Fünfter Brief. Beschreibung der Gegend in der Nähe von Paramaribo. — Der öffentliche Spatziergang von Tamarin den Bäumen. — Wildnifs und Wald in der Nähe der Stadt. z Paramaribo, den 4ten August. IVlit vielem Vergnügen sehe ich, dafs Sie von Südamerika eine günstige Idee haben, die noch neuerlich durch die Erzählungen des Grafen M. vermehrt ist; doch mufs ich gestehen, dafs die spanischen Kolonien die der Graf bereis’t hat, das holländische Güiana an Mannigfaltigkeit der Gegenstände bei weitem übertreffen. Hier giebt es keine roman tische Gebirge, keine schattige Grotten, keine anmuthige Wasserfälle; selbst kein sanft sich erhebender Hügel ist zu sehen. Rings um Paramaribo ist die Gegend eine ein förmige Ebene: dennoch bekommen die Landschaften ein sehr reiches Ansehen durch den üppigen Wuchs so verschiedenartiger Gewächse, die das Auge entzücken, aber in der Beschreibung ihre gröfste Wirkung verlieren müfsten. Sie werden mir deshalb, hoffe ich glauben, dafs diefs Land interessante Ansichten gewähre, wenn ich auch nicht vermögend seyn sollte, sie Ihnen, wie sie es verdienen, zu beschreiben. Sie sagen in Ihrem gütigen Schreiben, meine Freunde vermutheten, dafs ich meine Wohnung in einer recht gesunden und angenehmen Gegend gewählt habe: und so ist es auch wirklich, obgleich es einige Mühe kostete in dem bestgelegenen Theile der Stadt eine Wohnung zu finden; doch kann ich jetzt mit der meinigen sehr zufrieden seyn. Sie liegt in der Tamarindeustrafse, welches die breitestem ganz Paramaribo ist, und von manchen für die schönste gehalten wird. In der Mitte derselben ist ein geräumiger Canal, der durch die Flut rein gehalten wird, und ansehnliche Boote tragen kann: die Indianer fah ren oft in ihren Canots hieher, und bringen manche interessante Waaren, haupt-