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— 123 — Herr Sonnini hat in seiner Reise durch Aegypten eine neuere Beschreibung des dor tigen Chamäleons gegeben; man kann aus derselben scliliefsen, dafs das amerikanische sich durch den Farbenwechsel weit mehr als das afrikanische auszeichnet. Das amerikanische Chamäleon, oder wie man es hier nennt, das Agamma unter scheidet sich von dem afrikanischen durch seine Gestalt; denn der Kopf läuft nicht von hinten an in eine Spitze aus und die Zunge ist kurz und dick. Der Leib ist über sechs Zoll lang, und der Schwanz über neun; es gleicht in der Gestalt einer gewöhnlichen Eidechse, hat aber von der unteren Kinlade bis zum Schlunde eine Tasche, die es nach Willkühr einziehen kann. Es hat nicht die Behendigkeit zur Flucht, welche man an den anderen Arten Eidechsen findet, zum Ersatz dafür hat ihm aber die Natur die wunderbare Eigenschaft gegeben, seine Farben zu verändern um den Feind zu täuschen. Die braune und grüne Farbe sind ihm deshalb die wichtigsten; die erste um auf der Rinde der Bäu me, die andere um zwischen den Blättern sicher zu seyn: und beide Farben besitzt es mit allen Schattirungen in der höchsten Vollkommenheit. Ich habe es oft ganz dunkel braun auf einem Baumstamme sitzen sehen; sobald es aber auf die Zweige kroch nahm es das lebhafteste Grün an. Ich habe den Versuch in meiner Wohnung, im Beiseyn des General A - h - r des Predigers W - k - s, Herrn J. G. und mehrerer anderen Herren, welche dieses aufserordentliche Vermögen des Chamäleons bezweifelten, angestellt. Wir setzten das Thier auf einen grünen Sonnenschirm, es nahm die Farbe desselben an; als wir es a^er auf den Fufsboden heruntersetzten, der mit schwarzbräunein Bolloholze belegt ist, zeigte es sich sogleich in dieser dunkelen Farbe. Wenn es erst kürzlich gefangen ist, so geschieht der Wechsel sehr schnell, da es dann aus Furcht besonders thätig scheint um sich zu verbergen. Wenn man sich ihm nähert, so bereitet es sich zur muthigen Ge genwehr, und man sagt, dals sein Bits Entzündung verursacht, obgleich die Zähne sehr klein sind. Wenn es gefangen ist, hat man die gröfste Mühe ihm Nahrung beizubringen; alle die Insekten welche ich mit ihm einsperrte, verschmähete es hartnäckig. Rührt man es an, so zischt es wie eine Schlange und versucht zu beifsen; diefs benutzte ich, und hielt ihm als es recht zornig war mit einer Zange eine Spinne vor den Mund, in welche es mit der gröbsten Wuth einbifs, und da es nun einmal gekostet hatte, schien es der Ver suchung nicht mehr widerstehen zu können, und verschlang das ganze Insekt. Auf diese Weise habe ich zwei Chamäleons über ein Jahr lang erhalten, welche niemals essen w'oll- ten, wenn man sie nicht auf diese Weise reizte.