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Grundsätzliche Probleme des Gebirgsdruckes 19 Tiefe wieder in Betrieb zu nehmen. Das ist in Wahrheit kein Vergügen, aber wir haben bezüglich der Beherrschung des Gebirgsdruckes dabei viel gelernt. Das, was Herr Prof. Spackeier sagt, entsprach auch hier ganz den Beobachtungen; wir erkann ten die Auflockerung innerhalb des großen Gewölbes, aber auf einmal war nach oben hin Schluß; über dem Gewölbe senkte sich dann das ganze Gebirge ab. Seit 2 Jahren bauen wir das ganze Flözpäket, das darüber liegt, ohne jede Schwierigkeit ab. Dabei spielt natürlich auch das Gebirge eine Rolle. Wir haben dort plastische Gesteine, und ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir dort schwere Sandsteine gefunden hätten. Höfer, Freiberg: Herr Prof. Spackeier spricht in seinem Vortrag u. a. auch über die von Prof. Labasse entwickelte Theorie der Vorzerklüftung und stellt dazu abschließend fest, daß Labasse eigentlich zu den Gewölbetheoretikern zu rechnen sei. Dies wird untermauert durch die im Anschluß an die Arbeit Fenners von Labasse mathematisch und physikalisch nachgewiesenen 3 Zonen, die jede Strecke umgeben und durch die Labasseschen Man telflächen mit der Hochdruckzone längs der Mantelfläche, wo die Differenz der beiden extremen Hauptspannungen ihren Höchstwert hat. Inzwischen wurde Labasse aber auch für die Plattentheorie oder, besser gesagt, „Schichtensenkungstheorie“ von Herrn Prof. Kegel in Anspruch genommen. Nun, Herr Labasse wird nicht ganz einverstanden sein, als Anhänger der Gewölbe theorie proklamiert zu werden, genausowenig wie er sich zu den Plattentheoretikern zählen läßt. In diesem Zusammenhang sagte er auf der Internationalen Tagung über Gebirgsdruck und Ausbau am Abbaustoß in Lüttich 1951 als Antwort auf die Dis kussion des Herrn Dr. Spruth, daß Labasse die Gewölbetheorie ablehne und die Druck erscheinungen durch das Bestehen überkragender Balken erkläre: „Ich möchte bemerken, daß meine Theorie des Gebirgsdruckes weder an die Theorie der Druckgewölbe noch an die der Platten anknüpft, sondern lediglich auf dem Ge steinsverhalten beruht, wie es uns die Festigkeitslehre zeigt.“ (Lüttich Seite 138. deutsche Fassung.) Bei der Erklärung zur Theorie von Prof. Labasse muß ganz klar herausgestellt wer den, daß er einerseits eine Zone erhöhten Druckes mit der Mantelfläche annimmt und somit in das Gebiet der Gewölbetheorie kommt, von dem er sich gerade lösen wollte, und andererseits die von der Vorzerklüftung erreichten Schichten als eingespannte Bal ken betrachtet, die dank der Vorzerklüftung eine früher nicht besessene Biegungsfähig keit erworben haben und Biegungen im Sinne der Plattenstatik ausführen. Es ist also augenscheinlich, daß die Auffassungen vom Gebirgsdruck von Prof. Labasse und Prof. Spackeier ziemlich die gleichen sind und daß eigentlich Prof. Spackeier in seiner Auffassung vom Wesen des Gebirgsdruckes gar nicht allein steht. Natürlich gibt es auch zwischen Spackeier und Labasse Punkte, in denen beide For scher nicht übereinstimmen, wobei die Frage, ob Gewölbe oder Mantelfläche, wohl einer der wichtigsten Faktoren ist; denn Labasse bestreitet das Bestehen eines Ge wölbes sehr energisch und konstruiert stattdessen um die Abbaue Mantelflächen. Beides, Gewölbe und Mantelflächen, sind aber Gebilde der Vorstellung und dazu äußert Herr Denoel, emeritierter Professor der Universität Lüttich, daß er deshalb das einfachste, nämlich das erstere wähle. Die Auffassungen über den Gebirgsdruck sind insgesamt gesehen sehr mannig faltig und gehen mehr oder weniger auseinander. Für Freiberg wäre es eine dankbare Aufgabe, die Gebirgsdruckspezialisten aller Länder zu einer Fachtagung einzuladen, und ich möchte nochmals Herrn Labasse zitieren: „Ein Treffen einiger Spezialisten, welche die von Ort zu Ort beobachteten Er scheinungen erörtern würden, könnte diese Vorgänge rasch in Übereinstimmung bringen Und damit Erkenntnisse fördern, welche durch die gegenwärtigen Abbau bedingungen unentbehrlicher als je zuvor gemacht werden.“