Volltext Seite (XML)
Sonnabend, den 4. Juli. 1891. ZZettelristische Anlage zum sächsischen Erzähler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. (Wird jeder Sonnabends-Nummer ohne Preiserhöhung des Hauptblattes beigegeben.) Koch)-itslieö. Von Conrad Ferdinand Meyer. Aus der Eltern Macht und Haus, ) Freigesprochen, unterjocht, Tritt die zücht'ge Braut heraus Wie der junge Busen pocht ? An des Lebens Scheide — Im Gewand von Seide — Geh und lieb' und leide! § Geh und lieb' und leide! Frommer Augen Helle Lust Ueberstrahlt an voller Brust Blitzendes Geschmeide — Geh und lieb' und leide! Merke Dir's du blondes Haar: Schmerz und Lust Geschwisterpaar, Unzertrennlich beide — Geh und lieb' und leide! Gegen den Sklavenhandel. Unter dem Motto: „Ich bin gefangen gewesen und ihr seid zu mir gekommen", Matth. 25, 86, hat vor Kurzem der Präsident der deutschen Kolonialgesellschaft in Berlin, Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, eine Schrift erlassen: „Gegen den Sklavenhandel". Da jeder Menschenfreund, dem diese Schrift zu Gesicht kommt, in dem Vorworte zu derselben aufgefordert wird, nicht blos von derselben Kenntniß zu nehmen, sondern auch an der Ocffentlichkeit, namentlich in der ihm zugäng lichen Presse, für diese gute Sache zu wirken, wollen wir in Nachfolgendem versuchen, einen kurzen Auszug aus dieser Schrift zu geben. Wer dieselbe ganz zu lesen wünscht, kann sie, von dem Generalsekretär der deutschen Kolonialgesellschaft, vr. Bokemeyer in Berlin, erhalten. Sie wird von der deutschen Kolonialgesell schaft in jeder beliebigen Anzahl von Exemplaren ver sendet, um auf diese Weise das deutsche Volk auf diese „eiternde Wunde der Welt", wie oer große Missionar und Afrikaforscher Livingstone die Sklaverei und den Sklavenhandel genannt hat, aufmerksam zu machen. Zunächst wird in der Schrift durch die Zeugnisse der Sachverständigen in dieser Angelegenheit der deut schen Forscher Schweinfurth, Nachtigall, Wißmann, der Engländer Baker, Henry Drumond (der neuerdings in weiteren Kreisen in Deutschland bekannt gewordene Verfasser des Schristchens: „Das Beste in der Welt") und Gordon, der Franzoien Lavigerie und Mentague Kerr, des Amerikaners Stanley u. A. m., der That- bcstand sestgestcllt: die Ströme von Blut, die infolge der Sklaverei und des Sklavenhandels in Afrika ver gossen werden, schreien gen Himmel. 2 Mill. Menschen fallen alljährlich in Afrika dem Sklavenhandel zum Opfer. Unsagbare Gräuel werden schon bei den Sklaven jagden, dann bei den Sklavcntransporten nnd endlich beim Sklavenhandel verübt. Diese Gräuel sind so entsetzlich, daß man sie nicht für glaubhaft halten würde, wenn sie uns nicht von den genannten Sach kennern, den Vertretern aller Nationen, in oft wörtlich übereinstimmenden Berichten bezeugt würden. So schildern v. Wißmann, Stanley und Cameron, wie sie Gegenden, ja ganze Landstrecken, die sie bei ihrem ersten Besuch in blühendstem Zustande gesehen, nach wenigen Jahren ganz entvölkert und verödet wieder gefunden haben. Die Sklavenhändler waren gekommen, hatten die Bevölkerung, die europäische Waffen noch nicht kennt, mit Krieg überzogen, die Männer nieder geschossen oder im angezündetcn Gestrüpp verbrannt und die Weiber und Kinder gefangen davon entführt. So schildern Alle mit gleichem Entsetzen den Trans port der Gefangenen zur Küste. „Zwei Drittel, ost neun Zehntel" verkommen unterwegs. Cameron sagt: Während des Monats August, den die meisten unter uns sorglos in der Sommerfrische verbringen, werden etwa 45,000 neue Opfer der Zahl derjenigen hinzuge- than, deren Blut zu uns um Rache schreit, ja um Schutz vor den verruchtesten Bösewichten auf der Welt. Und wer sind diese Bösewichter, wer sind die, die diese Gräuel kalten Blutes vollbringen? Es sind die Araber, die bis in die neueste Zeit unter den Augen des christlichen Europa und Amerika die Herrschaft in Afrika mehr und mehr an sich gerissen haben. Und wozu braucht man denn diese Sklaven? Nun, einmal zum Transport der Waaren aus Jnner-Asrika an die Küste, dann aber — für die Harems der muhamedani- schcn Welt!! Es läßt sich hier kaum andeuten, in welcher Weise die gefangenen Weiber und Kinder beiderlei Geschlechts verwendet werden, nur so viel steht nach den Angaben der angeführten Zeugen und »Sachkenner fest: der Mnhamedanismus trägt in letzter Linie die Schuld