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— 147 — eines Felleisens, welches erwartet wurde, zu verzögern. Trotz dieses Zeitverlustes erreich ten wir jedoch Newport noch ehe es dunkel wurde. Diese Stadt ist älter als Provi- d ( enee, und ist die ansehnlichste in Rhode-Island; ihr Hafen ist geräumig und sicher, und das Einlaufen der Schiffe ist leichter als in Providence; die letztere Stadt hat jedoch mehr reiche Einwohner, und folglich einen ausgedehnteren Handel. Der Winter soll in Newport aufserordentlich unfreundlich und die Luft so scharf seyn, dafs viele junge Leute an der Auszehrung sterben. Dieses und der Umstand, dafs Newport eher einem feindlichen Anfalle als Providence ausgesetzt ist, haben vielleicht zur gröfseren Bevölkerung des letzteren Ortes beigetragen. Newport hat im Ganzen ein ärmliches Ansehen. In der Gegend umher sieht man sehr wenig Bäume. Im letzten Kriege sollen sehr viele Obstbäume verbrannt worden seyn, aber seit der Zeit hätte man längst andere pflanzen können, wenn nicht das Volk von Rhode-Island überhaupt den Landbau vernachlässigte und das Seeleben vorzöge. Wir fuhren durch den Sund von Long-Island, einer Meerenge die fast hundert Meilen lang ist; schöne Ansichten boten sich uns nicht dar, und leider wurde es schon dunkel ehe wir an den letzten Theil der Durchfalirt, wo die Insel am besten angebaut seyn soll, gelangten. Kaum war ich in New-York im Gasthofe abgestiegen, so liefs ich mir das Adrefs- buch geben, um die Wohnung des Herrn Th. aufzusuchen, fand aber den Namen nicht. Ich ging zu Herrn Wheaton, an den ich ein Schreiben von Herren Tillinghast hatte, und der mich sehr gütig aufnahm; als ich aber nach Herrn Th. fragte, antwortete er: ihm sey niemand des Namens bekannt, er wolle sich indels erkundigen. Die Mühe die er sich gab, war aber vergeblich. Auf dem Postamte, und an mehreren öffentlichen Or ten konnte ich auch nichts erfahren, und so befand ich mich in der allerunangenehmsten Lage, die ich auf meiner Reise erlebt hatte. Niemand kannte mich hier; bei der gegen wärtigen Lage meines Vaterlandes liefs es sich erwarten, dafs mehrere Abentheurer von Europa herüberkämen, und man war mithin im allgemeinen mistrauisch; und die Misver- ständnisse zwischen den vereinigten Staaten und den vornehmsten Seemächten lielsen jeden Augenblick den Bruch alles Verkehres befürchten. Herr W. sagte mir, dieser Kre ditbrief sey ein sehr unglücklicher Umstand, und es wäre besser für mich wenn ich ihn verloren hätte ehe ich hieher gekommen; und die Personen mit denen er davon sprach, machten zum Theil ungünstige Bemerkungen darüber, wie es möglich sey, dafs bei einer so wichtigen Sache, als ein Kreditbrief, sich ein Irrthum ereignen könne. Ich antwortete: