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Landschildkröten giebt es hier von zwei besonderen Arten. Die gewöhnliche ist etwa achtzehn oder neunzehn Zoll lang, die obere Schale ist von länglicher sechseckiger Gestalt, hoch gewölbt, gelblich braun und sehr hart; die untere Schale ist schwach vertieft und von hellerer Farbe. Fiifse und Schwanz, wie auch der langsame Gang, sind ganz wie bei der europäischen Schildkröte. Man fängt sie häufig ein, und futtert sie mit reifen Bananas oder anderen Früchten und Gemüsen , bis man sie zur einer Mahlzeit zurichtet; sie schmecken aber nicht so gut als die Seeschildkröten. Die zweite, kleinere Art heifst bei den Indianern, Arrakaka. Ihre obere Schale ist flach, von einer dunklen, schwärzlichen Farbe, und scheint einer schönen Politur fähig zu seyn. Das Thier selbst ist schwarz mit einigen bellrothen Flecken. Der Geschmack soll nicht gut seyn. Auch hat man in der Colonie drei verschiedene Arten Landkrebse. Die erste ist klein und grau, die folgende grofs und weifs, und die allergröfste ist purpurroth. Da sie sich in der Gestalt von den europäischen nicht unterscheiden, so bemerke ich hier blofs, dafs sie, bei ihrer außerordentlichen Menge, ein Hauptnahrungsmittel der Indianer und Neger sind. Von den Fischen. Die Seefische, welche an den Küsten von Guiana gefangen werden, sind nicht so wohlschmeckend als die europäischen; der Grund liegt in dem schlammigen Wasser, wel ches die grofsen Flüsse ins Meer führen, und welches sich über dreifsig Meilen in das selbe hinnein erstreckt. Ein Seethier, welches die Ufer und die Flüsse besucht, ist das Manati oder die Seekuh *). Sie wird etwa fünfzehn Fufs lang, und hat eine ungeschickte Dicke. Der *) Der Manati, Trichechus Manati, gehört keinesweges in die Klasse der Fische, sondern in die der Säugthiere. Er nähert sich den Wallfischen durch die Nacktheit, den platten Flofsenschwanz, den Mangel der Zähne, die äufserst kleine Augen, und die spröde, aus senkrechten Fasern zusam mengesetzte Haut. Er weicht jedoch von ihnen ab, durch die nicht fischförmige Bildung des Ko pfes und Schwanzes, die Borsten an der Oberlippe, und die Eingeweide, welche mit denen eines Pferdes Übereinkommen. j Die Vorderbeine nebst ihren vier Zehen und Nägeln sind vorhanden, allein von einer eigenen Haut beutelförmig umgeben. Dadurch gleichen dieselben einer kürzen, breiten Schaufel, die sehr gut zum Bildern dient; von Hinterbeinen ist übrigens keine Spur. Warscheinlich ist es dieses Thier welches zu manchen Fabeln von Sirenen nnd Meerjungfern Veranlassung gegeben hat. W.