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Tante Grete. Novelle von Michael Wilfried. (Fortsetzung.) „Sie haben ihn also gesehen," sagte sie, Hans nochmals mit einem verstohlenen Seitenblicke beobachtend, während sie fortfuhr: „Der Graf hat gestern bei Commerzienraths seine Visite gemacht und sich bei dieser Gelegenheit auch mir vorgestellt. Da mochte ich denn heute nicht unartig sein, als er sich unter dem Vorwande, eine ausgedehnte Frühpromenade machen zu wollen, zu mir gesellte. Unter der ausgesprochenen Bedingung, mich nachher bei meiner Arbeit allein zu lassen, ließ ich mir unterwegs seine Unterhaltung gefallen." „Sie fanden diese Unterhaltung wahrscheinlich sehr interessant," sagte Hans mit schlechtverhehlter Eifersucht. „Aufrichtig gesagt, glaube ich, war sie es für den Grafen selbst mehr als für mich," erwiderte Gretchen lächelnd. Ich fand seine Ausführungen einer Dame gegenüber — wie soll ich sagen — etwas ungewöhnlich, besonders da er mich kaum kenut. Nur um ihn los zu werden, habe ich ihn damit kurzweg an den Commerzienrath verwiesen. Ich werde ja hören, was dieser dazu meint." „Würden Sie auf die Wünsche des Grafen riugehen, wenn der Commerzienrath sie befürwortete?" „Nach seinen gestrigen Aeußerungen über den Grafen glaube ich nicht, daß er es thun wird. Aber auch dann würde ich mir die Sache noch sebr überlegen." „Dasselbe wollte ich Ihnen rathen, Fräulein Gretchen, und darum habe ich mir die Freiheit genommen, Sie hier aufzusuchen." „So ist es kein Zufall, daß Sie hier sind?" „Zufall und Absicht. Der Zufall ließ mich einen Theil Ihres Gespräches mit dem Grafen Voßberg mit anhören und nachdem, was ich dabei vernommen, hielt ich es für meine Pflicht, Sie zu warnen, den schönen Worten des Grafen keinen Glauben zu schenken." Gretchen sah den unberufenen Warner überrascht an. „Verstehe ich Sie wohl auch recht, Herr von Sporen? Wußten Sie denn, daß ich ... ." „Ich weiß, daß Gras Voßberg jetzt nichts weiter als ein abenteuernder Glücksritter ist," unterbrach sie Hans eifrig, „und deshalb fühlte ich mich berechtigt, von vornherein anzunehmen, daß er keine ehrenhaften Absichten verfolgt, wenn er sich einer Dame in Ihren Verhältnissen nähert." „Sie sprechen für mich noch immer in Räthseln. Was wissen Sie denn von meinen Verhältnissen und von den Absichten des Grafen? Und was kümmert es Sie, wenn ich Lust hätte, darauf einzugehen?" Aettelristische Anlage zum sächsischen Erzähler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. (Wird jeder Sonnabends-Nummer ohne Preiserhöhung des Hanptblattes beigegeben.) chmh M D-lktschlanö. in Oelsnitz i. B. Von vr. Jahn Es gicbt ein Land in Gottes Welt, ; Mit dem ist's fein und wohlbestellt, - Hat Berge wie die Riesen groß - Mit Gold und Silber in dem Schooß, Hat Thäler voll von Blumenau'n, ; Gar wunderlieblich anzuschaun, Und drin ein Volk, so frisch und frei; ; Das Land uns froh gegrüßet sei! j Es giebt ein Land in Gottes Welt, ; Mit dem ist's fein und wohlbestcllt, Hat Männer voll von Kraft und Muth Und Frauen hold wie Feenblut; : Die Reben wachsen schlank und hoch, Vervehmt ist der Tyrannen Joch, Gesetz und Recht heißt sein Panier; > Das Land sei unser Stolz und Zier! z Es giebt ein Land in Gottes Welt, Mit dem ist's fein und wohlbestellt; Da glaubt man noch an seinen Gott Und hasset Lug und Trug und Spott, Hat für den Nächsten noch ein Herz Und steht zu ihm in Freud und Schmerz; Die deutsche Treu am Belt und Rhein, Des Landes Herold soll sie sein! Kennt Ihr das Land in Gottes Welt, Das ist so fein und wohlbestellt, Dess' Berge stehn so hoch und hehr, Dess' Rebenblut so voll und schwer, Dess' Gotresglaube noch so fest, Dess' Bruderliebe niemals läßt? Es ist, erhebt zum Gruß die Hand, Das liebe deutsche Vaterland!