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Der sächsische Erzähler : 29.08.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193908299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19390829
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19390829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-08
- Tag 1939-08-29
-
Monat
1939-08
-
Jahr
1939
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 29.08.1939
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me ¬ in en Der ««soziale englische Grundbesitz 4200 Drittel von ganz England und Schott« «n» «dörf «800 Personen. In ganz lb »Mionen Besitzer sestaestellt wer- auf 4 «Mionen Grundbesitzer gehört in England den wenigen feu- pch Stiite von Hunderttausenöpn, ja ... , diesem Boden «ntmickelten. Den« der Grund ist nur „abgelassen' worden, auf ein» ganz bestimmt, Zeit. Man bat mit Recht bemerkt, dich diese» „Ablass,!? (laast) nicht «in kaufmännische», sondern ein feudale» Verhilltni» Ist. Man „beläßt' d auf M Jahr, oder VS oder auch »SV Sichre. Ist di, slossen, so fällt alle», Grund und Boden, Häuser und »en Eigentümer tu» Boden» zurück. »Ische Invasion und ein Gesetz der Revolution von 1688 haben eine Klasse von krassen Egoisten geschossen, die Boden. Aristokratie. Bürgerlicher Landbesitz, da» hecht, alle Kleinbesitzer, wurden ausaerottet. 160000 „Peomen" svauerngutsbefitzer). di« noch im 17. Jahrhundert existierten, sind verschwunden. Und England will offenbar diese Verhältnisse nicht ändern. Zwar haben die Großgrunddesitzer dem Staat enorm« Steuern zu zahlen. Anderseit» ist bekannt, daß dteser Grundbesitz in Krisenzeiten riesig« Kapitalien auf ausländischen Banken anlegt, zum Beispiel in den Bereinigt»» Staaten. So muß mit der Zeit unweigerlich «ine Verarmung de» Lande» in seiner Gesamtheit stattsinden. Jedenfalls ist es für ander« als englisch« Begriffe unvorstellbar, daß auch für den Hausbau der Bode» mcht oder nur in Ausnahme fällen käuflich erworben uurden kann, sondern eben nur „belassen* oder geliehen ist. Damit wird da» ländliche wie da» städtisch« Prole tariat noch verstärkt. Schon da» kleinste Stückchen Land aber ist «ine» der stärksten Gegengift« gegen «in« wurzrllos« Lebensauffassung. Drittel von England und al« „Eigentümer" ganzer - Dacht auf 999 Jahre Die oielfLch besprochene Agrarkrise in England ist auch nach eng- lisch«r Auffassung durch den enallschen ftudalea Großgrundbesitz ver ursacht. Es ist heute fast unmögliche in England «in Stück Land za «Eben. Es befind«» sich „alles schon in ksten Händen", 1» daß ein witziger ousländischer Diplomat recht hat?wenn er schreibt: „«» gibt drei Arten, sein Geld in England loszuwerden: Weiber, Wetten und Landwirtschaft. Der «rst« Weg ist d«r angenehmst«, der letzte d«r Personen besitzen zwei Drittel von ganz England und Schott land. Da, letzte Drittel de« Bodens gebär» «800 Personen. In ganz Italien konnten ISST zweieinhalb »Mionen Besitzer sesMestellt wer. den, di« ihren Besitz selbst bearbeit«!, auf 4 Millionen Grundbesitzer überhnipt. Der Grund und Boden also gehört in England den wenigen fru> dalen Besitzern — auch wenn s ' - - .. . . Millionen von Einwohnern aus di» Grund ist nur " Man hat mi kaufmännisch den Boden st Erlaubnis-«! Pflanzungen Die nori 1« «andoerbesserunaen »« Wert« vo» rund 756 000 Hettar Reuland erzielt wurden, denn ft« all, hoben da» große von der Pakt,» und dem Staat gestellt« Ziel gemeinsam, nämlich di« zielbewuÄe Stärkung und «chrung d«» Bauerntum» al« Lebensquell d«» deutschen Volk«» und zur StchLstevung der deutsch« Rahrungefrriheit. -- S. Th. Milien angesetzt rv«rd«n, di» ihr« rassische uns» fachlich« El> «in«» vom Reichsnährstand durchgefuhrien Au»l«srv«r «nt«r v«««i» gestellt haben. Er Erfolg hat nicht auf sich warten lasten. Rach einer Feststel lung de» Statistischen Reichsamt» hat sich di, Kind er zahl von 12 182 Reubauernfomtlien i« sich» Jahren von SV 56«auf 88 788, d. h. um 27 v. H. erhöht. Di^e» B«ispi«l verallgemeinernd, besagt, daß die Neubildung deutschen Bauerntums d«m deutschen Landvolk neue Ikräft« zusührt, di« e, in s«iner großen Ausgabe starken, Blut»qu«ll de» Volke» zu sein. ErnShrunaswirtschastlich gesehen ist der Reubauernbetrleb «in wichtiger Helfer in der Erz«ugung»schlacht, tnsbeson- der» im Kampf argen die Fettlücke. Wissenschaftlich« Untersuchungen haben ergeben, baß di« Reubauernwirtschatt in der Getreide- erzrugung dem landwirtschaftlichen Großbetrieb um nicht» nach steht, ja sogar um 8 bi» 6 v. H. über ihm liegt. Der Schweine, bestand übersteigt sogar den de» Großbetri»«» um 240 v. H., der Rindoiehbestand um 8V v. H. und der Pserdeb,stand um 50 v. H. So ist deshalb auch au» ernäyrungspolitlschen Gründen notwendig, di« Neubildung deutschen Bauerntum, vorwart»zutr«ib«n. Auf Weisung de» Reichsernährungsmlnister, 'Werden rund 25 v. H. aller Neubauernhöfe im vftgrenzgrbiet mit Bewerbern au» den west deutschen Gauen besetzt. Eine Besichtigungsfahrt de» Retchsernährungsministerium» gab Gelegenheit, «ine Reih« von Neubauernhöfen in Brandenburg zu besuchen, die durch Aufsiedlung landwirtschastl. Großbetriebe entstanden sind. Durch Kauf bzw. Ausübung de» Dorkaufsrechter erworbene Siedlungsgüter gehör ten überwiegend der Gruppe solcher Großbetriebe an, di« durch »«Ver schuldung oder schlecht« Wirtschaftsweise a-a«alttt«n waren. Nach Ab lauf einer kurzen gesunden Zwischenwirtschastszeit wurden di« Reu bauernhöfe errichtet und stehen berett» überraschend schnell al» vollwertige Glieder in der Front der Erzeugungsschlacht der Landwirtschaft. Seit 1V33 sind für di« Bauernsiedlung 6 v 0 00 0 H «ttar Sied - lungsland beschafft und bereitgestellt worden. Davon mußten jedoch allein 120060 Hettar für Bauern und Landwirt« zur Verfügung gestellt werden, die infolge von Großvorhaben der Bierjah, resplanindustrie, de» Autostraßen, und Bahnsiedlungsbaue» sowie der Landinanspruchnahme der Wehrmacht umgesieoelt werden mußten. In den letzten fünf Jahren sind rund 140 Ortschaften ganz, 225 Ortschaften teilweise umgestedelt worden, wobei insgesamt 5600 landwirtschaftliche und sonstige Anwesen betroffen wurhen. Diese Umsiedlung vollzog sich getrennt von der Neubildung deut» schen Bauerntum» und muKe kurzfristig von den dem Reiche-ernäh» rungsminister Darr« unterstellten Gedlungsbehärden durchgeführt wer- den. Trotzdem sind diese Aufgaben ebensowenig von der Arbeit dieser Deutschlands neues Bauerntum Zwischenbilanz der Neubildung deutschen Bauerntums — S0SN4 Böse auf 330 521 Hektar neu gegründet — Die Auswirkungen auf die wirtschaftliche und biologische Kraft der Nation NSK. Im Selbstbehauptungskampf der Bölter kann auf di« Dauer nur da» Volk bestehen, da» fein» Kräfte raumsichernd ent- fastet. Da» zeigt sich gerade in diesen Tagen wieder, da dl» Polen mit Mitteln brutalster Enteignung und Willkür in letzter Stund« ein« Agrarreform durchführen unmen, die allein den Zweck verfolgt, die trotz jahrelanger Entdeutschungspolitik zäh im angestammten Boden wurzelnden deutschen Bauern in Posen, Westpreußen, Pommerellen und vberschlrsten von der Scholl« zu vertretben. Die Hast, mit der diese Aktion unter Einsatz von Terror und Gewalt durchgeführt wird, läßt erkennen, daß gerade der deutsche Bauer allen hahjUigen Me thoden de» polnischen Bolkstumskampfe» in den uns geraubten Ge bieten Widerstand leisten tonnte. Dieser Vorgang bestätigt erneut die nationalsozialistisch« Erkennt nis, daß der Bauer der beste Wahrer und Hüter de» Bolt», tum» ist. Die Sicherung und Stärkung de» deutschen Bauerntum» al» einem völkischen Bollwerk ist daher ein« der wichtigsten Aufgaben, die sich der nationalsozialistisch« Staat gestellt hat. Neben dieser arenz- und wehrpolitischen Forderung, di« es uns zum Ziel setzt, dl« Neu bildung deutschen Bauerntum» voranzutreiben, sind es bodenpolitische, bevölkerungspolitische und ernährungspolitisch« Grün de, die die Erhaltung de» deutschen Bauerntum, und seine Kräftigung durch die Neubildung deutschen Bouerntum» gebieten. Im Agrarprogramm der NSDAP, vom 6. März 1S30 heißt es: „Die Erhaltung eine» leistungsfähigen, im Verhältnis zur wachsenden Gesamtvolkszahl auch zahlenmäßig entsprechend starken Bauernstandes bildet einen Grundpfeiler der nationalsozialistischen Politik, gerade deshalb, weil diese auf da» Wohl des Gesamtrolks auch in den kom menden Geschlechtern gerichtet ist." Wenn auch diese klare Zielsetzung in den letzten Jähren teilweise hinter den besonder» vordringlichen Aufgaben der Wehrhaftmachung und des Vierjohresolans zurückstrhen mußte, sind trotzdem unter der Führung der Reichsernäh. rungsminister» Darrö mit dem Instrument der Siedlungs- behärden Leistungen vollbracht worden, die di» nach nationalsozialisti schen Grundsätzen durchaesührte Neubildung deutsche« Bauerntum« heute bereits mehr als einen Anfang erscheinen lasten. Im gesamten Reichsgebiet wurden seit Januar 1S33 20 664 Höfe auf 330 521 Hektar neu gegründet und 66 4V3 kleinere landwirtschaftlich« Betrieb« durch 1 32 075 Hektar Landzulage vielfach auf Erbhof- größe erweitert. Boll gewürdigt sind diese Zahlen aber erst dann, wenn man berücksichtigt, daß die so geschaffenen Betriebe wirk- liche Bauernhöfe sind, voll biologischer und wirtschaftlicher Kraft, die nichts mehr gemein haben mit den bevölkerungspolitisch versagenden und wirtschaftlich zu schwachen Siedlungen der System- und Dorkriegs, zeit. Trotz der Enge des deutschen Raum» sind nur gesund« Bauern st eilen in Erbhofgröße angelegt worden, auf denen Fa- Air«r sein Volk liebt, beweist es einzig durch dl« Opfer, dl« er für dieses zu bringen bereit ist. Adolf Httler Träume um Johanne Roman von Christel BroehkDtlhaes Verlag Oskar Mei st er, Werdas i. Sa. Fortsetzung» Nun weinte auch Frau Gahl. Es war eine fülle, dunkle Klage in ihnen und keiner verriet, welchen Ursprung sie hatte. Am Nachmittag ging Jo zu Hermine. Hermine freute sich auf die Freundin, freute sich auf neue Wanderungen und stille Stunden, in denen das große Herz Johannes ihr nah war. Ob wohl Johanne sich krampfhaft bemühte, um dieses Thema her- umzukommen, verfiel das Gespräch doch darauf. Hermine mein te: „Was sagst du zu Kyber? Fabelhaft, was? Bor einigen Monaten noch ein Nichts und nun zukünftiger Schwiegersohn des Bürgermeisters unserer Stadt." „Sind sie denn bereits — verlobt?" fragte Johanne mit kalter Stimme. „Nein, das nicht. Ich glaube, zu Weihnachten soll es öffentlich werden." Hierauf antwortete Jo mit keiner Silbe. Hermine, hellsich tig und ahnungsvoll, fragte mit der Offenheit, die sie sich in ihrer Eigenschaft als Vertraute erlauben durste: „Und ich habe inir doch immer gedacht, daß er mehr als Verehrung deine- Könnens für dich empfände." „Bei so jungen Menschen kann man bas niemals sagen, Hermine," äußerte Johanne und gab damit weder Zusage noch Ablehnung. Von Hermine, der sie innerlich eigenartig fremd geworden war in diesen Wochen und Monaten, ging Johanne zu Frau Khber. Sie kam mit Blumen zu der Frau, deren Sohn sie liebte und nun verloren hatte. Nichts in ihrem unbewegten Gxsicht verriet ihr wahres Empfinden, als sie über die Schwelle deS Hauses trat, die eine andere als Braut und Tochter zu über schreiten das Recht bekommen hatte. Frau Kyber begrüßte Jo- Hanne mit einer Herzlichkeit, die diese jedes Zweifels, die alte Dame hätte etwas von ihren Beziehungen zu Erich geahnt, un bedingt enthob. Frau Kyber wunderte sich, daß Jo schon zurück sei (also hatte man sie gar nicht sehr vermißt!) und stürzte sich dann sogleich auf die Tatsache, die ihr zum LieblingSthema geworden war: Auf Erichs Verbindung mit der Bürgermei» sterstochter. Johanne hörte es sich mit an, wie lieb und schön Gitta Menschlin sei, Johanne bekam alles gezeigt, was Gitta Menschlin bereits der zukünftigen Schwiegermutter geschenkt; sie bekam Pläne entworfen und beschrieben. Frau Khber war auch schon mehrere Male mit GittaS Wagen ausgefahren und behauptete voll lachender Bewunderung, die Kleine führe wie der Teufel, aber unhedingt sicher. „Wenn das mein Mann noch erlebt hätte —" sagte sie schließlich. „Er stand sich nicht gut mit dem Bürgermeister, der die besonderen und eigenartigen Fähigkeiten meines ManncS nie recht anerkennen wollte. Und nun holt sein Junge sich dessen Tochter —" Und das schien Frau Kyber ein eitler Triumph zu sein. Sehr müde ging Johanne heim. ES war kein Wort im Khberschen Hause darüber gefallen, wie eS um daS Brautpaar selbst bestellt sei. „Sie haben sich sehr lieb," hätte Johanne hören wolle», selbst wenn eS sie schmerzte; aber eS wäre doch eine Ge nugtuung ihres Verzicht- gewesen. Jo hörte von Ehrgeiz und Glück und reicher Partie und Geld und VorwärtSkommen. Sie hörte nichts von — Liebe. Aber vielleicht war sie nicht so wich tig oder man sprach einfach nicht darüber. * Am Abend klingelte eS heftig an Johanne GahlS Haustür. Wenig später stürmte Erich über die Treppen, auf Johanne- Arbeitszimmer zu, riß die Tür auf. Da sah sie am Schreibtisch und wandte sich etwa» nach rückwärts, vertraute Bewegung einer fast vergessenen Vergangenheit, die ihm sogleich in» Blut schlug. Es war wie einst: Johanne Gahl lächelte ihm entgegen und er kam mit langgestielten, gelben Rosen, die vom Seiden papier noch eben umhüllt waren; eS war wie einst. Und doch anders. Die Johanne, die da vor ihm saß, erschien ihm älter und reifer al» die, welche er in seiner Erinneitung getragen. Und der lange Mensch, der da ungestüm inK Zimmer Plicht«, wie es seine Art war- hatte sich ebenfalls verändert. Er war breiter in den Schultern, grader und männlicher geworden. Zu beiden Seiten der Nase liefen ein paar scharfe Falten, die vordem nicht dagewesen, zum Munde herab. „Jo —" sagte Erich und er sagte eS sehr atemlos, obwohl er keine Fortsetzung für den Ausruf bereit hätte. „Guten Tag, lieber Erich," antwortete Johann«. „Bitte, willst du dich nicht setzen?« Aber er blieb hinter ihrem Stuhl stehen und seine Hände umkrampften die Lehne. „Du warst bei meiner Mutter," sagte er, „und wirst da viel erfahren haben. Ich kann dir nicht — ich weiß nicht, wie —" er biß sich auf die Lippen vor Wut, daß er nicht sprechen, nur stammeln konnte. „Aber, Erich, ich wußte es doch schon lange. Und eS ist doch gut so . Ich war doch keine Frau für dich —? — viel zu alt —. Sieh, darum wollte ich auch nicht, daß du unsxre — Verlobung veröffentlichtest — —" Er starrte sie an und fragte: „Und da» alle» macht dir gar nichts auS? ES wundert dich nicht und es schmeißt auch kein bißchen?" Er wurde grausam, so verletzt war er. Sie schaute ihn groß an und entgegnete: „Ich sagte dir doch, daß alle- besser ist, wie e» jetzt ist " Als begriffe er sie plötzlich, so sank er in sich zusammen. „Jo, du glaubst nicht, wie ich mich schäme —" „Aber, Erich, wenn du doch liebst, brauchst du dich doch nicht zu schämen—" Seine aufgestörten Augen sahen in ihren forschenden Blick; eS waren keine glücklichen Augen, die sie ansahen. „Oder liebst du sie etwa nicht?" sagte sie, obwohl sie daS nicht hatte sagen wollen. Ihre Frage stachelte seinen Trotz.au. Auch schämte er sich, vor ihr ahnen zu lassen, welch unsinnige Neigung ihn zu Gitta getrieben. . ' . , . „Natürliih liebe ich sie," stieß er hervor. . Nun fand auch Johanne keine Antwort, und Sine Weile be drückte sie beide das Schweigen, daS -wischen ihnen aufstand. Dann lenkte Johanne ab: „Wie gefielen dir die Reproduktio nen?" Diese harmlose Frage erinnerte ihn an jenen Nachmittag, an dem er Jo verraten hatte. „Ich schäme mich dennoch, Jo," stürmte e» au» seinem Her zen; eS klang um so sonderbarer, da e» keine Antwort auf Jo- Frage war. „Ich fühle mich gebunden, ich habe dich lieb, Jo, immer noch. Aber die andere — — ich weiß nicht, wie daS jäh so stark werden konnte." Und in sinnloser Anklage gegen sie: «Vielleicht hast du mich nie richtig geliebt, Jo." Sollte man jetzt sagen: Ich habe dich leidenschaftlich geliebt, aber ich fürchtete für die Ehe, waS jetzt schon früher auch fpl- gerichtig geschehen ist. Nein, man sollte jetzt nicht mehr davon sprechen. Niemals konnte er die Verlobung mit einer Gitta Menschlin rückgängig machen. Und — die Verlobung war der Wunsch und Traum seiner Mutter ... „Wir haben un» beide sehr viel gegeben," sagte sie und wich so unbemerkt seiner leidenschaftlichen Frage äuS. „Du warst die Gebende, immer und überall!" widersprach er. „Zu allen Dingen, die gut waren, hast du mich begeistert. Du warst der reinste und feinste Mensch, Jo, vielleicht warst du zu gut und rein, Jo." „Ich bin nicht so rein und gut, wie du denkst," wehrte sich Jo. „Du warst ein Schwärmer und sahst viel mehr in mir, al» in mir war." „Ich habe nie genug in dir gesehen," verteidigte Erich sein Gefühl. „Wenn ich dir aber sage, Erich, daß ich nach Ablehnung meine» vorletzten Werke» ganz verzweifelt war, nicht mehr schreiben wollte, den ganzen Kram in» Feuer werfen wollte — — Weiyi ich dir sage, daß deine Blumen, die eine» Abend» kamen, mir zur Rettung wurden wenn ich dir sag^ daß mich der Trotz packte, als du mir schriebst, wie schrmWcko- du mein Schaffen bewundertest, und ich den ersten und letzten An« sporn dir und deinem Glauben an mich verdanke — glaubst dü dann noch, daß ich die etUzig Gebende gewesen sei?" Er starrte sitz ungläubig an. „Ich wäre dir je etwa- gewesen, Jo? Du gabst nicht «Ur meinem Drängen nach, als du dich heimlich mit mir verlobtest? Du hast mich wirklich geliebt?" Und nun mußte Johanne wahr 'sein, wollte sie sich nicht selbst verschleudern. „Glaubst du, daß ich einen Menschen küssen könnte, den ich nicht liebte? Dürfte ich dann deine Johanne Gahl sein?" Er schwieg, wie um ihre Worte in sich nufnehme» zu kön nen. „Ich war ein Dummkopf, ein wirklicher, dummer Junge, Jo," stöhnte er, „und du hattest recht, daß du meine Braut nicht sein wolltest" „Ich war zu alt für dich," sagte sie hart, „das war der ein zige Fehler." ' „Jo, Jo, warum bist du soviel vor mir geboren? Warum mußtest du soviel klüger und reifer sein als ich? Wärst du so dumm gewesen wie ich, hätten wir vielleicht eine göttliche Tor heit begangen und wären heute unproblematischer glücklich." „Du siehst," sie brachte ein Lächeln auf, „ich bin zu alt für! dich. Laß eS damit bewenden. Wir werden stets Freunde sein, Erich!" „Stets!" gelobte er und hielt ihre Hand, bi- sie sie ihm entzog. , ' 20. Die Herausgabe des Buches -.Aus dem Reich der „Heiligen Heimat" von Johanns Gahl, farbige Reproduktionen von Ge mälden Erich Kyber»" wurde ein ganz großer Erfolg. Die ge samte Presse brachte glänzende Kritiken. Wieder einmal stand Johanne im Mittelpunkt des Interesses; und neben ihr behaup tete sich Erich Kyber. Die Nein« Menschlin legte Wert darauf, an se-nem Arm als seine Braut überall bemerkt zu werden. Sie stand nur Kein und unbedeutend neben ihm und reichte nicht an ihn heran. Einsam stand Johanne. Sie vermied e» zwar, sich mehr von Erich fernzuhatten als eS zulässig war, wenn man den Leuten nicht Anlaß zu Gerede geben wollte, aber sie floh dennoch, so ost eS ging, seine Nähe. ES tat ihr weh, daS junge, blonde Dlädchen mit dem impertinenten Gesicht an seinem Arm zu sehen und als Herrin über seine Seele zu wissen. Aber mußte er nicht selbst am besten wissen, was er begehrte und brauchte zu seinem Leben? — , * Braubach gab Johanne zu Ehren ein Fest. Die Ursache dieses Fesies begründete er mit dein kürzlichen Erscheinen bei» fraglos ergänzenden Buche» zu ihrer „Heiligen Heimat". Trotz« dem sagte seine Frau: „Findest du nicht, daß «» reichlich «rß, sehenerregenb für die Stadt ist, wenn du einer — Fra« »A Ehren ein Fest gibst?" „Nicht der Frau, Helga, der hohen Künstlerin!" erklärt^ '„Das bleibt sich gleich," widersprach seine Frau und WWW, ihr kalte», unbewegte» Gesicht ab. „Wir wollen darüber nicht streiten, Helga," sagte Brauds beherrscht, „du wirst nie lernen, mich darin zu verstehen." Sie warf den Kopf herum und ihre Augen schillertet ihn an. „Seitdem du meiner überdrüssig geworden bist, gelüstet ich dich nach neuem Frauenmaterial." >. E» schien, al» wollte er eine überaus heftige Entgegnung geben. Dann aber bezwang er sich unh sagte nur: «Wenn du sogleich ein Vorurteil hast, kommt es ja nie zu einem Verständ nis. Wenn du Johanne Gahl kennenlernst, denkst du ganz ander»." Als sei sie plötzlich zu einem Entschluß gekommen, so fuhr sie ihn an: „Kennst du sie denn?" „Ja, ich kenne sie," gab er ruhig zurück. „Und nun will ich dir etwa» verraten! Ich will diese Gahl überhaupt nicht kennenlernen; ich werde an dem Abend krank sein." (Fortsetzung j
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