem man sich hiezu der lebenden Gewächse selbst bedienen könnte; besonders würde die Palme sich zu diesem wohlthätigcn Zwecke schicken. Da Sie, meine Gnädigste, so viel Gefallen an Naturscenen finden, würde Ihnen die Ansicht der Gegend, wohin ich des Nachmittages wandele gewiß viel Freude machen. Die Hitze fängt um 3 Uhr an abzunehmen; und um 4 Uhr wird es sehr angenehm. Der breite Canal vor meinem Hause geleitet mich in eine ausgedehnte Heide, und von da in eine Wildnifs, welche der Anfang des unermefslichen Waldes ist, der das ganze unbe wohnte Land von Güiana bedeckt. Es sind nur wenige Wege für Fuhrwerk hier, aber die Neger die man nach Holz schickt, haben eine Menge gekrümmter Steige ausgehauen; und der ganze Forst gleicht einem schönen Park. Hier finde ich mich wahrhaft in eine neue Welt versetzt, deren Thiere und Gewächse gänzlich von den europäischen abwei- chen, indem sie mit ewigem Grün bekleidet, und durch die Menge der Bliithen verschö nert ist. Besonders zeichnet sich die zarte Blüthe des wilden Cacao aus. Unter den vielen Baumgängen, folgt einer den ich am häufigsten besuche, den Schlan genwindungen eines Baches, über dessen flüssigem Spiegel häufig der Schwarm der schönsten I. 5