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E 4 «e-- Mrs- - SW MB E Dörfer um Bisckofswerda (Tine Plauderei au» zwei Jahrhunderten) Bon Karl Demmel, Berlin Hin und wieder ist es lehrreich, Rückschau auf vergangene Dinge der Heimat zu halten, denn man lernt daran viel besser die Gegenwart begreifen. Wir wollen hier einmal etwas von einigen Dörfern um Bischofswerda aus der Zeit vor hundert Jahren und anschließend jeweils aus dem Jahre 1S1S/14 berichten, um daraus die z. T. sehr gute Entwicklung Lieser Orte zu erkennen. Wir benutzen zu dem biedermeierzeit- lichen Rückblick das heute vergessene Lopographisch-statistisch- historische Lexikon von Deutschland" »on Dr. Eugen Huhn (Hildburghausen, 1846), aus dem wir z. T. einige interessimte Angaben erhalten. Für die BorkriegS-eit haben wir ein Werk aus dem Jahre ISIS zur Hand, das unss besonders Mitteilungen über die damals in diesen Orten betriebenen Wirtschaftszweige macht. Mr können zwar nicht über alle Orte berichten, waS den Rahmen dieser Arbeit Wohl zu sehr Überspannen würde. Unsere Rückschau beginnen wir mit BelmSdorf, das vor hundert Jahren als ein Dorf von 210 Seelen mit emem Lehngut und einer Mühle im Amte Stolpen erscheint. Im Jahre ISIS gibt man für dieses Wesenitz-Dorf S44 Einwohner und wirtschaftlich den Steinbruchsbetrieb, die Brennerei, die Mühle und die Ziegelei an. Bretnig nennt unser Biedermeierbuch „Brettins", das schon damals ein Dorf von 1280 Menschen war und „viele We ber und Bandwirker, einen Gasthof und zwei Mühlen und Sä gen" hatte. Das Gut gehörte zu dieser Zeit nach Frankenthal. Auf diesem saß im Jahre 1768 ein Major von Wangenheim als Eigentümer. Vor dem Kriege hatte Bretnig an der Großen Röder 2868 Bewohner und fertigte Zigarren, Lederwaren, Weinessig und Leinenwaren, die hier auch gebleicht, gefiirbt und bedruckt wurden. Ferner war eine Appretieranstalt vorhanden. Zum Orte gehörten die Brettmühle, der Gemeindebusch, Char- lottengrund, die Grüne Aue, Karolinenhöhe und Rosenthal. Birkenrode hieß vor hundert Jahren.Mrkenroda" und heißt „ein Dorf mit wenigen Einwohnern". ISIS gehörte dieses Dorf mit Rittergut und nun 186 Seelen zu Medewitz. Bühlau hatte vor hundert Jahren 40Ü Köpfe, ein Lehn gut, einen Gasthof und drei Mühlen. Es unterstand dem Amte Stolpen. In der Vorkriegszeit sind für dieses Wesenitz-Dorf 538 Bewohner, ein Hobel- und Sägewerk, ferner eine Mühle und auch eine Molkerei verzeichnet. Burkau zerfiel damals schon in Ober-, Mittel-, Niedor- und Klein-Burkau, und diese geben zusammen über 1500 Men schen an. Klein-Burkau stellt auch sein Rittergut heraus. Vor dem Kriege werden für Burkau drei Rittergüter und ein Do mänenvorwerk genannt. Hier wohnten 2094 Menschen, die die Herstellung von Zementwaren, Zigarren, Leinen- und Baum wollhandweberei, ferner Bierbrauerei, Molkerei, Mühlen und die Ziegelei betrieben. Zum Orte rechneten die Eichardsmühle, der Heitere Blick, der Neue Anbau und auch der Neue Ausbau. Burkau wird als an der Schwarzwasserquelle liegend angegeben. Cannewitz erscheint urkundlich schon 1222 und machte vor hundert Jahren keine Angaben über seine Einwohnerzahl, die vor dem Kriege 85 betrug. Eossern gibt im Biedermeier ein Lehengut und 110 Per sonen, ISIS aber 1S1 Seelen an. Demi- hatte zur guten alten Zeit ein Lehengut nutz 1« Bewohner. Mr erfahren weiter, daß der Ort im Ach« I» zum größten Teile abgebrannt ist. Bor dem Kriege «zeichnet Demitz-Thumitz, ein Dorf und Rittergut; ISS Einwoh- ner, die in der Glasfabrik, in der «ranitsteinindustrie, in her Brauerei und im Mühlenbetrieb ihre Beschäftigung fanden. Thmnitz lebte im Biedermeier in SO Häusern 150 Bewohner. Groß-Drebnitz gibt schon vor hundert Jahren 442 Einwohner an, die sich mit der Wollspinnerei beschäftigte«. Auch verzeichnet man in dieser Zeit ein Lchngericht und eine» Gaschos. Bor dem Kriege hat dieser Ort 637 Seelen. Zu ihm gehörte Neu-Drebnitz. Klein-Drebnitz mit Teichvorwerk an der Wesenitz meldet 1840 226 und vor dem Kriege 28g Ein wohner. Hierzu gehörten auch einige Sandgruben. Frankenthal war schon im Biedermeier von IMS Men schen bewohnt. Damals werden seine vielen Teiche, seine Mühle, daS Lehngericht und auch der Gasthof besonders hervorgehobe«. „Der Ort liefert Granitplatten und Wetzsteine", ergänzt unser altes Buch. Im Jahre ISIS zählt diese» Dorf am Grnnabach schon 1435 Köpfe. Hierzu gehörte noch das Bttgut. Ma« gM ferner Brauerei, RLHlenbetrwb und auch Weberei an. Saußtg nennt nufer Buch im Biedermeier auch „Groß- gaußig". Es ist danach „eia Flecken mit einem schönen Schloß und Garten", genannt ist ferner ein Safthof und ewige Granit brüche. Mr lesen noch diese»: „Der Ort liefert Strümpfe, Gar« und Leinwand, hat 66 Häuser, 342 Einwohner, mehrere Stif tungen für Arme und zwei Jahrmärkte". Im Jahre ISIS heckte Dorf und Rittergut Gaußig mit Einschluß von Kleingaußig und Wassernot 406 Einwohner und man hebt wirtschaftlich seine Krammärkte, die Herstellung von Tonwaren, die Brauerei und die Brennerei hervor. Geißmannsdorf war vor hundert Jahren ein Dorf mit einem Lehngericht und 352 Personen. In der Vorkriegs zeit hat der Ort mit Berghaus, Pickau und dem Gasthaus auf dem Butterberg 57S Seelen. Goldbach stellte vor hundert Jahren seinen großen Leich, die Schäferei, den Schafhof, die Mühle und 406 Bttvohner her- aus. In der Vorkriegszeit ist das Dorf und Rittergut Soldbuch an der Wesenitz eine Gemeinde von 67S Seelen. Man fertigte damals hier Tuch, Bunt- und Luxuspapier. Auch die Molkerei und die Grunamühle find noch genannt. Günthersdorf gibt für 1840: 87 und für ISIS: ISS Einwohner an. Großhänchen nennt man im Biedermeier „Großhähn- chen"; es war damals ein Ort von 210 Menschen und: .zerfällt in zwei Theile, von welchen der meißnische zum Amte Stowen, der oberlausitzer aber zur Stadt Bautzen gehört". Such die Bor kriegszeit unterscheidet noch die Lausitzer und die Meißner Seite. Hierzu gehörte auch die Wendische Försterei. Man gibt icher jetzt nur noch 187 Personen und dazu die Sand- und Lehmgru ben an. Kleinhänchen hatte ein Rittergut und 200 Seelen; es ist bis zur Vorkriegszeit auf 2SS Menschen gewachsen, verzeichnet weiter die Granitsteinvrüche und die zugehörigen Orte Neraditz und Neuhof bei Kamenz. Groß-Harthau an der Wesenitz bezeichnet unser Bieder meierbuch als ,Hartha" im Amte Stolpen, läßt es ein Dorf mit