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den wir vor einigen Wochen in Gölzau hatten, und daran die Bitte knüpfen, oh vielleicht der eine oder andere der hier anwesenden Kollegen uns hierzu einen Ratschlag erteilen könnte. Es liegt etwas außerhalb unseres heutigen Themas, denn es handelt sich nicht um den Röhren erhitzerofen unserer Erdöldestillation, sondern um den unserer Druckdestillation in der Teer verarbeitung. Wir hatten den einen der beiden Druckdestillationsöfen etwa 200 Tage in Betrieb gehabt und wollten jetzt auf den anderen Ofen umschalten. An diesem anderen Ofen stellten wir dann einige Stunden nach der Inbetriebnahme eine Undichtheit fest. Ich möchte vorausschicken, daß dieser Ofen erstmalig mit Rohren aus Sicromal 9 ausgerüstet worden war, und zwar waren die Rohre in Fixlängen bestellt, in der Umkehrstücke eingewalzt waren. Das war eine Abweichung gegenüber der bisherigen Verfahrensweise, bei der wir Rohre aus Sicromal 9 beiderseits mit Vorschuhenden aus Deutro D 16 S versahen, die angeschweißt und in die Umkehrstücke eingewalzt worden waren. Wir waren gerade soweit, daß wir uns zu der Entscheidung durchgerungen hatten, mit diesem neu in Betrieb genommenen Ofen vorsichtig weiterzufahren und den anderen möglichst schnell zu überholen, als in diesem Augenblick der gesamte Ofen innerhalb einer Sekunde in Flammen stand, wobei leider 3 Arbeiter sehr er hebliche Brandverletzungen davontrugen. Was war geschehen ? Als das Feuer zum großen Teil gelöscht war, sahen wir, daß zwei Rohre in ihrer halben Länge aus dem Ofen heraus geschleudert waren. Der Gatsch, der in diesem Ofen verarbeitet wurde, war mit einem Druck von etwa 30 at in den Feuerraum des Ofens hineingepumpt worden, hatte sich natürlich sofort entzündet und das verheerende Feuer hervorgerufen. Die beiden Rohre, die wir in die Kopfstücke eingewalzt hatten, waren aus diesen herausgedrückt und halb aus dem Ofen heraus geschleudert worden. Die Untersuchungen ergaben, daß die Rohre aus Sicromal 9 sich nicht in die Walznuten der Kopfstücke hineingedrückt hatten. Wir hatten uns vorher mit dem Vertreter des Lieferwerkes Rheinische Röhrenwerke AG, Mühlheim-Ruhr, in Verbindung gesetzt, der uns die Anweisung gegeben hatte, die Rohre mit Paßsitz in die Kopfstücke einzufügen und dann einzuwalzen. Wie sich nunmehr aber heraus gestellt hat, genügte dieses Einwalzen nicht den Betriebsanforderungen, und wir haben sämt liche Rohre wieder aus dem Ofen entfernt. Hinterher haben wir uns noch mit Leuna in Ver bindung gesetzt und wurden hier von den Fachkollegen sehr gut beraten; allerdings lagen dort keine Erfahrungen mit Rohren aus Sicromal 9 vor. In nächstes Zeit errichten wir einen neuen Ofen für unsere Erdöldestillation, bei dem wir uns jetzt entschlossen haben, als Rohrmaterial Sicromal 8 zu nehmen, von dem uns gesagt wurde, daß es sich einwandfrei in die Kopfstücke einwalzen ließe. Ich habe Ihnen den Vorfall deshalb hier geschildert, um den Kollegen, die in ihren Werken mit Röhrenerhitzern zu tun haben, aufzuzeigen, welche Gefahren bestehen, wenn man nicht das richtige Rohrmaterial nimmt bzw. wenn man sich bei der Wahl des Rohrmaterials nur danach richtet, ob es korrosionsmäßig und in bezug auf Hitzebeständigkeit am besten ist. Man soll vielmehr alle Sorgfalt auf die Frage legen, wie sich das Material beim Einbau in die Öfen verarbeiten läßt. Dipl.-Ing. Müller, Leuna Die in der Tabelle gezeigten Werte von 0,5 mm Materialabtragung pro Jahr für die Re- fo’rming-Anlage sind nach den Erfahrungen in unserer L-Forming-Anlage etwas zu hoch an genommen. Für die Abtragungen durch Schwefeleisenbildung in der Raffination können wir keine Angaben machen. Es liegen lediglich Erfahrungen in der Gasphase der Hochdruck- Hydrierung vor. Wenn jedoch in einer Raffinationsanlage mit einer Abtragung von 1,5 mm pro Jahr gerechnet werden muß, dann kann kein betriebssicherer Zustand eintreten. Man muß bedenken, daß in diesem Fall mit einer Schwefeleisenschichtbildung von etwa 4% mm pro Jahr zu rechnen ist. Dieser Wert ist nach unseren Erfahrungen für einen ordnungsgemäßen Betrieb nicht tragbar. Wenn also die Abtragung nach einwandfreier Ermittlung für ein be stimmtes Material 1,5 mm pro Jahr beträgt, ist dieses nicht brauchbar, und es muß auf ein anderes H 2 S-festeres Material übergegangen werden.