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Der sächsische Erzähler : 17.07.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193907176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19390717
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19390717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-07
- Tag 1939-07-17
-
Monat
1939-07
-
Jahr
1939
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 17.07.1939
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geS wird ruch der selche die die Be- eS Tage- sige Mr- >en. Die vürdigen ! Kapelle rtschastS. der Er- >urch er- ce Ober- ;en Ein» u ihm in iblick den heblichen fallenden iekannter whnhauS d rend der HMen Z. Schul en Bahn >en und l. Schul, stieg an- »etetr die Reisezeit mwagen, Bauern bis Erb- leer nach besuchten w in der Sie Riick- ,en harte r Ferien, ld rufen 176H Kilogramm Wolle obaeführt «erden konnte». Stellung genom men wurde «gen da» verbot der Kaninchenhaltung in den Bischof,- werdaer Neubauten. Neue Schveüzugverblndmtg Verlln—Dresden—Prag vom 17. Jult 1989 wird »Wischen Prag und Berlin über Dresden kchrlMin u"d D 146) mit folgenden Ber- ... D ltL: 6.24 Mr ab Prag Mas.Bf., 9.44 Ubr an Dresden Hbf., V.SS Uhr ab Dresden Hbf., 19.19 Uhr an Berlin «nh. Bf. D 116: 17.Ü7 Uhr ab Berlin hlnh. Vf., 1S.2S Uhr an Dresden Hbf, 19.« Uhr ab Dresden Hbf., 28.18 Uhr an Prag Mas -Bhf. D IIS wird vereinigt mit D SS (Karlsbad—Berlin) »wischen Dresden- Neustadt und Berlin und D 116 mit D S6 ^Berlin—Karlsbad) »wischen Berlin und Bodenbach. Die Züge D IIS und D 116 führen wagen 1-, 2. und ». Klasse Prag—Berlin und »urück. Bom gleichen Lage an verlehrt D SV (Karlsbad—Berlin) von Dres den Hbf. um 11 Minuten zeitiger (ab 9.86) und von DreSden-Neustadt um 8 Minuten später (ab 10.65). Görlitz umjubelt das Luftschiff „Graf Zeppelin" Görlitz, 16. Juli. DaS Luftschiff »Graf Zeppelin", daS am Sonntag zu einer Landungsfahrt nach Görlitz gestartet wckr, erschien gegen 17 Uhr Über der Stadt und setzte unter dem Jubel der Bevölkerung zur Landung auf dem Flugplatz an. Ein aufziehendes Gewltter zwang jedoch den Führer deS Luft schiffes, Kapitän Sammt, seine Absicht, auf dem Flughafen längere Zeit zu verweilen, aufzugeben. Das Luftschiff stieg nach dem Lanoungsmanöver sofort wieder auf und entschwand bald den Augen der Zehntausende von Zuschauern. Eine bleibende Kulturtat Göring bankt der Gefolgschaft Salzgitter ' Berlin, 16. Juli. Generalfeldmarschall Göring hat auf sei ner Fahrt durch'den Mittellandkanal Rheine erreicht. Er tmrd sich auf seiner Weiterfahrt vom Zustand des Dortmund-Ems- Kanals überzeugen und seine Fahrt dann in den westlichen Wasserstraßen fortsetzen. Die Fahrt des Feldmarschalls durch den Kanal hatte sich überall schon herumgesprochen. An den Ufern und auf den Brücken des Kanals brachte die Bevölkerung dem Feldmar schall begeisterte Kundgebungen dar. Die englischen Propa gandisten hätten sich hier gut überzeugen können, wie Volk und Führung in Deutschland in inniger Verbundenheit zu sammenstehen. Der Äeneralfeldmarschall hat an die Gefolgschaft der Her- mann-Göring-Werke in Salzgitter einen Aufruf gerichtet, in dem er der Gefolgschaft für die von ihr geleistete Arbeit dankt, und in dem er die Vollendung der Hermann-Göring-Werke eine bleibende Kulturtat nennt, die eine „selbst im Tempo der Zeit beispiellose Leistung" bedeute. vn ünlemlW vnleim m WMMsllle LSulg und Königin reservierten sich einst Kops und Schwanz — Der LodesM aus dem sechssach harpunierten UiorS der arossertiiftr» KopUrl brr wirtschastSgrschicht» «ft »w «»schichte »es Walfangs im letzte» Jahrtausend. Sie wirb «rrurrbiagS auch turch da- Buch eine- französische»« KaptttnS „Die letzte« »rohr» Segler" beleuchtet. In historischen Zeiten glich die Jagd auf den Wal einem ge fährlichen tollkühnen Unternehmen. Ihr fielen oft mehr Men schen zum Opfer, als der Jagd auf Bären oder Wildeber. Unter Einsatz ihres Lebens, von dem riesengroßen Schwanz des Wals bedroht, schleuderten die Waljäger aus nur vier Meter Entfer nung die Harpune in den Leib der Tiere, die aus vorgeschicht lichen Zeit mit Drachen und Sauriern in unser Jahrhundert sich hinübergerettet haben. Seitdem abor Dampfer die Segel schiffe ersetzen und eine maschinelle Harpune die Handwaffe verdrängte, wurde aus einer heldenmütigen Jagd eine blühende Industrie, die zur Ernährung der Völker, in Deutschland etwa zur Versorgung mit Margarine, von ausschlaggebendem Wert ist. In den verschiedenen Ländern trat der Wandel auch zu ver schiedenen Zeiten ein. Die Vereinigten Staaten hielten an dem alten Verfahren bis 1914 fest. Die Portugiesen der Azoren gaben eS erst in allerletzter Zeit auf. Einen Einschnitt bedeutete 1917 der Abtritt des großen Walfängers M. W. Wing, der mit seinem Segler „Andrew Hicks" 50 Jahre lang alle Weltmeere durch-- strent und einen heroischen Kampf gegen die industrielle Ent wicklung geführt hatte. Als die Fabriken für die Verarbeitung des Wals zugunsten der Verarbeitung auf den Schiffen selbst schlossen, mußte sich auch Wing schweren Herzens von seinem treuen Segelschiff trennen. Es heißt, daß heute nur noch einige portugiesische und chilenische Außenseiter entgegen den inter nationalen Abmachungen mit der Handharpune Wale jagen. Selbst zur größten Blütezeit der Walfischsegler betrug die amerikanische Walöl-Produktion nicht mehr als 150000 Fäs ser. Im Jahre 1906 fiel diese Ziffer sogar auf 75000. Aber schon in den Jahren 1925/30 schätzte man die Weltproduktion an Walöl auf 2'/, Millionen Fässer, von denen allein 1700 000 auf die Norweger mit 43 Verarbeitungs-, 232 Jagdschiffen und 11000 Seeleuten entfielen. Allein im Jahre 1935 betrug die Ausbeute von drei Monaten Waljagd in der Antarktis 30 183 Wale, die etwa 2,3 Millionen Faß Oel lieferten. Schon 1931 kam eine internationale Vereinbarung zustande, die der Ausrottung der Walfische durchdie Industrie Einhalt gebieten sollte und es ver bot, weibliche Wale, die für junge Exemplare der Gattung sorg ten, nicht ausgewachsene Wale und andere bestimmte Sorten die ser Giganten des Meeres in allen Teilen des Ozeans, auf hohem Meer wie innerhalb der Drei-Meilen-Zone, zu töten oder zu fangen. Zu den walfangcnden Nationen zählen gegenwärtig in erster Linie Engländer, Holländer, Norweger, Amerikaner, Japaner Schuß S Treffer (»nm den abgegebenen Schüssen mässen mindesten» i ie lyälfte Figurentreftzr fein). Wehrmannilm««rfi»tzi»r 1. Sch.-V««i» Medewitz mit den Hützen Röllig, Schwipmm, LiAch und Preufch« Scheibengenwhr Frelhaad: Meister de» Unterkreise» Sickert, Sch - Iain. Bautzen mit 16S Ringen; 2. Pallmrr, SchGes. Grosspostwitz. , Schelbmgewehr Auslage: 1. Siegermannschaft Untf. SchGes. uschos» werda (Schützen Resch, Hoffmann, Bauer (SMHrigj, weu»k«; L Sieger SchSei. Schirgiswalde (Schützen Trepte. Waurtck, Senke, Großer) mit 740 R- Scheibengewehr für Schützen unter 50 Jahre«: 1. Unterkreissieger SchGesi Lisch»so werd« mit V4S Ringen (Schützen M. Schreier, reich, K. Schreier, Sabiwalsky). Einzelscmeßen: 1. Eisold, Grohpost- sitz, mit 2SS R.; 2. Teich, mit 24S R.; S. Mart. Schreier, mit 245 R. 7 eid« SchGes. Btschof»w«rda.4. Wienhold, mit 242 R.. 8. Pall- «er, »nit 242 R-, beide SchGes. Großpostwitz. Kreisfachgrupve Kaninchenzüchter Bantzen Im Benerschen Gasthof in Denütz-Thumitz fand am Sonntag nachmittag ein« Besprechung statt. Krewsachgruppenvorsltzendec Seifert, Kirschau, «nie» darauf hin, daß zu Stallbauten jeder Holzhändler ohne Holzeinschnittschein bi» zu 3 Kubikmeter Holz an Im irrt« wohnend« Kleintierzüchter nach Auskunft des Landrat«« ab geben darf. Für treue Mitarbeit erhielten im Namen der Reichsfach grupp« di« silberne Ehrennadel Martin Thomas, Neukirch; Max Müller, Lallenberg, und Gustav Montag, Halbendorf (Svree) über reicht. Genehmigt wurde, daß der Sonderoerein für Angorazucht, B i s ch o f» w e r o a (3 28), als selbständiger Berein gilt. Im Bautze ner Kreise wurden 48 StallneUbauten mit SSS Buchten durchaesührt mit einer Reichsbeihilfe Mm 67L15 RM., ferner 56 Angora-Hasinnrn mit einer Beihilfe von 214.— RM. und 14 Zucht-Rammler mit einer Beihilfe von 138,18 RM. angekaust, so daß der Bautzener Kreis an Staastbeihilsen tnsaejamt 1O30H0 RM. erhalten hat. Von der San- desfachgrupp« erhielt für fördernde Mitarbeit in der Angorazucht der Verein Callenberg «inen Ehrenprest. Die Fragebogen über vor- handrne Rassen us«. müssen bis zum 1. August, diejenigen über di« Bereinssammlungen zur Kreisschau in Bischofswerda bis zum 18. August an den Kreisfachgruppenvorsitzenden eingereicht werden. Die Krestfachgrupp« zählt 41V Mitglieder, einen Sonderverein mit 10 und ein« Sugendgruppe mit 7 Mitgliedern. Als technischer Be rater für Angorazucht wurde Balzer, Sohland (Spree), verpflichtet. Am 2. und S. September haben die auf der Kreisschau zu zeigenden Angora-Zuchtstämme unter Schurkontrolle zu stehen. Di« Zusammen arbeit mit dem Deutschen Stedlerbund, im Bautzener Kreise sind es 582, muß sich reibungslos gestatten. Die Landerfachgruppe zählt 28 230 Mitglieder und 17 322 Äedler — 42552 Mitglieder gegenüber 70000 unorganisierten Züchtern, Me noch organisatorisch zu erfassen sind. Dke Angorazucht hat bedeutend zugenommen; 2888 Angora- Häsinnen wurden »nit 9822 RM. bezuschusst. Im Bautzener Kreise find vorhanden 1137 Angorakaninchen -- 576 Zunahme, von denen k, die mit schoß der zu stinen chuhläufe- inden wir Schebeks, > Hommel ng" mit >en fällt > bis zum schen und iquitäten» a wieder, , geht es ft in den eigert die nautischen aul Geis- in seiner »rillerende ver ein mit dem llatur, er- d hervor- gendlicher wäre sehr iärcn; es >rke Welt- alsozialis- keitsbrun- ühl. Und n Leben» ensfreude. A. Thies Bautzen (Schützen v: Prio. Schreier, r Pis-Hel, Weickert, Alters- Waurick. schast-des en Noack, KalSchV. 3. Unis, iltsch, He- iilthen 2. Unif. . Hedusch, »tzen 1547 nm). chast des iterkreises Masse 6; Postsport- cmann, Zes. Scch- SchGes. Arauen- ll-, gleich- Bautzen, »rsohland. nif. Sch.- Neukirch Sekunden reffer; 2. 6*ln« heroisch« Idee sammel! heroische Elemente, eine felg« Idee sammelt dl« Felgen. Adolf Hlkler komsn von IVlsris von Zsvksrskv Leppnjch »» WMa» 0M» Melst», NS«N>«>«. «L 14. Fortsetzung „Ach, vom HSSchen," spöttelte sie. „Hm, von meiner Fran," vervefferte Mllibald. „Sicher etwäS Interessantes," fÜchelte Lilo. In diesem Augenblick nahm Max Roland neben seiner Muse Platz. Herr Hase ließ seinen Brief heimlich, still und leise in der Rocktasche verschwinden. Vera hatte den süßen Pitt auf dem Schoß und fütterte ihn mit aufgeweichtem Zwieback. Das gab eine hübsche Schmiererei und ärgerte die Majorin. Sie konnte Tiere an sich nicht leiden, am Tisch schon gar nicht. Lilo ärgerte sich über Max Roland, weil er den morgendlichen Handkuß vergessen hatte. Mit einem Wort — die Stimmung war oberflau. Aber das änderte sich, als Fräulein Meta ihren Freund Herelnführte. Herr von Bache wurde vorgestellt und stammelte unge schickte Worte, mit dmen er seine Bewunderung für Künstler im allgemeinen und Theaterleute im besonderen ausdrückte. Sofort warm alle vergnügt. Lob war Auftrieb für diese gro ßen Kinder. Gottliell wurde bewillkommnet wie der Weih nachtsmann. AIS er seine Kakteen erwähnte, ließ jedermann das Früh stück im Stich. Alle liefen in das Käfterchen, wo einer dem an deren auf die Zehen trat. Die Stacheltöpfe wurden laut be wundert, waS Herrn von Bache Wohltat. Er war von seinm Mitbewohnern entzückt und hatte damit recht. Denn trotz ihrer Schwachen, Hünen Eitelkeiten und Fehler waren sie im Grunde gutherzige, verspielte Kinder. Mit einem Worte: Künstler. Ausgenommen Lilo, die schöne Seele. Sie fand Herrn von Bache ärmlich, seine Kakteen lächer lich und das ganze Getue mit ihm albern. Darin war die Ma jorin mit ihr einer Meinung. — Die nächsten Tage verliefen im Hause Habermann wie der erste. ES war nach wie vor „Leben in der Bude". Mahlzeiten wurden bestellt und dann einfach abgesagt oder nicht gegessen. DaS Frühstück dehnte sich über den ganzen Vormittag auS. Getränke und belegte Brote wurden zu allen Tag« und Nachtzeiten gewünscht. Wenn die abgehetzte Alma, die zu keiner ordentlichen Arbeit kam, nicht allen Forderungen gerecht werdm konnte, nahm daS niemand krumm. Man mar schierte einfach in die Küche und handelte dort nach dem Grund satz: Selbst ist der Mann! WaS die Perle mit bildlich gesträub ten Federn ertrug. Zwischendurch wurde fleißig gearbeitet, Rollen gelernt, ge dichtet, komponiert, zu Proben oder Abendvorstellungen gerast. Nebenbei stritt und vertrug man sich, schleppte Bekannte inS HauS, telephonierte, wurde angerufen. Kurzweg, es war Be trieb! Die Majorin kam aus dem Kopfweh nicht mehr heraus. Lilo lachte, feuerte bald Roland zum Dichten, bald Hase -um Komponieren an und verteilte süße Worte und ebensolche Blicke an beide. Selbst der gemütsruhigen Alma wuchs der Trubel allmäh lich über den Kopf. „DaS ist der reine Zirkus, Frau Major. Wann kommt denn nun daS WirtschaftSfräulein, von dem Sie gesprochen Haven?" fragte sie. Daß Irma endlich eintreffen möge, war der innigste Wunsch Amandas. Teils damit sie die Zügel deS Ganzen in die Hand nehme, teils deS Geldes Halver Denn, ovschon die Ma jorin eine geizige Rechnerin war, hatten ihre Gäste bisher ebensoviel verzehrt, wie sie bezahlt hatten. WaS man nicht ge ¬ rade mit Geschäft bezeichnen kann. Sie saß bedenklich auf dem trockenen. „Wenn bloß erst der Erste wäre," stöhnte sie nach einem katastrophalen Kassensturz. 10. Frau Anne Bosch war im Hotel „Fasan" angekommen und hatte dort mit ihrer Zofe Jofli ein paar hübsche Zimmer be zogen. Das Hotel war ein kleines gemütliches Haus. Mutz hatte es gewählt, weil es in der Nähe der Havermannschen Woh nung lag. Aus dem gleichen Grunde hatte der Major seinen Stammtisch dort gehabt. Und da Stammtische die Verände rung nicht lieben, tagte die „Kalte Ente" nach -wie vor im „Fasan". So war es nicht verwunderlich, daß Mutz auf geschickte Umfrage bald über Frau Habermann und deren Tochter im Bilde war. Als sie hörte, daß die Majorin eine Pension eröff net habe, lachte sie sich ins Fäustchen. Das paßte großartig in ihren Plan. Nun hieß es diesen Plan in die Tat umsetzen. Da Mutz von der guten Schweizer Bergluft sehr gekräftigt war, ging sie mit Volldampf ans Werk. Sie packte Josti ins Auto und diri- gerte den grauköpfigen Pop in die Modegeschäfte. „Ich werde dich neu auSstatten, Josii," verkündete sie. „Du sollst Mäntel, Schuhe, Hüte und Kleider bekommen wie eine Dame. Pikfein werde ich dich machen." Jossi war viel zu sehr an die Sprunghaftigkeit ihrer Her rin gewöhnt, um sich Kopfzerbrechen über diese neue Laune zu machen. Kopfzerbrechen war Jossis Art überhaupt nicht. Wenn Madam sie einkleiden wollte, bitte schön. Das machte Spaß und tat nicht weh. Sie hatte nur ein Bedenken. Die Herrin hatte bisher stets auf dezente Farben bei Jossis Anzug bestanden; während Jossi selber, dem Geschmack ihrer Rasse entsprechend, mehr fürs Bunte war. „Darf ich mir aussuchen, was ich will, Madam?" fragte sie daher vorsichtig. „Natürlich, Jossi." „Auch die Farben?" Nachtigall, ich hör' dich trappsenl dachte Mutz. „Auch die Farben", versprach sie. Jossi war zufrieden. Man durchstöberte die Modemagazine. Beim Anblick all der schönen Kleider geriet Jossi in einen wahren Rausch. Und da ihr die Herrin in nichts dreinredete, hatte sie bald eine Aus stattung beisammen, die ganz und gar ihrem Ideal entsprach. Sie war bunt wie ein Blumenbeet im Sommer. Im Hotel türmten sich Pakete und Schachteln. Jossi strahlte. Dann aber verzog sich ihr noch immer hübsches, dunkles Gesicht inS Weinerliche. „Ach, ich kann ja die vielen feinen Sachen doch nicht an ziehen," klagte sie. „Wenn ich bei Madam Dienst habe, muß ich immer ein schwarzes Kleid und eine weiße Schürze tragen." „Du hast keinen Dienst mehr bei mir, Jossi. Du wirst eine Dame spielen ... mich selber!" Jossi war allerhand von ihrer Herrin gewöhnt, aber nun setzte sie sich doch vor Staunen hin. Diesen Augenblick der Sprachlosigkeit benutzte Mutz, um ihr den Einfall, den sie im Suvretta-HauS gehabt hatte, samt der ganzen Vorgeschichte zu erzählen. In Amanda Habermanns Vorstellung hatte Julius Bosch eine Negerin geheiratet. Gut! Die Frau Majorin sollte eine Negerschwagerin haben ... in Gestalt von Jossi! Jossi hörte mit runden Augen und gespitzten Ohren zu. Sie gluckste vor Lachen. Wer nun glaubt, daß sie Mutz' Plan abgclehnt oder über haupt Bedenken geäußert hätte, begeht einen schweren Irrtum. Nichts ist mehr nach einem Negerherzen wie Mummenschanz oder ein loser Streich. Jossi war von dem Einfall ihrer Her rin begeistert. Dazu kam, daß sie Anne Bosch auf Tod und Leben ergeben war. Sie war mit ihr zusammen aufgewachsen, hatte auf der einsamen Hazienda Spiel und Unterricht mit dem weißen Kinde der Herrschaft geteilt. Jossi hätte für ihre Madam noch viel mehr getan als nur Komödie gespielt. „Hast du alles gut verstanden, Jossi?" „Natürlich, Madam. Ich bin jetzt die Herrin. Hi, hi, welch ein Spaß!" „Dann wollen wir mal Probe abhalten, Jossi. Kleide dich um. Ich warte im Nebenzimmer." Eine Viertelstunde später rauschte eine Dame herein. Sie trug ein knallblaues Seidenkomplet, einen ebensolchen Hut und bewegte einen gelben Sonnenschirm mit Grandezza. Wenn die dunkle Haut und die komische Zusammenstellung der Far ben nicht gewesen wären, hätte Jossi jedermann imponiert. Aber mit dieser Kakelbuntheit hatte Mutz gerechnet. Die hochgemute Frau Habermann sollte auch eine Freude haben! . . . Nach und nach wurden alle Kleider angezogen. Mutz drillte ihre Jossi auf „Anne Bosch, Besitzerin einer Rumfabrik". Aber eigentlich war das gar nicht nötig. Neger sind Natur schauspieler und ahmen mit Geschick alles nach. Lachend klopfte Mutz Jossi auf die braune Wange. „Jossi, du bist großartig", lobte sie. „Heute nachmittag siedelst du in die Pension Habermann über und spielst die Rumtante. Ich werde dich reichlich mit Geld versehen, damit Idu als großzügige Verwandte aus Uebersee auftreten kannst. Wenn Frau Habermann Geld braucht, wie ich vermute, dann gibst du ohne zu knausern." „Was, die Dame, die Madam gekränkt hat, soll Geld krie gen?" empörte sich Jossi. Mutz lachte. „Na, na, wir wollen nicht nachtragend und kleinlich sein, sondern der Schwägerin unter die Arme greifen. Aber wir wollen auch unseren Spaß haben und der eingebildeten Frau einen Denkzettel geben." „O Weh, Madam wird von dem Spaß nichts haben, wenn sie hier im Hotel bleibt." „Ich denke gar nicht daran, hierzubleiben. Morgen er scheine ich ebenfalls in der Pension Habermann. Aber zusam men können wir dort nicht gut auftauchen, nicht wahr?" Jossi sah das ein. Nach Tisch ließ Mutz einen ihrer großen Koffer ausräu men. Jossi packte die neuen Kleider ein. Und dann erschien Pop, um alles ins Auto zu tragen. Als er die herausgeputzte Jossi sah, blieb er erstaunt stehen. Der Alte wurde von Mutz mit wenigen Worten eingeweiht. „Nun fährst du Jossi in die Pension und bleibst dort zu ihrer Verfügung. Die reiche Rumtante muß natürlich ein Auto und einen Chauffeur haben. Und wenn ich morgen auf tauche, kennt ihr mich nicht." Pop nickte stumm, denn er war ein Philosoph und hielt nicht viel vom Reden. In diesem Augenblick kreischte der Papagei, den Frau Anne gekauft und über dessen Anschaffungszweck sich Henry Coster im fernen Pontresina den Kopf zerbrochen hatte. Mutz hätte das selber nicht sagen können. Sie hatte einfach einer Laune nachgegeben, well daS Tierchen ihr gefiel. Aber plötzlich wußte sie, daß Pipst zu höheren Aufgaben berufen war. Lachend nahm sie den Bauer vom Fensterplatz und reichte ihn Jossi. „Da, nimm ihn mit", rief sie übermütig, „als Mitbringsel auS Jamaika." Jossi verschwand gehorsam samt Pop. Am Fenster stehend, sah Anne Bosch der Abfahrt der bei den zu. Sie waren ein pompöses Paar. Und Pipsi in seinem Bauer krönte daS Ganze. Das Habermannsche Haus stand in einer breiten Straße, die Wohnung selber lag im Hochparterre. Die Vorderzimmer gingen auf einen Vorgarten und eins davon hatte eine Ve randa, auf der man an schönen Tagen den Kaffee einnahm. Heute war so ein warmer Spätsommertag. Wie durch ein Wunder waren sämtliche Mieter daheim und um den Vesper tisch versammelt. Alma brachte den Kaffee. Frau Habermann schenkte ein. Meta reichte den Gebäckkorb. Man ließ es sich munden. (Fortsetzung folgt)
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