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91 hat den Vorzug vor dem europäischen Zephyr, der unbeständig und flatterhaft ist, wäh rend hier ein Strom von köstlicher Luft beständig wehet, und die ganze Natur auf eine gleichmäfsige Art erquickt. Während der trockenen Jahreszeit kommen die Indianer oft nach Paramaribo. Die Regierung hat für sie ein Gebäude nahe bei Fort Zeland errichtet, welches ihnen als Carawansary dient, wo sie immer eine Wohnung bereitet finden. Als ich eines Tages den öffentlichen Spaziergang hinunter und durch einen Busch der daran stöfst und den man wild wachsen läfst, ging, spürte mein Pinscher ein Leguan auf, welches etwa zwei Fufs lang war, und sich auf einen grofsen Tamarindenbaum flüchtete. Da ich wulste, dafs diese Eidechsen eine Lieblingsspeise der Indianer sind, so ging ich zu der oben er wähnten Herberge, wo ich eine Anzahl Caraiben fand. Sie schienen eben gegessen zu haben, und hielten Mittagsruhe in ihren Hangematten; kaum aber rief ich Leguan, Leguan! und deutete nach der Seite wo ich es gesehen hatte, so sprangen sie augenblicklich auf, griffen alle nach ihren Bogen und Pfeilen und folgten mir. Wir sahen das Leguan auf den höchsten Zweigen des Baumes; der erste Pfeilschufs den einer von den Indianern that, traf, aber das Thier zog sich in das dicke Laubwerk zurück, und obgleich sie eine Menge Pfeile nach Jedem Punkte wo sich das Laub nur bewegte hinschossen, konnten sie die Wirkung nicht sehen, und da die Tamarinden hier sehr dicht zusammen stehen und sich mit den Zweigen berühren, so hätte das Thier entwischen können. Da stürmten fast alle Junge Indianer auf den Baum und kletterten ihn mit grofser Gewandheit hinan. Sie halfen sich dabei nicht mit den Knieen, wie in Europa geschieht, sondern setzten die Fufssolen gegen den Stamm und gingen so hinauf, indem sie sich mit den Händen hielten, wozu eine viel grölsere Kraftanstrengung erfordert wird. Kaum waren sie oben , so er scholl ein Freudengeschrei, denn sie hatten die Beute gefangen; und ein Indianer stand ohne sich anzuhalten aufrecht auf einem Zweige, schwenkte das Thier, welches er an den Hinterfüfsen gefafst hatte, einige Mal über seinen Kopf, und warf es dann den W eibern herunter die es auffingen, während andere Indianer sich mit vieler Geschicklichkeit auf den Zweigen der benachbarten Bäume schaukelten. Da diefs auf einem öffentlichen Spa ziergange und nahe beim Gouvernementshause vorging, so zog das Jauchzen der Indianer mehrere englische Officiere herbei. Manche von den Indianerinnen hatten leichte Bogen, und Pfeile mit weichen Knöpfen von Baumwolle an der Spitze um Vögel damit zu schies sen, welche sie lebend haben wollten; und als wir ihnen unseren Wunsch verständlich machteir die Wirkung dieser Waffe zu sehen, schossen sie mehrere kleine Vögel mit er-