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26 Südamerika nach Europa landeten, fanden sich nicht bewogen eine Niederlassung zu bil den, da die ausgedehnte Küste und der reiche, fruchtbare Boden von Brasilien, welches sie kürzlich entdeckt hatten, alle ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen. Den nächsten Besuch erhielt die Insel von Engländern; die Kolonie welche sie hier liefsen, war sehr klein, vermehrte sich aber bedeutend während der bürgerlichen Kriege durch ausgewan derte Royalisten, und ihre Nachfolger auf Barbadoes haben immer viel Anhänglichkeit an die Grundsätze ihrer Vorfahren gezeigt. Durch die Industrie dieser Ausgewanderten ward die Insel sehr blühend. Doch litt sie durch mehrere heftige Stürme, und seit Kur zem hat die Fruchtbarkeit so abgenommen, dafs man den Boden düngen mufs. Zu die sem Zweck sperrt man das Vieh Nachts in Hürden ein, in denen man eine Streu vom Abfall des Zuckerrohres und anderen unnützen Stoffen gemacht hat, und erhält dadurch einen vortreflichen Dünger. Diefs erfordert nun freilich Mühe und Kostern, welche die älteren Pflanzer nicht kannten; bringt aber dagegen den wahrhaften Vortheil, dafs die Viehzucht sich hebt, so dafs der Markt immer wohl versehen ist, und in Kriegszei ten folglich Barbadoes dem Mangel an Lebensmitteln weniger als viele andere Inseln ausgesezt ist. Das Vieh ist hier klein und mager, aber sehr lebendig. Ob diefs vom Clima oder vom Futter und Pflege kommt, habe ich nicht beobachten können; sechs Ochsen werden hier vor einen Wagen gespannt, den in Europa halb so viel Stück bequem ziehen kön nen. Man hat mir gesagt, dafs die hiesigen Fleischer nie einen Ochsen schlachten, bevor sie nicht alle Theile desselben an ihre Kunden verkauft haben, was in diesem Clima ge- wifs zweckmäfsig ist, da die Käufer dann ganz frisches Fleisch erhalten, und sich auch vorher überzeugen können, dafs das Thier gesund war, wie.wir in Europa leider nicht können. Doch ist das hiesige Fleisch nicht besonders, aber das Geflügel, welches die freien Negern in grofser Menge aufziehn, ist vortreflich. Aufser den Hauptartikeln des Westindischen Handels, Zucker und Baumwolle, erzeugt die Natur hier ein flüssiges Erdharz in Gruben, nahe bei den Felsen, welches in der Medicin gebraucht wird, und unter dem Namen Theer von Bar badoes bekannt ist. Wenn die Erzählungen von den Heilkräften desselben nicht übertrieben sind, so scheint dieses Produkt eine gröfsere Aus fuhr zu verdienen, besonders nach den anderen Inseln hin. Mehrere hier herrschende Krank heiten soll es heilen, sogar den Aussatz, wenn man es bei Zeiten anwendet. Wie glück lich wäre diese Entdeckung, da so viele Versuche gegen dieses Uebel vergeblich gewe« sen sind. Der Mann, von dem ich diese Nachricht habe, war sehr wahrhaft’, hat aber