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Das Mädchen huschte davon. »Ich saV da den Alten gerade davontorkoln. Israel, ivar's nicht so?" Murner trat nahe an ihn heran und sagte ihm leise: „Bon dem der Stellmacher einmal sprach. Entsinnen Sie sich? Der da den Teufel an die Wand malte—" „Aha! Der da lauter Gefahren witterte." Tritte vom Hofe her. „Hm, der", machte der Wirt un wandte sich Herrn Leippe entgegen. Da würde der Baumer» ster m schweigen davon. Wer der tat das nicht, sondern fuhr nur lauter fort: „Der sich über die Ausländischen ärgerte und Weihbrunns Untergang prophezeitet Haha, ein -rolliger Kauz! Also, Herr Leippe, La haben Sie nun gerade unfern Freund ver» Patzt!" Mütnern war's so Peinlich! Aber was half's? Er mutzte Herrn Leippe, der von den düsteren Prophezeiungen Näheres hören wollte, doch von Israels „unsinnigen Rede reien" einiges zum besten geben. Er versuchte, es mit Hu mor zu. tun, aber das gelang ihm schlecht, und er war nun Wieder Herrn Sauer für ein paar Witze über „Unker, die es in jedem Neste geben muß", dankbar. Herr Leippe lachte nicht dazu. Er hörte alles an, als rönnen. Sag Hedwig dem Kinns-Hermann versprochen war? Na, und Hermann kam oft herüber, war gestern erst. Wieder da, und Hedwig besuchte seine Mutter; also alles in schönster Ordnung! Und am Sonntag hatte Hermann sie abgeholt zur Tanzmusik und sicher auch heimgebracht. Wenn etwas vorgefallen wäre — ach, Unsinn! Und wenn andere Baler ihren Töchtern auch nachforschten, sie würden wahr scheinlich dieselben Feststellungen machen. Sie würden sich ge nau so schämen müssen vor den Ihren und vor sich selbst! Za, das nagte nun wieder am Stellmacher: Er hatte das Schlimm ste bei seiner Tochter für möglich gehalten. Nicht von allein. Aber wenn auch, wie hatte er fich's einreden lassen können? Er pochte vor sich auf die Sekretärplatte und schwur sich: Nie Weder falle ich auf das Gerede vom alten Israel hinein! - Bald kehrte Hedwig von Klausens zurück. Der Vater ver mochte sie kaum anzusehen. Er tat scheu, wagte keine harm lose Frage. Er schämte sich. - — Herr Leippe wurde nicht häufig auf seinem Bau gesehen. Er hatte mehrere Geschäftsreisen gemacht. Im Juni kutschierte er wirrer einmal an. Er hatte den Baumeister in der Chaise. Es war ein warmer Tag, der Blauschimmel zog recht gemächlich die ansteigende Stra ße nach Weidbrunn hinauf. Oben, wo die Mulde sich öff net, blieb er — das war ihm schon zur Gewohnheit gewor den — von selbst stehen und ruhte ein Weilchen uns. „O dieses Dörfchen! Heute ist es am schönsten!" rief der Baumeister. Leippe nickte lächelnd. Wie oft hatte er nicht auch so zu sich gesprochen. Er wußte es längst: Wei-bruNn war immer am schönsten! ' - , - Heute war Keblicher FrüUommer hier üben. Das Bild ^ia 'WMM -aüftauchM .-.k-mS. im dunkelgrünen Waldrahmen lächelte glücklich. Im saftigen ^Lasien wir -te Wunsche! — Lvebe Kleine, AN, wenig Ge- Grase weiße, gelbe, rote, blaue Blumen. Millionen von HU Herr Leippe bringt den Gau! in den Stall und Wrh - -. „.r - - gleich Wieder da fern. — Sagen Sre mal was war denn das für ein seltsamer Gast, den Sie da eben entließen?" " . — Selma wandte sich halb ab. Die Tränen wollten schon fie' äb'er kine Änst^Mg^u"kostenI^"^wT"dtt FNg nieder hervorquellen. „Ach! - Israel war's/' --- - - - - - „Dem alten Manne hatten Sie mchts mehr emschenken sollen! Solche Knacker vertragen nichts mehr!" „Was denn? Der hat doch nichts getrunken." „Nicht? Na, er sah aus, als hätte er sogar zu viel ge nossen! — Uebrigens:. Israel sagten Sie? Israel? Mir ist, als hätt' ich den Namen jüngst erst gehört." Da kam der Wirt nun doch noch. Er mochte vernom men haben, worauf das Gespräch draußen sich lenkte. Selma könnte unvorsichtig sein. Besser, er machte sich selbst hinaus, obgleich er sich , in diesem erregten Zustande nicht zeigen wollte. Die Röte war noch nicht ans dem Gesicht gewichen. „Willkommen, Herr Baumeister! Ach, da hab ich Loch ver» 's ist gut, Selma, kannst wie immer in der Jiigerschenke aus. Er schirrte diesmal ost aus. Der Wirt erschien nicht sogleich Der Baumeister -ließ sich derweil an einem der neugezimmerten Tische im Grasgarten nieder. Da vernahm er aus dem Flur aufge regte Stimmen. „3a, ja, 's ist gut. Ich werd' mir's hinter die Ohren schreiben. Aber ihr tut's auch Ich h'be meine Pflicht ge tan. Ihr seid gewarnt, oft geyug hab ich euch gewarnt: Soll's kommen, wie ihr's wollt und verdient!" Heftig, aber gedämpft, wurde dazwischengeredet. Der Baumeister spähte nach der Haustür. Wer würde zum Vorschein kommen? Denn offenbar wurde jemand an die Luft befördert. Ein alter, grauhaariger Mann in Hemdärmeln un blauer Schürze, zahnlos, heftig kauend torkelte die drei Stufen herab Beinah wäre er hingeschlagen. Der Alte hatte mehr getrunken^ als er vertrug Er fuchtelte mit dür ren Händen in der Lüft herum, drohte auch einmal nach rückwärts, ohne sich umzusehen Auch jetzt ließ sich der Wirt noch nicht blicken, sondern Selma kam in den Garten, um zu fragen, „was der Herr Baumeister wünschte" ' Herr Sauer hatte das Mädchen schon mehrfach gesehen und mit Lust angesehen; denn „die Kleine", wie er sie bei sich nannte, war eine richtige Dorfschönheit. Heute glich di« Blühende einer betauten Rose: Ihre Augen glänzten von eben geweinten Tränen. Sollte das mit dem Auftritt des alteu Mannes zu tun haben? Mit Entzücken betrachtete der LeiÄe nickte lächelnd. Wie »ft hatte er nicht auch so zu Baumeister Selma. „Was ich wünsche?"' sagte er unL gab sich gesprochen. Er wußte es längst: WeidbruNn war immer ihrer Frage eine aNdereBÄ>eutung. Erbesanwsich aber «M schönsten! - gleich wlÄer apf seine Wurde und vor allem Wohl darauf, im dunkelgrünen Wakdrahmen WMe gÄölliöb Im, saftigen Blumen! Kleine, fikberig schimmernde Saatfelder. Auf den Ackerstreifen einzelne Leute, die die Kartoffeln anhätt- selten. Gebückt bewegten sie sich vorwärts, das Hacken schien s 7.'. - 7 .7.7-., - - - -- der Vögel, wie das Wehen der Halme und Zweige sommer liches Leben der Flur, alles heitere Wirklichkeit und zugleich wie Traum. Di« Obstbäume trugen ihr junges frisches Grün, und die Giebel der kleinen Häuser lugten zwischen ihnen in die Welt. Das Pferd hatte wieder angezogen. Bei der Wegteilung entschied es sich für die kürzeste Strecke nach der Jägerschenke. Darum kamen sie an Märzens Kramladen uu- Pöstagentur vorüber, hinter der dieser Weg seinen höchsten Punkt er reicht. Bon hier aus konnten sie heute zum ersten Male etwas vom Jag-Hausbau wahrnehmen „Na, dort, Herr Leippe!" .Herr Leippe hatte es schon entdeckt. Der Wald unter- säumt, Herrn Leippe zu helfen! halb des Platzes wurde bereits von roter Mauer überragt, reinaeben!" . . „Es wächst!" sagte der Baumeister. . „Das wirb auch Zeit!" „Nun geht's rascher. — Wenn wir den Bau nur so weit heraushaben l" » Sie waren sich einig, daß man nicht weiter sejn konnte. Die Errichtung des Hauses selbst machte keine besonderen Schwierigkeiten, aber die Schaffung einiger Terrassen und der geböschten, mit Strebepfeilern versehenen Grund mauern. Welche Mengen von Steinschutt und behauenen Steinen waren vom „Kalten Börnel" zum Bauplatz zu schaffen gewesen! Man hatte einen Weg dazu anlegen müs sen. Der Waldboden, zuerst beiseitegebracht. War hinter die Terrassenmauern geschüttet worden. Nun erst konnte lang sam das Haus emporwachsen, neben dem dann noch ein Stall und «in Schuppen stehen sollten. „Ja, ja, da unten wäi/s bequemer gewesen. Wer dort oben wird mir's besser gefallen, denk' ich!" sagte Herr Leip pe. Dann erkundigte er sich, ob der Baumeister denn gute Erfahrungen mit den Deutschlandgängern gemacht habe. „Ich habe sie zu allem gebrauchen können: Zum Stein transport, zur Erdarbeit, zum Mauern. Sie sind fleißig und geschickt. Ich bin zufrieden mit ihnen. Und sie schei nen mit uns zufrieden zu sein, sich wohlzufühlen." ^Na, dann ist ja alles in Ordnung" 777 ' " '7 " ... sichren können, von der Waldstraße aus waren sogar zwei neue Woge dahin entstanden. Wer die Hotz-, Stein- und Ziogelfuhrwerke hatten sie arg zerfurcht, es wäre kein Ver gnügen gewesen, hinautzukutschieren. Leippe spannte also Sie'hätten mit der Chaise bis hinauf zum Bauplatz wäre es ernst zu nehmen. Er stellte auch keine Frage. — ,2 .— „,.s „Also, Herr Murner, nun ein Glas Bier!" „Schön. Uird Sie, Herr Leippe? Auch Bier?" Er bestellte auch Bier. (Fortsetzung folgt.)