Fünfzehnter Brief. Ueber die Abschaffung des Sklavenhandels. Paramaribo, de* taten April. Recht vielen Dank, für Ihre interessante Nachricht über den Entschluss der brittischen Regierung, den Sklavenhandel gänzlich abzuschaffen. Sie fragen mich dabei, welche Fol gen, meiner Meinung nach, diese Maalsregel für Surinam haben werde. Indem ich mich, Ihrem Wunsche gemäfs, über diesen Gegenstand auslasse, brauche ich- wohl kaum zu bemerken, dafs hiebei eigenes Interesse nicht den mindesten Einfluß» auf meine An sicht haben kann, da ich nie einen Neger gekauft und gar nicht die Absicht habe, mich Jemals in der Colonie anzukaufen. Wenn man gegenwärtig alle Sklaveneinfuhr von der Küste von Afrika in englische Niederlassungen auf das Schärfste verbietet, so hat man wahrscheinlich in Europa Berechnungen angestellt, um zu beweisen, dafs die Anzahl der Neger von beiden Geschlechtern in Westindien nicht so gar weit verschieden ist und dafs man mithin eine regelmäfsige Vermehrung der Arbeiter an Ort und Stelle erwarten kann. Wie hoch sich aber auch die Anzahl beider Geschlechter belaufen möge, und wie gut das Verhältnis auch abgewogen seyn mag, so ist doch in der Vertheilung des selben ein grofser Unterschied. In den Städten findet man eine sehr grofse Menge von Negerinnen , die man als Hausmägde, oder zu solchen Arbeiten braucht , welche keine grofse Leibesstärke erfordern. Auf den Pflanzungen hingegen wo schwere Arbeit noth- wendig ist, zieht man männliche Sklaven vor; denn in den Colonien zwingt man die Weiber nie zu so harten Beschäftigungen als die tyrannischen Männer in Afrika, und andere rohe Völker ihnen auflegen. In dieser Hinsicht ist die Lage der Negerinnen, welche nach den Colonien gebracht werden, glücklicher als in ihrem Vaterlande. I. ,4