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77 den zu ihrer eigenen Verfügung bleiben; aufserdem haben sie auch die Sonntage und einige! von den vorzüglicheren Festtagen frei. Nach den Landesgesetzen mufs jeder, der seine Neger Sonntags zu arbeiten zwingt, fünfhundert Gulden Strafe erlegen, und da der Fiskal die Hälfte dieser Summe erhält, so kann man denken, dafs die Verordnung nicht ver nachlässigt wird. Freilich macht man eine Ausnahme mit den Zuckerfeldern, wo man genau die Zeit wenn das Rohr reif ist, und die Zeit der Springfluth wo das Rohr geprefst Werden soll, beobachten mufs: dann haben aber die Neger für jeden Sonntag an welchem sie arbeiten, einen anderen Ruhetag in der Woche. Während die Zuckererndte einge bracht wird, arbeiten sie oft auch des Nachts, das geschieht aber abwechselnd nach einer bestimmten Ordnung, und man läfst ihnen eine hinlängliche Zeit zur Ruhe. Man sagt auch, dafs sie es gern thun , da bei der Kühle der Nacht die Arbeit leicht von Statten geht. Man hat ferner beobachtet, dafs während der Zuckererndte die Neger am lustig sten sind; darüber kann ich nicht entscheiden, denn obgleich ich zu verschiedenen Malen das ganze Verfahren der Zuckerbereitung gesehen habe, so habe ich doch nie lange wäh rend der Erndtezeit auf einer Zuckerpflanzung verweilt. Die Nahrung der Neger ist durch die Gesetze der Colonie bestimmt, laut denen jeder alle vierzehn Tage wenigstens einen Korb voll Taywurzeln und zwei Bund Bananas erhält: ein Bund enthält etwa fünfzig Stück Bananas, welche die Gestalt einer Gurke haben, fast einen Fufs lang und ungefähr so dick als eine grofse europäische Mohrrübe sind. Die Neger richten dieselben auf verschiedene Arten zu. Diese zwei Artikel sind sie berech tigt zu fordern, und wenn sie ihren richtigen Antheil nicht erhalten, so können sie beim liskal klagen; dann ernennt man zwei Männer, welche sich nach der Pflanzung begeben um die Klage zu untersuchen, und wird sie wahr befunden, so wird der Aufseher be straft. Aufserdem erhalten die Neger gewöhnlich noch andere Gemüse, als Erdäpfel, Cassava u. dgl., und öfters gesalzenen Fisch und Pökelfleisch. Der beste Beweis aber, dafs die Eigenthümer und Verwalter es ihren Negern nicht am Essen fehlen lassen, ist ihr rüstiges Ansehen, wodurch sich die Neger dieser Colonie vor denen, die ich auf den westindischen Inseln sah, sehr auszeichnen; doch mufs man auch gestehen, dafs das hie sige Land weit mehr Nahrungsmittel für die Neger erzeugt als jene Inseln, denn die grofsen Flüfse haben Fische im Ueberflufs, welche die Neger mit weniger Mühe an geln können, und zu deren Aufbewahrung die Herren ihnen eine gewisse Menge Salz geben. Die Neger sind hier sehr geschickt Wildprett in den Forsten mit Fallen und Schlingen zu fangen, und aufserdem ziehen sie auf manchen Pflanzungen Federvieh, junge