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— IO — Es ist sehr auffallend, dafs in unserem Zeitalter die Europäischen Regierungen noch immer Vollmachten ertheilen, um Privateigenthum zur See rauben zu dürfen. In den vorigen Jahrhunderten erhielten einzelne in Kriegszeiten die Erlaubnifs Regimenter auf eigene Kosten zu werben, angeblich zum Dienste ihres Vaterlandes, eigentlich aber blofs um sich selbst durch Plündern zu bereichern. Dem Feinde fügten sie keinen bedeuten den Schaden zu, dem Staate dem sie dienten, leisteten sie keinen wesentlichen Nutzen; aber einzelne Familien gingen durch sie zu Grunde. Darum hat diese Art Freibeuterei, die in den finstern und barbarischen Jahrhunderten entstand, längst aufgehört: aber ist es nicht eben so unrecht zu Wasser als zu Lande zu plündern? Man darf deshalb hof fen, dafs auch diese räuberische Art zu kriegen, bald werde abgeschafft werden. Nachdem die Officiere des Kapers von allen Gütern des Jasons Besitz genommen hatten, sagten sie mir: ihr Capitän wünschte sehr an Bord zu kommen, doch wäre er jetzt zu sehr mit der Uebernahme der Sklaven von dem Guineafahrer beschäftigt. Sie fügten hinzu: ich würde gewifs wünschen seine Bekanntschaft zu machen; und da das Boot bereit war, das den Capitän des Jason in ihr Schiff bringen sollte, fragten sie mich sehr höflich: ob es mir nicht gefällig wäre, sie zu begleiten? Meine erste Frage war: was aus meinen Kisten werden würde, die ich zusammengestellt und, um Verwechslungen zu verhüten, mit meinem Namen bezeichnet hatte. Sie versicherten, alles solle bis zu meiner Zurückkunft unberührt bleiben. Ich fuhr also mit Capitän Martin ab; auf dem Kaper fanden wir die Neger, die von dem Guineafahrer herübergebracht waren. Sie stiefsen alle Wehklagen aus und manche von ihnen schlugen beständig mit der Schärfe der Hand auf ihren Hals, wodurch sie ihre Furcht ausdrückten von den Siegern getödtet zu wer den, wie das oft in den Kriegen von Afrika der Fall seyn soll. Der Capitän des Kapers gab sich viel Mühe ihnen verständlich zu machen, dafs ihnen nichts geschehen solle, und nach einer Mahlzeit die ihnen in der Art, wie sie es gewohnt waren, gegeben wurde, be ruhigten sie sich über ihre Lage, und den Tausch ihrer Herren. Der Capitän empfing mich mit vieler Höflichkeit, und sagte mir: er wünsche, dafs ich bei ihm bliebe, da ich auf seinem Schiffe manche Bequemlichkeit finden würde, z. B. täglich frisches Brod und andere Dinge, die ich wohl jetzt nicht so leicht auf dem Jason bekommen möchte. Ich antwortete: da ich nicht von der stärksten Constitution wäre, und diese Pieise meiner Gesundheit zu lieb unternommen hätte, so hoffte ich auf dem Jason, wo weniger Menschen an Bord wären, mehr Ruhe zu finden. Capitän Martin bat mich sein Dolmetscher zu sein, und zu fragen ob er nicht am Bord seines gewesenen