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Das elektrische Zünden der Schüsse in den Kaligruben Von Obering. FRIEDRICH HOSEMANN, Erfurt Um in den Kaligruben an der Werra, in denen bereits seit längerer Zeit mit größeren Ausbrüchen von Kohlensäure zu rechnen war, das Abtun der Schüsse gefahrlos vornehmen zu können, wird dort schon seit einer Reihe von Jahren die Zündung der Schüsse von einer zentralen Stelle aus nach vorheriger vollstän diger Räumung der Grube mit Starkstrom vorgenommen. Die erste hierfür ge baute Schießverteilung ist im Kombinat „Ernst Thälmann“, ehemals Kaiseroda, bereits Ende der dreißiger Jahre in Betrieb genommen worden. Kurze Zeit da nach wurde auch in der Grube „Marx-Engels“, ehemals Sachsen-Weimar, nur noch elektrisch gezündet. Wenn Kollege ZWIKIRSCH im Heft 9/1953 der Bergbautechnik angibt, daß erst nach 1951 das Abtun der Schüsse in den Kaligruben mit Fernzündung er folgte, so ist dies ein Irrtum. Auch bei dem großen Gasausbruch in Menzen graben im Juli 1953 war dort elektrisch von über Tage ferngezündet worden. Diesem Umstande sind mit die geringen Verluste zu verdanken. Als nun auch in den Kaligruben am Südharz Unfälle durch Schlagwetter explosionen eingetreten waren, wurde durch Ministerratsbeschluß vom 12. 7. 1951 auch für alle übrigen Kaligruben das zentrale Abtun der Schüsse auf elektri schem Wege gefordert. Bisher wurde mit Zündschnur gezündet, wodurch die Gefahr im Falle eines Gasausbruchs natürlich für die Belegschaft erheblich größer war. In den Kaligruben werden in jedem Abbau nicht einzelne Schüsse zur Ent zündung gebracht, sondern es müssen entsprechend der Breite des ganzen Sto ßes eine Reihe von Schüssen, etwa 30 bis 50, gleichzeitig gezündet werden. Es werden hierbei fast ausschließlich Brückenzünder A verwendet und das Abtun der Schüsse erfolgt von einer zentralen Schießkammer in der Nähe des Schach tes aus, nachdem die gesamte Belegschaft die Grube verlassen hat. In letzter Zeit ist man in mehreren Gruben sogar dazu übergegangen, die Zündung von über Tage aus vorzunehmen, so daß die Grube also während des Schießens voll ständig geräumt ist, um jeden Unfall hierbei zu vermeiden. Falls nur wenige Schüsse gezündet werden, wie z. B. in der Steinkohle, so ist das Abtun der Schüsse durch eine Zündmaschine möglich. Für die große An zahl von Schüssen, wie sie im Kalibergbau notwendig sind, war der Bau einer besonderen Schießeinrichtung notwendig, mit welcher es möglich war, direkt aus dem Starkstromnetz zu schießen. Es wurde bisher in den Kaligruben nur mit 220 Volt Wechselstrom geschossen, und die Anlagen haben immer einwandfrei gearbeitet. Die Meinung, daß einwandfrei nur mit Gleichstrom geschossen wer den kann, ist also nicht richtig. Wenn eine größere Anzahl Versager auftraten, hat dies immer an der Güte der gelieferten Brückenzünder gelegen. Bei der hier verwendeten Einrichtung erfolgt die Einleitung des Schießens durch einen Schießtaster, mit welchem eine Reihe von Schießschützen nach-