Der Ankerausbau im Steinkohlenbergbau Von Diplom-Bergingenieur Dr.-Ing. ULRICH HORST, Berlin In den letzten Jahren ist eine Ausbauart hervorgetreten, deren schnelle Ver breitung in der Geschichte des Bergbaus einmalig sein dürfte. Es handelt sich um den Ausbau mit stählernen Zugankerbolzen, kurz „Ankerausbau“ genannt. Bei diesem Verfahren wird das Hangende durch Stahlbolzen verdübelt und an einer tragenden Dachschicht (im Haupthangenden oder an einer tragfähi gen Gesteinsbank) sozusagen selbst aufgehängt. Der Ankerausbau hat aus Gründen der Sicherheit und wegen seiner wirtschaftlichen Vorteile eine der artige Bedeutung erlangt, daß untersucht werden muß, ob und inwieweit er bei uns angewendet werden kann. Hier sei nur der Ankerausbau im Stein kohlenbergbau behandelt, aus dem die meisten Erfahrungen vorliegen 1 . Erste V ersuche mit dem Ankerausbau Der um den Ankerausbau verdiente Edward THOMAS (1950c) vom U.S. Bureau of Mines behauptet, der Ankerausbau oder „roof bolting“, wie er in Nordamerika genannt wird, sei von 1927 an bei der St. Joseph Lead Co. (Missouri) entwickelt und erstmalig im Fachschrifttum durch WEIGEL (1943) erwähnt worden. Auch an dere Amerikaner geben an, daß das Verfahren in seinen Grundzügen teilweise bereits seit über 40 Jahren auf verschiedenen Kohlen- und Erzgruben der Ver einigten Staaten angewendet worden sei. Von deutscher Seite aus hat man schon mehrfach darauf hingewiesen, daß ein durch Bergassessor BUSCH auf der Frie densgrube seit etwa 1912 entwickelter Ankerausbau im oberschlesischen Stein kohlenbergbau angewendet wurde, über den die „Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen“ (1919) berichtete. Hiernach sicherte man sowohl die Strecken stöße als auch die Firste durch Anker. Der in einer ausgemauerten Förderstrecke auftretende Sohlendruck hatte die Stoßmauerung aufgerissen, so daß die Strek- kenstöße neu gemauert werden mußten, wobei man die Bohrlochanker in Abstän den von 1 m einbrachte (Bild 1). Durch Anziehen der Ankermuttern wurden die Anker in den Bohrlochwandungen festgeklemmt. Die Länge der durch Flacheisen verbundenen Bohrlochanker betrug 2 m. Auf derselben Grube wurde 1914 in einem 2,5 m mächtigen Flöz eiserner Aus bau mit Bohrlochankern in einer 5 m breiten Klärstrecke eingebracht (Bild 2). Zur Aufhängung benutzte man U-Eisen, durch die jeweils 4 Anker geführt wur den. Die Länge der Anker, die 1 m in den tragenden Sandstein hineinreichten, betrug ebenfalls 2 m. Bis zur Berichterstattung nach vier Jahren stand der An kerausbau unversehrt da, während das Hangende an den vielen Stellen, an denen der Holzausbau verfault war, hereinbrach. Die im Jahre 1914 gleichfalls begon- 1 Die Schriftleitung der bergmännischen Zeitschrift „Glückauf“ (Bergrat van ROSSUM) hat mir liebenswürdigerweise eine Anzahl Originalllchtbilder der Aufsätze von Dr.-Ing. HOEVELS und Dr.-Ing. ROLSHOVEN, Bergassessor MIDDENDORF und Dr.-Ing. JACOBI sowie Dr.-Ing. O. MÜLLER für die Drucklegung zur Verfügung gestellt. Weiterhin unterstützten mich die Firmen BERGBAUFORTSCHRITT in Blankenstein-Ruhr, H. MAIHAK in Hamburg und Gebr. WIND GASSEN in Duisburg durch Überlassung von Unterlagen. Allen Beteiligten danke ich hiermit verbindlich.