Volltext Seite (XML)
schungen oder Herzstärkungen zu sich, und kommt um 3 Uhr zum Mittagessen nach Hause, wozu häufig Freunde eingeladen sind. Manche haben hier die Gewohnheit Nach mittagsruhe zu halten, wie man in Südeuropa thut, andere machen lieber einen Spazier gang. Etwa um 6 Uhr, nachdem er seinen Thee getrunken hat, besucht er, wenn er nicht in eine Gesellschaft eingeladen ist, wieder den Klub um Karten oder Billard zu spielen, und geht um io Uhr zu Hause zum Abendessen, und dann zur Ruhe. Dafs es Ausnahmen von der hier entworfenen Lebensweise giebt, brauche ich wohl kaum zu bemerken. Mehrere Herren, die Geschmack an der Musik finden, geben fast alle Woche ein Concert, wozu sie Gesellschaft einladen. Auch giebt es eine Schaubühne hier', auf der wir mehrere Vorstellungen von Liebhabern gesehen haben, die zum Theil vortrefflich spielten. Aufser den Bällen, welche der Gouverneur und General an einigen festlichen Tagen geben, hat man auch Bälle auf Subscription. Auf diesen können die Farben der Klei dungen nicht so mannigfach seyn, als die Gesichtsfarben der Gesellschaft. Die Einwohner, welche hier von europäischen Aeltern gebohren sind, oder die Creo- len, zeigen in den Kinderjahren eine frühe Entwickelung, und aufserordentliche Anla gen; sie gleichen aber dem fruchtbaren Boden der Tropenländer, der, wenn er nicht gut angebauet wird, bald mit Unkraut überwachseu ist. Manche, die das Glück haben gut erzogen zu werden, zeigen, dafs sie fähig sind, jedes Fach zu erlernen. Sie haben ein gutes Gedächtnifs um Sprachen zu lernen, und zeichnen sich -durch ihre schöne Hand schrift aus; zum Fechten, wie zum Gebrauch anderer Waffen, und überhaupt zu allen Leibesübungen haben sie viel Geschick. Die farbigen Leute, die hier gebohren sind, ha ben fast dieselben Anlagen als die welche von europäischen Eltern erzeugt sind, und sind gut gebaut. Die Weiber zeichnen sich durch schönen Wuchs, schöne Augen und Zähne aus, die dunkele Farbe ihrer Haut schliefst aber die rosigen Farben der Wangen aus; ihr Haar ist kraus. Die Mestizen aber, welche einen europäischen Vater und eine Mulat tin zur Mutter haben, sind um eine Stufe weiter von den Negern entfernt, und oft so weifs, dafs man sie kaum von den Europäern unterscheiden kann. Die Quarterons sind den Europäern noch um eine Stufe näher, und gar nicht mehr von ihnen zu unterschei den ; auch geben die Gesetze ihnen dieselben Rechte als den Europäern. Sie haben viel Lebendigkeit und angebohrnen Witz, und wie man sagt, viel Beständigkeit in ihrer Zu neigung. Es herrscht liier eine seltsame Sitte unter den freien farbigen Weibern: wenn