Werkstoffe und Korrosionsprobleme in Erdölraffinerien Von Rainer Donndorf, Leipzig Sowohl der schnell zunehmende Bedarf als auch die ständig steigenden Anforde rungen an die Güte der motorischen Kraftstoffe bedingen neue Verfahren zur Erd ölraffination. Außer den herkömmlichen Destillationsverfahren werden zur Trennung der im Erdöl vorhandenen Komponenten auch technologische Methoden angewendet, die die Ausbeute an leichter siedenden Anteilen so hoch wie möglich treiben sollen. Es sind Verfahren zur Spaltung von schwer siedenden Rückständen oder Zwischen produkten, Verfahren zur schonenden Spaltung unter gleichzeitiger Hydrierung, Re formierungsverfahren und die Alkylierung. In allen diesen Anlagen zur Erdölverarbeitung treffen wir die verschiedensten Kor rosionsprobleme an. Einerseits werden die Korrosionen durch die im Rohprodukt enthaltenen Stoffe hervorgerufen, deren Art und Menge die Korrosionsproblematik äußerst vielfältig gestalten kann. Anderseits sind es die zur Durchführung des Ver fahrens benötigten Stoffe, die zu Korrosionen in den Anlagen führen. Es versteht sich, daß diese reichhaltigen Korrosionsmöglichkeiten den Einsatz der verschiedensten Sonderwerkstoffe erforderlich machen. Die durch den Einsatz dieser Sonderwerkstoffe, die in den meisten Fällen in ihren Legierungskomponenten sehr hoch liegen, ansteigenden Investkosten einer Anlage nimmt man normalerweise gern in Kauf. In der Endkonsequenz ist es ein ökonomisches Problem, ob man an korrosions gefährdeten Anlageteilen sehr teure hochwertige Werkstoffe in Einsatz bringt oder billigere Werkstoffe verwendet, an denen aber die Korrosionsgeschwindigkeiten größer sind und schließlich zu höheren Produktionsverlusten führen können. Man wird deshalb immer den kostspieligeren Werkstoff für gefährdete Anlage teile vorziehen. Bezüglich der Auswahl von Sonderwerkstoffen verbürgt sich oft eine Gefahr für den Konstrukteur, hervorgerufen durch die Forderung, eine betriebssichere Anlage zu bauen. Es treten Fälle auf, daß man über die korrosiven Eigenschaften des zu verarbeitenden Produktes noch keine genauen Vorstellungen hat und der Konstruk teur glaubt aus „Ängstlichkeit“, den denkbar sichersten Werkstoff einsetzen zu müssen, von dem er vielleicht in einer Veröffentlichung gelesen hat, daß er sich be währte. Er vergißt aber dabei die Tatsache, daß in den meisten Fällen die Korro- sivität des zu verarbeitenden Produktes, über deren Zusammensetzung oft in der Veröffentlichung keine Angaben enthalten sind, von der jeweiligen Provenienz ab-